Mixed bei Olympischen Spielen Deutschlands Judo-Team trotz großem Kampf nicht auf Treppchen
Gut gekämpft und doch verloren: Das deutsche Judo-Team um Miriam Butkereit war im Kampf um die Bronzemadaille Südkorea ganz knapp mit 3:4 unterlegen und geht leer aus.
Am Samstagnachmittag ging es nochmal um alles für das deutsche Judo-Mixed-Team. Das Achtel- und Viertlfinale hatte die Mannschaft mit Miriam Butkereit, Erik Abramov, Eduard Trippel, Renee Lucht, Pauline Starke und Igor Wandtke zunächst erfolgreich bestritten, dann mussten sie sich im Halbfinale den sehr starken Japanern mit 0:4 geschlagen geben - doch die deutschen Judoka hatten gegen Südkorea noch die Chance auf die Bronzemedaille.
Aber es sollte nicht sein. Das deutsche Team unterlag den Südkoreanern erst im Entscheidungskampf mit 3:4 und geht im Mixed-Wettbewerb leer aus. Eduard Trippel (bis 90 Kilogramm) war im Bronzekampf mit einem Sieg gegen Lee Joonhwan gestartet, doch Lucht (über 70 Kilogramm), Abramov (über 90 Kilogramm), Starke (bis 57 Kilogramm) verloren danach ihre Kämpfe.
Butkereit lässt Deutschland nochmal hoffen
Wandtke (bis 73 Kilogramm) brachte mit einem verbissenen Kraftakt im Golden Score das deutsche Team wieder heran. Butkereit (bis 70 Kilogramm) sorgte für den 3:3-Ausgleich - das deutsche Team war wieder da. Die Entscheidung musste im siebten Kampf fallen - und das Los fiel wieder auf Wandtke. Der 33-Jährige lieferte den nächsten Kraftakt gegen An Baul, lautstark angefeuert von seinen Teamkollegen an der Matte.
Doch dieses Mal unterlag er den engen Kampf durch eine unglückliche dritte Strafe, nachdem bereits 5:25 Minuten gekämpft waren. "Man hatte nur das Gefühl, dass man jetzt irgendwie schnell einen Sieger haben möchte", sagte Butkereit zur Entscheidung der Schiedsrichter. "Ich habe nicht verloren, weil ich schlechter war. Es ist sehr ärgerlich, weil es uns die Medaille gekostet hat", sagte Wandtke.
Die deutschen Judoka belohnten sich nicht für ihren guten Auftritt und beenden den Wettbewerb auf dem fünften Platz. Die Goldmedaille gewannen die Franzosen um Star-Judoka Teddy Riner in einem hart umkämpften Finale mit 4:3 gegen Japan.
Vier Punkte zum Gesamtsieg
Vier Siege braucht es im Mixed für den Gesamterfolg. Je drei Frauen und Männer kämpfen in einer Mannschaft. Sie treten abwechselnd in sechs Gewichtsklassen an. Jeder gewonnene Kampf bringt einen Punkt.
Pauline Starke (bis 57 Kilogramm musste sich Südkoreas Huh Mimi geschlagen geben.
Endet ein Mixed nach den sechs vorgesehenen Kämpfen 3:3 unentschieden, wird ein Entscheidungskampf durchgeführt. Welche Gewichtsklasse noch einmal ran muss, wird jeweils per Los ermittelt.
Halbfinale: Chancenlos gegen Japan
Am Mittag hatten das deutsche Team den Finaleinzug verpasst. Gegen starke Japaner war es von Beginn an ein intensives Duell. Und das startete gleich mit Butkereit. Die Silbermedaillengewinnerin - Deutschlands einzige im Judo-Einzel - traf auf Saki Niizoe (bis 70 Kilogramm).
Nach zwei Siegen in ihrer Gewichtsklasse gegen Österreich (Achtelfinale) und Brasilien (Viertelfinale) ging es nun in die Verlängerung - und im Golden Score musste sich die 30-Jährige zum ersten Mal in diesem Team-Wettbewerb durch Waza-Ari geschlagen geben. Es war eine zumindest strittige Entscheidung - und gleichzeitig das 0:1 aus Sicht des deutschen Teams.
Doch so weit sollte es in diesem Halbfinale nicht mehr kommen. Im Gegenteil. Auch wenn Butkereit - Deutschlands Beste in dieser Team-Entscheidung und bei den Spielen in Paris - nun an der Bande lautstark anfeuerte, blieb die Wende aus.
Nach und nach verloren Trippel (bis 90 Kilogramm), Lucht (70 Kilogramm) und Abramov (90 Kilogramm) trotz großen Kampfes gegen ihre Gegner. So stand es 0:4, es war vorbei. Starke und Wandtke durften gar nicht mehr auf die Matte.
Viertelfinale: Gegen Brasilien im Entscheidungskampf
Das hatte beim 4:3 im Viertelfinale gegen Brasilien noch ganz anders ausgesehen. Da gelang Deutschland der perfekte Start. Wandtke besiegte den Brasilianer Daniel Cargnin in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm durch Ippon. Butkereit legte nach (bis 70 Kilogramm). Es stand also 2:0 für die deutsche Mannschaft.
Doch die Südamerikaner konnten zunächst kontern. Trippel verlor in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm gegen Rafael Macedo. Im Schwergewicht der Frauen musste sich Lucht der - körperlich deutlich (!) überlegenen - Olympiasiegerin Beatriz Souza geschlagen geben. Es war der Ausgleich.
Da danach Abramov für das deutsche Team punktete (90 Kilogramm), Starke aber verlor (bis 57 Kilogramm) musste der Entscheidungskampf her. Das Los meinte es gut mit Deutschland. Erneut durfte Abramov antreten, erneut behielt er gegen Leonardo Goncalves die Oberhand. So hatte er Deutschland in einem Krimi überhaupt erst ins Halbfinale gegen Japan gebracht.
Achtelfinale: Souveräner Auftakt gegen Österreich
Das Achtelfinale am Morgen gegen Österreich war mit einem 4:1-Erfolg noch weitaus weniger dramatisch verlaufen. Nur 23 Sekunden hatte es gedauert, da entschied Starke ihren Kampf in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm gegen Katharina Tanzer durch Ippon für sich. Es stand also 1:0 für das deutsche Team.
Zwar konnte Österreich zunächst zum 1:1 ausgleichen. Wandtke verlor in der Klasse bis 73 Kilogramm im nächsten Kampf nach gut drei Minuten durch Ippon gegen Samuel Gassner. Es sollte aber die letzte deutsche Niederlage in diesem Achtelfinale bleiben.
Butkereit (bis 70 Kilogramm) brachte das Team wieder in Führung - und brauchte dafür gegen Lubjana Piovesana gerade einmal 15 Sekunden. Trippel im Golden Score gegen Wachid Borchashvili (bis 90 Kilogramm) und Lucht gegen Michaela Polleres (70 Kilogramm) entschieden das Duell souverän für Deutschland.
Anna-Maria Wagner fehlt verletzt
Aussetzen muss im Mixed-Team Anna-Maria Wagner. Die Fahnenträgerin stoppte eine Innenbandverletzung. Eigentlich hatte die 28-Jährige gehofft, den Spielen im Team-Wettbewerb noch ein versöhnliches Ende geben zu können. In der Einzel-Konkurrenz war sie - mit Goldambitionen angereist - durch eine Niederlage im Kampf um Bronze ohne Medaille geblieben.