Wintersport Abschied von Rodel-Chef Loch: Sekt, Tränen und 119 Medaillen
Dauergast an den Eiskanälen der Welt, ein Trainer mit dem richtigen Händchen, verantwortlich für 119 Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften - nach 16 Jahren als Chef wurde Rodel-Bundestrainer Norbert Loch in Sigulda verabschiedet.
Rodel-Bundestrainer Norbert Loch stand durchnässt im Zielraum. Im letzten Rennen seiner Karriere als Hauptverantwortlicher bei den deutschen Rodlern hatte ihm sein Team zuvor in der Staffel noch einmal einen Weltcupsieg beschert. Mitten in der Freude wurde er dann erst von einer Sektdusche, organisiert von Sohn Felix, und später von seinen Tränen "erwischt".
16 Jahre lang betreute Norbert Loch das deutsche Rodelteam, vor wenigen Wochen hatte Sohn Felix den Abschied angekündigt. Beim Weltcup im lettischen Sigulda endete nun tatsächlich eine Ära. Der sonst fast immer sachliche Loch senior war gerührt: "Es ist ein glücklicher Moment, auch weil es erfolgreich ausgegangen ist. Es zeigt, was die Burschen und die Mädels alle drauf haben."
Sektdusche vom Sohn
Seinen eigenen Anteil am Erfolg der vergangenen Jahrzehnte machte Loch gewohnt klein: "Ich kann nur sagen, ich bin stolz, auf alles, auf mein ganzes Team." Das hatte ihn zuvor in und neben der Bahn aber phasenweise noch einmal geärgert. Am Weltcup-Wochenende in Sigulda bescherte erst die abschließende Teamstaffel einen Sieg, danach nutzte Sohn Felix gezielt eine Schwäche des Vaters aus.
"Ich weiß, er hasst das", sagte Felix Loch, mit einem Lachen, über die Sektdusche für den Vater, der durchnässt im Zielraum stand. "Aber wir haben eine Ersatzjacke dabei." Der ausgelassenen Abschiedsparty steht also nichts im Weg.
119 Olympia-und WM-Medaillen, ein Großteil "made in Bavaria"
119 Medaillen gewann das Team des Bob- und Schlittensportverbands (BSD) für Deutschland im Rodeln in der Ära Loch. 24 davon allein sein Sohn Felix, 23 die bereits zurückgetretene Natalie Geisenberger, 26 das noch immer aktive Rodel-Duo Tobias Wendl/Tobias Arlt. Alles Ausnahmetalente, die Loch schon vor seiner Bundestrainerzeit betreut hatte als bayerischer Landestrainer.
In Bayern war Loch sogar noch länger aktiv als für Deutschland: 17 Jahre betreute er die Rodlerinnen und Rodler des Freistaats, bevor er ins Amt des Bundestrainers wechselte. "Wir haben uns gestritten und wieder vertragen, wir haben gelacht und gefeiert", schrieb Geisenberger zum Abschied auf Instagram: "Du warst ein unglaublich wichtiges Puzzleteil in meinem sportlichen Leben." Sätze, die so vom gesamten Team kommen könnten und unterstreichen, wie wichtig Loch im Leben zahlreicher Olympiasieger und Weltmeister war.
Nachfolger Patric Leitner - ein Olympiasieger übernimmt
Obwohl die Fußstapfen nicht größer sein könnten, steht ein Loch-Nachfolger natürlich längst parat. Patric Leitner, Doppelsitzer-Olympiasieger 2002, übernimmt. Für Felix Loch eine Idealbesetzung. Das ganze Team habe nochmal "Top-Leistungen gezeigt in diesen zwei Wochen. Ich glaube, er kann beruhigt übergeben an Leiti (Patric Leitner, Anm. d. Red)", sagte Loch über den Ausstand seines Vaters.
Norbert Loch wird den Übergang noch eine Weile als stiller Beobachter im Hintergrund begleiten, als Ansprechpartner steht er sowieso immer zur Verfügung. Loch wechselt zurück nach Bayern und will dort noch "zwei bis drei Jahre" als Leiter am Stützpunkt in Berchtesgaden arbeiten.
Auch der Wiederaufbau der Bob- und Rodelbahn am Königssee liegt ihm am Herzen. Diese war bei schweren Unwettern im Juli 2021 zu weiten Teilen zerstört worden, im Sommer sollen nun endlich die Wiederaufbau-Maßnahmen beginnen, nachdem der Kreistag im Berchtesgadener Land im vergangenen Jahr dafür gestimmt hat.
Quelle: BR24Sport 03.03.2024 - 16:00 Uhr