2024 in Paris Russische Athleten bei Paralympics unter neutraler Flagge
Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus dürfen im kommenden Jahr bei den Paralympics in Paris (28. August bis 8. September 2024) unter neutraler Flagge wieder starten. Das entschied die Mehrheit der Nationalen Paralympischen Komitees am Freitag auf der Generalversammlung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) in Bahrain.
In einer ersten Abstimmung hatten die Mitgliedsverbände mit 74:65 Stimmen (bei 13 Enthaltungen) gegen einen Antrag auf vollständige Suspendierung des NPK Russlands votiert. Am Nachmittag stimmte eine Mehrheit von 90 Nationen für eine Verlängerung der Suspendierung um zwei Jahre und einem damit verbundenen Start unter neutraler Flagge.
Das IPC hatte bis zuletzt darauf verzichtet, Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus zu Wettkämpfen zuzulassen, auch unter neutraler Flagge. Das war das Ergebnis der Vollversammlung in Berlin im vergangenen November.
In Manama, der Hauptstadt Bahrains, entschieden sich die NPKs nun anders. Die Abstimmungen bei den Belarussen fielen zahlenmäßig ähnlich aus. Es dürfen allerdings nur Individualsportler aus den beiden Nationen in Paris antreten, Mannschaften sind weiter ausgeschlossen. Voraussetzung ist zudem, dass die Athleten und Betreuer die vom IPC-Vorstand noch festzulegenden Teilnahmebedingungen erfüllen.
Weg zu Olympia in Paris geebnet?
Der Beschluss dürfte auch als Fingerzeig für das Internationale Olympische Komitee (IOC) taugen, das in der Frage auf Zeit spielt. Das IOC mit Thomas Bach an der Spitze hatte den internationalen Fachverbänden im Winter die Wiederzulassung von russischen Einzelsportlern offiziell empfohlen.
Seitdem erwarten viele Experten, dass Russland dadurch trotz seines Angriffskrieges in der Ukraine der Weg nach Paris geebnet werden soll. Eine Entscheidung über die politisch umstrittene Olympia-Teilnahme von russischen Sportlern will das IOC "zu gegebener Zeit" treffen.
DBS-Präsident entäuscht über Votum
Friedhelm Julius Beucher war enttäuscht. Die Rückkehr der Athleten aus Russland und Belarus auf die Bühne des paralympischen Weltsports inmitten des Angriffskrieges in der Ukraine hat den Präsidenten des Deutschen Behindertensportverband überrascht und geschockt. "Das ist keine Sternstunde für die Werte-Gemeinschaft des IPC", sagte Beucher der Deutschen Presse-Agentur.
Der 77 Jahre alte Beucher hatte zuvor in einer energischen Rede vor der Versammlung zur Beibehaltung des Ausschlusses aufgerufen. Im Vergleich zur Abstimmung im November 2022 habe sich nichts geändert, hatte Beucher gesagt: "Es herrscht immer noch Krieg. Schrecklicher als zuvor."
Scharfe Kritik durch den Athleten-Verband
Die Vereinigung Global Athlete kritisierte den Beschluss scharf. Das IPC habe Russland eine weltweite Bühne für Kriegspropaganda bereitet, hieß es in einer Mitteilung. Damit stelle sich der Verband auf die falsche Seite der Geschichte.
Offiziell bleibt das paralympische Komitee Russlands für zwei weitere Jahre suspendiert, vorbehaltlich einer Neubewertung bei der nächsten ordentlichen Generalversammlung. Zudem darf Russland für diesen Zeitraum keine offiziellen IPC-Wettkämpfe organisieren.