Olympia-Historie Olympia 1984 in Los Angeles: Lewis auf Owens' Spuren
Die ABC zahlt 288 Millionen Dollar für die weltweiten Senderechte: So wirft Olympia erstmals Gewinn ab. Carl Lewis holt wie Jesse Owens 48 Jahre zuvor viermal Gold.
Es werden bunte Spiele in Los Angeles, auch wenn die Sportler aus der UdSSR, der DDR und aus Kuba als Reaktion auf den westlichen Boykott in Moskau 1980 fernbleiben. Offizielle Begründung: angeblich unzureichende Sicherheitsvorkehrungen.
Doch das farbenfrohe Spektakel mit der Rekord-Teilnehmerzahl von 140 Nationen, für dessen weltweite Übertragungsrechte der US-Sender ABC die damals ungeheure Summe von 288 Millionen Dollar zahlt, bleibt als große Olympia-Show in Erinnerung, die dank potenter Sponsoren erstmals einen Millionen-Gewinn abwirft.
Olympia - erstmals privat finanziert - ist endgültig zu einem großen Geschäft geworden. Scheinbar inspiriert vom schwebenden "Rocket Man" mit Düsenantrieb bei der Eröffnung bietet US-Leichtathlet Carl Lewis eine galaktische Vorstellung: Mit Gold über 100, 200, 4x100 Meter und im Weitsprung wiederholt er ein Kunststück, das zuvor nur Jesse Owens 1936 in Berlin gelungen war. Ebenfalls viermal Gold plus einmal Silber holt die rumänische Turnerin Ecaterina Szabo.
Groß und Meyfarth strahlende Sieger in L.A.
Zum Superstar im bundesdeutschen Olympia-Team, das am Ende hinter Rumänien im Medaillenspiegel Rang drei belegt, avanciert Schwimmer Michael Groß. Der 2,01 m lange gebürtige Frankfurter gewinnt über 200 Meter Freistil und über 100 Meter Schmetterling jeweils mit Weltrekord Gold sowie Silber über 200 m Schmetterling und mit der bundesdeutschen 4x200-m-Freistil-Staffel. Ob seiner riesigen Spannweite wird der damals 20-Jährige beinahe ehrfürchtig "Albatros" genannt.
Ein einzigartiger Höhenflug gelingt auch Ulrike Meyfarth: Zwölf Jahre nach ihrem Sensations-Sieg von München springt die durch alle Höhen und Tiefen einer internationalen Karriere emotional gestählte Leverkusenerin im Zweikampf mit der Italienerin Sara Simeoni mit 2,02 m erneut zu Gold. Nie zuvor hat ein Athlet oder eine Athletin nach so langer Zeit bei Olympischen Spielen erneut ganz oben gestanden.
Klimke mit dem fünften Gold
Kugelstoßerin Claudia Losch, Diskuswerfer Rolf Danneberg und Disziplin-Kollege Dietmar Mögenburg tun es Meyfarth auf dem Siegertreppchen gleich.
Die Zehnkämpfer Jürgen Hingsen und Sigi Wentz finden nach einem der besten Wettbewerbe aller Zeiten im Briten Daley Thompson ihren Bezwinger, 400-m-Hürden-Europarekordler Harald Schmid hat gegen Weltrekordler Ed Moses erneut das Nachsehen.
"Albatros"-Kumpel Thomas Fahrner "verzockt" sich über 400 m Freistil: Weil er für das Finale eine Außenbahn anpeilt, lässt er es im Vorlauf ruhig angehen. Zu ruhig. Denn als Neunter verpasst Fahrner den A-Endlauf. Schwacher Trost: Mit Wut im Bauch stellt er als Sieger des B-Finals in 3:50,91 Minuten einen olympischen Rekord auf und ist schneller als Olympiasieger George DiCarlo (USA). Gold gibt es trotzdem nicht.
Das angelt sich, sowohl im Einzel als auch im Mannschaftswettbewerb bei den Dressurreitern, Dr. Reiner Klimke. Mit insgesamt fünfmal Gold seit 1964 ist Klimke seinerzeit so erfolgreich wie Hans Günter Winkler bei den Springreitern.