Olympia-Historie Olympische Spiele 2016 in Rio: Traumkulisse und viele Probleme
Die ersten Olympischen Spiele in Südamerika werden nicht als die besten in die Geschichte eingehen. Rio bot eine traumhafte Sport-Kulisse, Rhythmus und Stimmung - aber auch viel Kritisches.
Die erste Olympischen Spiele in Südamerika werden nicht als besonders gute in die Geschichte eingehen - und das obwohl sie vor einer traumhaften Kulisse stattfinden.
Nach den nahezu perfekt organisierten Spielen von London 2012 tritt Rio de Janeiro das Erbe im Zeichen der Ringe unter ganz anderen Vorzeichen an: Kriminalität, Korruption, soziale Verwerfungen und das Zika-Virus sind die bestimmenden Themen rund um die Sommerspiele in Brasilien.
Russland trotz Dopingskandals dabei
Die Milliardenausgaben für den Sport geraten angesichts des Finanznotstands am Zuckerhut zum Störfaktor. Manche Sportstätten werden erst auf den letzten Drücker fertig, Sportler beklagen beim Einzug ins Olympische Dorf Probleme mit Wasser- und Stromversorgung.
Zum sportlichen Hauptthema der Spiele wird Doping. Trotz massiver Manipulationsvorwürfe will sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht zu einem Bann für Russland durchringen. Weil jeder Weltverband selbst über Sanktionen entscheiden muss, kommt es zu einem Chaos bei der Nominierung. Am Ende treten unter russischer Flagge immerhin noch 280 Sportler in Rio an.
Brendel überragend - Desaster für Schwimmer
Der Deutsche Olympische Sportbund schickt die zweitgrößte Olympia-Mannschaft der Geschichte nach Rio. 423 Athleten gewinnen nach zunächst drei medaillenlosen Wettkampftagen doch noch 42 Plaketten - zwei weniger als vier Jahre zuvor in London. Neben den Kanuten (7) sind die Reiter (6) und Schützen (5) die erfolgreichsten Medaillensammler.
Herausragend: Kanute Sebastian Brendel, der zweimal Gold holt und bei der Schlussfeier die deutsche Fahne trägt, Turn-Star Fabian Hambüchen, der seine Karriere mit dem Olympiasieg am Reck krönt, die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, die Gold aus dem Sand an der Copacabana buddeln, und Dressurreiterin Isabell Werth, die mit ihren Medaillen Nummer neun und zehn zur zweiterfolgreichsten deutschen Olympionikin hinter Birgit Fischer aufrückt.
Zum Desaster wird der Auftritt der Beckenschwimmer, die erstmals seit 1932 ohne Podestplatz bleiben.
Auch die Leichtathleten enttäuschen mit nur drei Medaillen, darunter allerdings die Olympiasiege von Speerwerfer Thomas Röhler und Diskuswerfer Christoph Harting. Der jüngere Bruder von Robert Harting verblüfft erst mit einem Sahnewurf im letzten Durchgang und irritiert dann mit einem Verhalten zwischen Arroganz und Unreife.
Einer aus dem deutschen Tross kehrte nicht lebend heim: Kanuslalom-Trainer Stefan Henze kommt bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben.
Goldener Abschied von Bolt und Phelps
Sportlich in Erinnerung bleiben wird das atemberaubende Turnfeuerwerk von Simone Biles. Die Amerikanerin glänzt bei ihrer Olympia-Premiere mit viermal Gold und einmal Bronze und verzückt sogar die ansonsten nicht besonders fairen brasilianischen Zuschauer. Zwei Legenden des Sports setzen in Rio goldene Schlusspunkte hinter ihre unvergleichlichen Karrieren.
Supersprinter Usain Bolt gewinnt zum dritten Mal nach Peking 2008 (Staffelgold nach einem Dopingvergehen von Nesta Carter nachträglich aberkannt) und London 2012 das Triple. Der Jamaikaner tritt ebenso von der Olympia-Bühne ab wie US-Schwimmstar Michael Phelps, der mit fünfmal Gold und einmal Silber seine Medaillenausbeute auf sage und schreibe 28 Medaillen schraubt. Damit wird er vermutlich auf Jahrzehnte der erfolgreichste Olympionike bleiben.
Bekanntes Bild: Michael Phelps mit einer Goldmedaille.