Timo Barthel vom Turm

Wasserspringen bei Olympia Timo Barthel springt vom Turm auf starken sechsten Platz

Stand: 10.08.2024 17:28 Uhr

Überzeugende Leistung von Timo Barthel im Finale vom Turm: Aus zehn Metern sprang er am Samstag auf Platz sechs. Gold ging an den Chinesen Yuan Cao, Silber und Bronze an Rikuto Tamai und Noah Williams. Erstmals seit 2012 blieben die deutschen Wasserspringer ohne olympische Medaille.

Timo Barthel, für den bereits die Qualifikation für das Finale am Vormittag ein großer Erfolg gewesen ist, startete im Finale am Nachmittag mit einem gehockten dreieinhalbfachen Salto. Der 28-Jährige brachte ihn solide ins Wasser, bekam dafür 70,40 Punkte und lag nach dem ersten Durchgang unter den insgesamt zwölf Finalteilnehmern im Mittelfeld.

Medaille wäre eine kleine Sensation

Dass eine Medaille eine kleine Sensation wäre, war bereits im Vorfeld des Finalspringens klar gewesen. Zum einen, weil die Konkurrenz um die Favoriten wie Yuan Cao (China) Tamai Rikuto (Japan) und Rylan Wiens (Kanada) groß war. Zum anderen, weil Barthel eine insgesamt vergleichsweise simple Sprungrotation ohne die ganz großen Schwierigkeiten mit ins Finale gebracht hatte.

Dazu gehörten im zweiten Sprung ein dreifacher Rückwärtssalto aus dem Handstand heraus sowie im dritten Durchgang ein gehockter dreieinhalbfacher Rückwärtssalto. Letzteren brachte Barthel sehr sauber ins Wasser und schob sich dank 79,20 Punkten zum Lohn in der Gesamtwertung auf Rang sieben vor.

Während Barthel nach der Hälfte des Wettkampfes 218,90 Punkte auf dem Konto hatte, lag der Chinese Yuan Cao mit bereits 280,50 Punkten an der Spitze. Sein Landsmann, der Mitfavorit und Zweite des Halbfinals, Hao Yang lag hingegen völlig überraschend auf dem letzten Rang.

Zwei starke Sprünge zum Schluss

Seinen besten Finalsprung zeigte Barthel anschließend im fünften der sechs Durchgänge. Dort zeigte er in seinem wohl letzten Wettkampf vom Turm – Barthel wird sich nach den Olympischen Spielen voraussichtlich auf das Springen vom Brett konzentrieren – noch einmal seinen Lieblingssprung. Für einen sehr sauberen dreieinhalbfachen Auerbachsalto gehockt bekam er starke 81,60 Punkte.

Im letzten Sprung zeigte Barthel als Einziger im Feld noch einen anderthalbfachen Rückwärtssalto mit dreieinhalb Schrauben. Der trug zu einer Gesamtpunktzahl von 446,20 Punkten bei – der höchsten von Barthel in Qualifikation, Halbfinale und Finale. Die Goldmedaille sicherte sich kurz darauf der im Finale überragende Chinese Yuan Cao (547,50) vor dem erst 17-jährigen Japaner Rikuto Tamai und Noah Williams aus Großbritannien.

Überzeugende Final-Qualifikation gegen starke Konkurrenz

Dass bereits der Finaleinzug für den einzigen deutschen Springer vom Turm ein großer Erfolg sein würde, hatte sich bereits am Freitag in der Qualifikation angedeutet. Dort hatte der Sportsoldat, der paradoxerweise seit seiner Kindheit Höhenangst hat, mit soliden Sprüngen Rang zwölf erreicht.

Das galt es am Samstagmorgen zunächst im Halbfinale zu bestätigen. Jeder Platz dahinter hätte das Aus bedeutet. Doch Barthels Nerven hielten. Seine sechs Sprünge wurden mit insgesamt 411,50 Punkten bewertet - Platz neun in der Endabrechnung. Schon vor dem Halbfinale, dass der spätere Olympiasieger Cao Yuan mit 504,00 Zählern gewann, hatte der 28-Jährige angekündigt, dass dies sein letzter Wettbewerb vom Turm sein würde.

Wasserspringer erstmals seit 2012 ohne olympische Medaille

Gleichzeitig war Barthel in Paris der letzte aktive deutsche Wasserspringer, mit dessen Wettkampf auch die Sprungwettbewerbe als Ganzes zu Ende gehen. Die Bilanz des deutschen Teams ist dabei sehr durchwachsen: Erstmals seit den Olympischen Spielen 2012 blieben die deutschen Wasserspringerinnen und Wasserspringer in Einzel- und Synchronspringen gänzlich ohne Medaille.

In Tokio holten 2021 zuletzt die Duos Lena Hentschel/Tina Punzel und Patrick Hausding/Lars Rüdiger jeweils Bronze vom Drei-Meter-Brett. Das sowohl Punzel als auch Hausding ihre Karrieren mittlerweile beendet haben, ist Teil des aktuellen Umbruchs im deutschen Turmspringens. Der ist ebenfalls davon geprägt, dass Christoph Bohm Anfang 2023 als neuer Bundestrainer Lutz Buschkow ablöste, und der Hauptgrund für die Medaillenlosigkeit in Paris.

"Sie haben jetzt wieder vier Jahre Zeit", sagte die nun als ZDF-Expertin arbeitende Tina Punzel am Samstag und ergänzte: "Es wird sich zeigen, wer aus der aktuellen Mannschaft in vier Jahren nochmal angreifen will. Und es wird sicherlich den einen oder anderen jungen Sportler geben, der ins Team stoßen wird."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 10.08.2024 | 07:45 Uhr