Kuriosität oder Skandal? Marathonläuferin von den Salomonen startet über 100 m
Im Leichtathletik-Team der Salomonen gibt es bei den Olympischen Spielen in Paris offenbar hinter den Kulissen ziemlichen Ärger: Das NOK schickt eine Marathonläuferin über 100 m an den Start - auf Kosten der besten Sprinterin des Staates.
Keine Frage, für die Salomonen ist Sharon Firisua eine Olympia-Heldin. Bei den Sommerspielen 2016 in Rio gab sie ihr Debüt über 5000 m, 2021 in Tokio vertrat sie gar als erste Frau einen pazifischen Inselstaat im olympischen Marathon. In Paris soll es nun die große Abschiedsvorstellung der mittlerweile 30-Jährigen geben - allerdings nicht über ihre Spezialstrecke auf der Langdistanz, sondern über 100 m.
Verdacht der Vetternwirtschaft steht im Raum
Was ist da los? Das Nationale Olympische Komitee nominierte für die erste Runde am Freitag (02.08.2024) im Stade de France Firisua, die in der Königsdisziplin noch nie ein professionelles Rennen bestritten hat. Dafür ließ man die beste Sprinterin zu Hause.
In Ozeanien sorgt dies für reichlich Stirnrunzeln, auch der Verdacht der Vetternwirtschaft steht im Raum. "Ich weiß nicht, was schief gelaufen ist, es ist unglaublich", sagte die salomonische 100- und 200-m-Meisterin Jovita Arunia fassungslos. Die 22-Jährige wäre die logische Wahl für die Wildcard gewesen, die kleinere Sportnationen bei Olympia für bestimmte Disziplinen erhalten - und fühlt sich einer historischen Chance beraubt.
Jovita Arunia droht mit Karriereende
Der Frust ist so groß, dass Arunia gar mit dem Karriereende droht: "Ich werde nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen wegen dem, was sie getan haben." Zumal die Entscheidung, die hinter verschlossenen Türen getroffen wurde, einen Beigeschmack hat.
Laut des australischen TV-Senders ABC vermuten Insider, dass Firisua die Wildcard als eine Art "Abschiedsgeschenk" vom NOK erhalten habe. Nachdem sie eigentlich bereits im vergangenen Winter ihre Karriere beenden wollte, hatte sie die Qualifikation für den Marathon bei den Olympischen Spielen in Paris verpasst. Nun darf sie als "Ersatz" über 100 m an den Start gehen.
Keine Bestzeit von Firisua bekannt
Das NOK der Salomonen reagierte nicht auf eine Anfrage. Firisua jedenfalls hat nun am Freitagvormittag tatsächlich ihren großen Auftritt. Wie schnell sie sprinten kann? Unklar. Selbst die Olympia-Organisatoren können in den Startlisten keine persönliche Bestzeit der krassen Außenseiterin nennen.