Nach Stürzen bei Tour de France Roglic steigt aus, sein Team "muss sich neu finden"
Primoz Roglic verlässt nach zwei Stürzen die Tour de France. Der Traum vom Podium ist geplatzt, sein deutsches Team braucht neue Ziele.
Der deutsche Rennstall Red Bull-Bora-hansgrohe verkündete die Entscheidung am Freitagmittag (12.07.2024). "Er hatte jetzt zwei Stürze. Man kann ausschließen, dass er eine Gehirnerschütterung oder gebrochene Knochen hat. Aber der Impact auf seinen Körper ist einfach so groß, dass man sagt: Es hat keinen Sinn loszufahren", sagte Team-Sportdirektor Rolf Aldag der Sportschau.
"Er ist natürlich enttäuscht, wie wir alle enttäuscht sind. Er hat super viel investiert. Wir müssen alle erst einmal tief Luft holen." Roglic habe sich noch von allen verabschiedet und fahre jetzt nach Hause, berichtete Aldag. Das Team müsse sich jetzt neu finden. "Wir haben uns ein halbes Jahr vorbereitet auf ein Ziel, auf eine Strategie: auf Gelb mit Primoz Roglic. Dieses Ziel existiert nicht mehr."
Gemeinsam mit den verbliebenen Fahrern habe man die neue Herangehensweise besprochen. Attacken in Ausreißergruppen und ein Schluss-Sprint von Danny Van Poppel bleiben als Alternativen. "Wir wollen offensiv weiterfahren, haben gute Rennfahrer. Die Tour ist nicht vorbei, aber es macht die Sache für uns nicht einfacher, hier zu glänzen", sagte Aldag.
In Massensturz verwickelt
Roglic, bereits auf der elften Etappe in einer Abfahrt weggerutscht, war am Donnerstag zwölf Kilometer vor dem Ziel bei einem Massensturz zu Fall gekommen. Der Kasache Alexey Lutsenko war über einen Fahrbahnteiler gestürzt und löste eine Kettenreaktion aus. Roglic konnte nicht mehr ausweichen, verletzte sich auch an der rechten Schulter, die er sich bereits Anfang April ausgekugelt hatte.
Das Feld fuhr Roglic und den anderen Gestürzten davon. Seine Teamkollegen versuchten noch, den 34-Jährigen wieder heranzubringen - ohne Erfolg. Er verlor fast zweieinhalb Minuten, in der Gesamtwertung fiel er auf Rang sechs zurück, 4:42 Minuten trennen ihn von Spitzenreiter Tadej Pogacar.
Aldag: "Es geht um Primoz als Menschen"
"Wir haben jetzt erstmal andere Sorgen. Jetzt geht es erstmal um Primoz als Menschen", sagte Aldag im Anschluss. Kritik an den Organisatoren wegen der gefährlichen Fahrbahnteiler äußerte er nicht.
"An 364 Tagen sind diese Sachen gut, die Menschen im normalen Verkehr zu schützen, aber sie schützen sicher nicht die Fahrer in einem Finale", sagte Aldag. "Aber man kann niemanden beschuldigen. Wir wussten, dass sie dort sind, und ich weiß nicht, ob es eine Alternative zu dieser Straße gab, um ins Stadtzentrum zu kommen."
Kritik aus den Niederlanden
Merijn Zeeman, Sportdirektor des konkurrierenden Teams Visma - Lease a Bike, dem Roglic bis zur Vorsaison angehörte, sah dies dagegen ganz anders. "Das ist zu 100 Prozent die Schuld der Organisation. Eine solche Passage kann man nicht mit einem Tour de France-Peloton durchfahren. Das ist sehr unverantwortlich und sollte nicht passieren", sagte Zeeman gegenüber der niederländischen Nachrichtenwebsite "NU.nl".