Spannendes Mehrkampf-Finale im Turnen Shinnosuke Oka wird Olympiasieger, Nils Dunkel 18.
Ein enges Mehrkampf-Finale der Männer entscheidet sich am Mittwochabend am letzten Gerät. Der Japaner Oka schlägt seinen enttäuschenden Landsmann, den Top-Favoriten Daiko Hashimoto. Auch der Deutsche Nils Dunkel überzeugt - besonders am Pauschenpferd.
Von Beginn an lieferte der Japaner Shinnosuke Oka am Mittwochabend im Mehrkampf-Finale von Paris ab. Der erst 20-Jährige etablierte sich am Boden und dem Pauschenpferd sofort in der Spitzengruppe der Gesamtwertung und überzeugte auch in seinen weiteren Übungen. Anders als die Favoriten um den ungewöhnlich schwachen Hashimoto leistete Oka sich kaum Fehler. Im vielleicht besten Wettkampf seines Lebens turnte er Stück für Stück zu Gold. Silber und Bronze gingen an die Chinesen Boheng Zhang und Ruoteng Xiao.
Die Entscheidung fiel dabei allerdings erst in der letzten Übung. Gleich sechs Turner hatten vor dieser noch realistische Chancen auf den Olympiasieg und für die Favoritengruppe ging es ans Reck. Dort legte der Brite Joe Fraser mit einer sehr guten Übung und insgesamt 85,532 Punkten vor, ehe der Ukrainer Illia Kovtun - ausnahmsweise am Boden - mit insgesamt 86,165 Punkten konterte.
Es folgten die drei späteren Medaillengewinner, die allesamt ebenfalls überzeugten und nacheinander gespannt auf ihre Ergebnisse warteten. Ruoteng Xiao wurde mit 86,364 Punkten Dritter, Landsmann Boheng Zhang mit 86,599 Punkten enttäuschter Zweiter. Shinnosuke Oka hingegen krönte sein Finale mit insgesamt 86,832 Punkten und dem Olympiasieg. Sein Landsmann Daiko Hashimoto hatte da, völlig unerwartet, schon lange nichts mehr mit der Medaillenvergabe zu tun.
Top-Favorit Hashimoto enttäuscht
Der Top-Favorit und Olympiasieger von 2021 erwischte einen - gemessen an seinen Ansprüchen - höchst enttäuschenden Wettkampf. Eigentlich der große Turnstar seines Landes, startete der Japaner bereits am Boden nur solide, turnte dann noch dazu eine maximal mittelmäßige Übung am Pauschenpferd. Auch an den Ringen konnte er anschließend keinen Boden gut machen und so lag Hashimoto nach der Hälfte der Übungen nur auf Rang 16. Zu dem Zeitpunkt noch einen Rang hinter ihm: Boheng Zhang - der zweite große Favorit.
Der Chinese hatte sein persönliches Finale mit einem Sturz am Boden begonnen. In der Folge steigerte er sich allerdings von Übung zu Übung sichtbar und arbeitete sich so zurück in das Medaillenrennen - anders als Hashimoto. Erst am Sprung zog er mit einer guten Übung überhaupt in die Top Ten ein. Eine Medaille verpasste der Japaner schlussendlich recht deutlich: Hashimoto beendete das aus seiner Sicht verkorkste Finale auf Rang sechs.
Nils Dunkel überzeugt an "seinem" Pauschenpferd
Der einzige deutsche Vertreter, der 27-jährige Nils Dunkel, beendete das Mehrkampf-Finale als - für seine Verhältnisse und Erwartungen - starker 16. Der gebürtige Erfurter, der aktuell in Halle wohnt und trainiert, turnte zahlreiche seiner Übungen solide und durchaus sauber, verzichtete dabei in der Regel allerdings auf komplizierte Elemente.
Seine mit Abstand beste Übung turnte Dunkel in seiner Spezialdisziplin am Pauschenpferd. Dort überzeugte er mit einer sehr sauberen Leistung und verzeichnete unter allen Final-Turnern mit 14,466 Punkten die fünftbeste Wertung. "Es war ein fehlerfreier Wettkampf, das ist das, was ich mir vorgenommen habe", sagte Dunkel anschließend mit einem breiten Grinsen: "Ich bin super zufrieden mit dem Ganzen."
Weitere Finals mit deutscher Beteiligung
Nach Dunkel sind die Augen aus deutscher Sicht nun auf Weltmeister Lukas Dauser gerichtet, der am Montag am Barren um eine Medaille turnt. Bei den Frauen steigt das Mehrkampf-Finale am Donnerstag, in dem mit Helen Kevric aus Stuttgart und der Kölnerin Sarah Voss gleich zwei deutsche Athletinnen an den Start gehen. Zudem turnt die erst 16 Jahre alte Kevric am Sonntag noch im Stufenbarrenfinale, aus dem die deutsche Mehrkampfmeisterin in der Qualifikation Superstar Simone Biles verdrängt hatte.