Olympia-Historie Olympia 1936 in Berlin: Jesse Owens siegt und siegt
Hitlers Propaganda-Spiele: Trotz Boykott-Überlegungen locken sie eine Rekordzahl von Teilnehmer-Nationen nach Berlin. Star der Spiele ist Leichtathlet Jesse Owens.
Die "Jugend der Welt" zu Gast - für die nationalsozialistische Regierung ist Olympia in Berlin eine grandiose Möglichkeit zu Selbstdarstellung, politischer Verschleierung (am fünften Wettkampftag schickt Hitler Truppen nach Spanien, um Franco zu unterstützen und deutsches Kriegsmaterial zu testen) und Glorifizierung der "arischen Rasse".
"Der Tod macht Urlaub" titeln ausländische Zeitungen sarkastisch mit dem Blick auf die Inszenierungen in Berlin.
US-Boykott gerade noch abgewendet
Vergeben hatte das IOC die Spiele nach Berlin bereits 1931. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 werden Stimmen, die einen anderen Ausrichter forderten, laut. Vor allem nach Verabschiedung der "Nürnberger Rassegesetze" 1935.
In den USA gibt es eine starke Boykottbewegung. Doch der damalige US-Sport-Funktionär und spätere IOC-Präsident Avery Brundage sorgt mit seinem Einfluss dafür, dass eine Abstimmung ganz knapp zu Gunsten der Befürworter einer Teilnahme ausfällt. Einem US-Boykott wären wohl auch zahlreiche andere Nationen gefolgt.
So sind 1936 mehr Nationen als jemals zuvor im Olympia-Stadion versammelt, das in rund zwei Jahren aus dem Boden gestampft wurde - nebst "Reichssportfeld" nach antikem Vorbild. Die blonde Florett-Fechterin Helene Mayer, Olympiasiegerin von 1928, dient den Nationalsozialisten als Alibi - obwohl ihr 1933 noch als "Halbjüdin" das Stipendium entzogen wurde. Bei der Siegerehrung für ihre Silbermedaille entbietet Mayer den Hitlergruß.
Vier Mal Gold für Owens
Der Superstar der Spiele ist ein US-Amerikaner: Jesse Owens. Der Leichtathlet siegt, wann immer er startet und gewinnt vor allem die Herzen der Fans. Nicht nur durch seine phänomenalen Leistungen, sondern auch durch sein offenes und bescheidenes Auftreten:
Mit dem Leipziger Weitsprung-Europarekordler Luz Long, dem er nach den Plänen der Nationalsozialisten eigentlich unterliegen sollte, lümmelt sich Owens plaudernd im Gras.
Im Wettkampf ist der US-Amerikaner allerdings unerbittlich: Seine Erfolgsserie beginnt über 100 Meter in 10,3 Sekunden. Gold Nummer zwei und drei sichert sich der Mann aus Alabama über 200 Meter (20,7 Sekunden/Weltrekord) und im Weitsprung (8,06 Meter).
Auch das vierte Gold - über 4x100 Meter in 39,8 Sekunden - ist von einem Weltrekord gekrönt, der erst zwanzig Jahre später verbessert wird. Owens wird damit der erste Leichtathlet, der bei Olympischen Spielen vier Goldmedaillen holt.
Wieder Gold für "Nurmi"
Den Sieg in der Medaillenwertung holen aber die Gastgeber: mit 33 Gold-, 36 Silber- und drei Bronzemedaillen deutlich vor den USA (24/20/12) - und trotz des Stabverlustes beim letzten Wechsel der weit in Führung liegenden deutschen 4x100-Meter-Staffelsprinterinnen.
Vor allem die deutschen Turner zeigen sich mit einem Dutzend Mal Edelmetall in überragender Form. Japan und die USA dominieren wie in den Jahren zuvor den Schwimmsport.
Und erneut gewinnt ein "Nurmi" Gold: Nicht der finnische Wunderläufer der 20er Jahre, sondern das Pferd des deutschen Military-Reiters Ludwig Stubbendorff, der in der Einzel- und Mannschaftswertung nicht zu schlagen ist. Die Olympia-Premiere im Basketball entscheiden die US-Amerikaner für sich.