Sportschießen Reitz - Kein Fahnenträger, aber Medaillen-Anwärter
Bei der Wahl zum deutschen Fahnenträger war Sportschütze Christian Reitz ohne Chance. Am Schießstand soll es besser laufen für den 37-Jährigen. Reitz zählt zu den Medaillenkandidaten im deutschen Team. Es wäre nicht das erste Mal, dass er bei Olympia auf dem Treppchen steht.
Christian Reitz ist zwar ein erfolgreicher Sportler, aber irgendwie trotzdem ein Underdog. Der Sportschütze stand als einer von drei Athleten zur Wahl als Fahnenträger für das deutsche Olympia-Team. Gegen die weltbekannten Dennis Schröder (Basketball) und Alexander Zverev (Tennis) war er aber chancenlos. Bei der Abstimmung wurde Reitz abgeschlagener Dritter.
Die Konkurrenz ist zu bekannt
Für den Regensburger war das nicht verwunderlich. Schon vor der Wahl schätzte er seine Chancen als gering ein. "Meine Konkurrenten sind bekannter als ich, das liegt teils auch an der Sportart", sagte Reitz im Interview mit "Sport im Osten". Ein deutscher Sportschütze wurde noch nie zum Fahnenträger ernannt.
Es gibt kritische Stimmen, die das Prozedere der Wahl kritisieren und es gerne gesehen hätten, dass Reitz das deutsche Team anführt. Immerhin soll Olympia ja genau dafür gut sein: dass auch mal die vermeintlich nischigen Sportarten im Rampenlicht stehen. Bei der Fahnenträger-Wahl ist das aber nicht unbedingt entscheidend.
2.000 Follower und 2 Medaillen
Reitz ist nicht gerade das, was man eine schillernde Persönlichkeit nennt. Seine Hobbys sind Lesen, Programmieren und die Aufzucht von Reptilien. Vor acht Jahren nannte er acht Schlangen sein eigen. Bei Instagram folgen ihm knapp 2.000 Menschen, bei Dennis Schröder sind es 4,1 Millionen.
In seiner Sportart ist der Polizeioberkommissar hingegen eine echte Größe: Weltmeister 2023 und 2022, dazu sechs Mal EM-Gold. Die Olympischen Spiele in Paris sind bereits die fünften seiner Karriere. Im chinesischen Peking sicherte er sich 2008 mit der Schnellfeuerpistole die Bronzemedaille, im brasilianischen Rio de Janeiro holte er 2016 Gold. In Frankreich darf die Sammlung gerne anwachsen.
Das Finale als Minimalziel
Die Schützen messen sich nicht in Paris, sondern im rund 260 Kilometer entfernten Chateauroux. Dort greift Reitz bei der Qualifikation über 10 Meter am Samstag (27.07.2024) zum ersten Mal zur Luftpistole. In seiner Paradedisziplin mit der Schnellfeuerpistole über 25 Meter beginnt die Quali erst am 4. August.
"Wenn alles normal läuft, sollte der Sprung ins Finale machbar sein", gibt sich Reitz vor dem Turnier selbstbewusst, auch wenn er bei seiner fünften Olympia-Teilnahme noch immer eine gewisse Nervosität verspürt. Das gehöre wohl einfach dazu, meint er.
Im Finale sei dann alles "eine Momentaufnahme. Da gilt es, so lange wie möglich drinzubleiben." Schafft er das lange genug, nimmt er seine dritte Olympia-Medaille mit nach Hause. Gar nicht so schlecht für einen Underdog.