50-Millionen-Zugang mit Problemen Palhinha - Nur Sand im Getriebe des FC Bayern?
Gegen den FC Barcelona kam der FC Bayern mächtig unter die Räder. Auch, weil Joao Palhinha im Spielaufbau Joshua Kimmich kaum entlasten konnte. Für Kompany eine Warnung mit Blick auf die heiße Saisonphase. Schlägt nun die Stunde von Leon Goretzka?
Lange hatte der 50-Millionen-Neuzugang Joao Palhinha beim FC Bayern auf seinen großen Moment gewartet. "Wir werden ihn brauchen, wir werden ihn brauchen", beschwichtige Max Eberl, nachdem Youngster Aleksandar Pavlovic mit einer starken Vorstellung nach der nächsten Coach Vincent Kompany nicht mal die Chance gegeben hatte, auf den portugiesischen Routinier zu setzen anstatt auf den 20-Jährigen. Palhinha sei einer für die Topspiele, hieß es immer wieder. Das Spiel gegen den FC Barcelona war zweifelsohne ein solches und der Neuzugang stand in Startaufstellung - weil Pavlovic sich das Schlüsselbein gebrochen hatte.
Kimmich fehlt "Zocker" Pavlovic
Der Trainer war gezwungen, das Duo auseinanderzureißen, das über Wochen den gut funktionierenden Mittelfeld Motor des offensiven Kompany-Fußballs gegeben hatte. "Palhinha und Pavlo zwei verschiedene Spielertypen", erklärte der FC-Bayern-Trainer vor dem Champions-League-Spiel. Pavlovic sei "einer, der viel den Ball will, der viel zocken will, der viele Ballkontakte haben möchte, der es dann auch liebt, das Spiel zu gestalten." Palhinha eben nicht. Er sei jemand, "der auch mal gegen den Ball reinfahren kann, der auch sehr physisch spielen kann. Dementsprechend haben beide absolut ihre Vorzüge".
Wie schmerzhaft Kimmich seinen zockenden, ballfordernden Nebenmann vermissen würde, deutete sich schon gegen Stuttgart an. Nach Pavlovics Auswechslung wurde das Spiel der Münchner statischer. Der VfB konnte lange den Spielaufbau der Münchner unter Kontrolle halten - bis Harry Kane das Spiel per Hattrick entschied.
Nur 65 Ballkontakte: Barcelona erstickt Kimmich
Vier Tage später sezierte der FC Barcelona die Münchner, speziell in der zweiten Halbzeit - auch weil Kimmich nicht wie gewohnt agieren konnte. Mit dem extrem passsicheren Pavlovic an seiner Seite konnte sich Kimmich im Spielaufbau zwischen oder neben die Verteidiger fallenlassen. Das Pressing der Gegner konnte sich auf keinen der beiden konzentrieren und so war bislang fast immer eine Anspielstation im Mittelfeld frei.
Gegen Barcelona war Kimmich für den Spielaufbau weitgehend alleine verantwortlich, weil Palhinha eben kein spielstarker Mittelfeldspieler ist und besonders lange, öffnende Bälle nicht in seinem Standardrepertoire zu finden sind. Der FC Barcelona ignorierte beim hohen Pressing den Portugiesen, stürzte sich bei jeder Gelegenheit auf Kimmich, deckte ihn zu, nahm ihm den Raum zur Entfaltung.
Während Kimmich in den Spielen vor der Pavlovic Verletzung durchschnittlich auf 114 Ballberührungen pro Spiel kam, sank dieser Wert gegen Stuttgart auf 97, gegen Barcelona wanderte er in den Keller: Nur 65 Mal berührte Kompanys Mittelfeldregisseur den Ball. Der Spielaufbau musste vermehrt über die Außenverteidiger stattfinden - besonders bei Alphonso Davies derzeit nicht die stärkste Disziplin.
Schlägt nun die Stunde von Leon Goretzka?
Für Palhinha war nach 60 Minuten, beim Stand von 1:4, Schluss. Für ihn kam Leon Goretzka in die Partie und durfte zum ersten Mal unter Kompany mehr als zehn Minuten spielen und das auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld und nicht als Aushilfsinnenverteidiger wie bisher. Ob sich Goretzka auch gegen seinen Jugendverein VfL Bochum (Sonntag, 15.30 Uhr live in der Radioreportage) Chancen auf einen Einsatz machen kann? Denkbar wäre es, wenn Kompany beim Tabellenletzten lieber auf Spielstärke setzt, als auf das physische Spiel von Palhinha.
Auch der Österreicher Konrad Laimer wäre auf der Position neben Spielgestalter Kimmich eine Option, die deutlich mehr mit dem Ball anfangen und Kimmich im Spielaufbau entlasten könnte. Ob Kompany gegen Bochum allerdings tatsächlich Palhinha auf die Bank setzt und dem Standing des teuren Neuzugangs damit unweigerlich weiter zusetzt, ist zumindest fraglich.
BVB, PSG, Benfica: November voller Topspiele
Viel entscheidender wird die Frage sein, auf wen der Trainer in den Topspielen im November gegen Benfica Lissabon (6. November), Paris Saint-Germain (26. November) und Borussia Dortmund (30. November) setzt. Wenn Anfang Februar die K.o.-Phase der Champions League beginnt, wird Pavlovic von seinem Schlüsselbeinbruch genesen sein. Bis dahin muss Palhinha beweisen, warum der FC Bayern ihn geholt hat, um die Top-Spiele zu gewinnen - und dass das System von Kompany tatsächlich auch Platz für die lang ersehnte "Holding Six" hat.
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Quelle: Blickpunkt Sport 27.10.2024 - 21:45 Uhr