BR24 Sport Felix Brych: "Würde den Fußball jetzt mal einfach halten"
An jedem Wochenende wird in der Bundesliga über Schiedsrichter und ihre Entscheidungen diskutiert. Die Entscheidungsfindung gerade mit Videobeweis sei nicht so einfach, erklärt Felix Brych. Deshalb ist er auch gegen weitere Neuerungen im Fußball.
Es vergeht kein Spieltag in der Fußball-Bundesliga, an dem nicht über die Schiedsrichter und ihre Entscheidungen diskutiert wird. Auch die Einführung des Videoschiedsrichters hat daran wenig geändert. Im Gegenteil: Sie hat diese eher noch verstärkt.
Auch am Freitagabend in Augsburg stand ein Unparteiischer im Mittelpunkt. Schiedsrichter Sören Storks hatte den Augsburgern gegen Mainz in der Nachspielzeit erst einen Foulelfmeter zugesprochen, ihn nach Studium der Videobilder aber wieder zurückgenommen. Rekordschiedsrichter Felix Brych springt seinem Kollegen bei: "Die Augsburger wissen auch, dass das kein Elfmeter ist", so Brych in "Blickpunkt Sport".
Brych über Kohr-Schlag gegen Essende: "Wäre Elfmeter gewesen"
Für den 49-Jährigen sei bei einer anderen Szene ein Strafstoß berechtigter gewesen. In der 70. Spielminute verpasst der Mainzer Dominik Kohr Augsburgs Samuel Essende im Sechzehner einen Ellbogenschlag. Der Franzose ließ sich daraufhin zu einer Tätlichkeit hinreißen und sah die Rote Karte. Brych hätte schon Kohrs Aktion geahndet: "Das wäre ein Elfmeter gewesen und ich glaube, wenn der Elfmeter gepfiffen worden wäre, dann würden wir über diese Szene (in der Nachspielzeit) gar nicht mehr reden."
Brych und seine Kollegen geben den Bundesliga-Profis zu Beginn der Saison Regelschulungen. "Da müssen alle kommen und müssen zuhören", erklärt Brych, der den Nutzen einer solchen Regelschulung eher gering sieht. "Es wird nie die Szene kommen, die wir ihnen vorlegen. Im Spiel ist das immer etwas anderes." Insofern sei es mehr eine "Auffrischung" für die Spieler.
Knackpunkt "glasklare Fehlentscheidung"
Der Videobeweis dient als Unterstützung und soll laut Regelwerk nur bei einer "glasklaren Fehlentscheidung" eingreifen. Während es beim Thema Abseits keine zwei Meinungen gibt, scheiden sich bei vielen Elfmeterpfiffen die Geister. "Das ist die Gretchen-Frage. Letztlich, dass neun von zehn am Ende des Tages sagen, das war eine glasklare Fehlentscheidung, aber wie willst du das als Schiri im Spiel wissen", beschreibt Brych das Dilemma, in dem sich er und seine Kollegen Woche für Woche befinden.
Würde mehr Personal die Entscheidungsfindung begünstigen? Nein, sagt der zweimalige Weltschiedsrichter. "Dann hast du noch mehr Meinungen. Letztlich muss der Haupt-VAR entscheiden, ob er sich beim Schiedsrichter meldet oder nicht." Bei Abseitsentscheidungen und bei der Beschaffung der Videobilder, also genau die richtige Einstellung zur Auflösung einer Szene zu finden, würde mehr Personal helfen, findet Brych. "Letztlich hast du als VAR nur fünf Sekunden Zeit und dann musst du wissen, was am Abend diskutiert werden könnte."
Felix Brych gegen weitere Regeländerungen im Fußball
Der VAR hat einen schweren Stand - besonders bei den Fans, die oft minutenlang warten müssen, ob das Tor nun zählt oder nicht. In Augsburg am Freitagabend dauerte die Entscheidungsfindung drei Minuten.
In der nordamerikanischen Football-Liga NFL müssen Schiedsrichter ihre Entscheidung über die Stadionmikrofone bekannt geben. Auch im Fußball könnte das bald der Fall sein, Felix Brych ist aber kein Fan davon.
"Wenn es kommt, dann werde ich das auch umsetzen, aber ich bin da dagegen." Der Fußball habe in den letzten Jahren genügend Neuerungen in der Technik und auch im Regelwerk erfahren, findet Brych. "Ich würde den Fußball jetzt mal einfach lassen und nicht noch etwas Neues reinmachen." Verwehren werde er sich möglichen Neuerungen aber nicht. "Wenn das kommt, mach ich natürlich mit. Das ist ja klar."
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Quelle: Blickpunkt Sport 22.09.2024 - 21:45 Uhr