Die US-amerikanische Turnerin Jordan Chiles

Olympisches Sportgerichtshofs-Urteil Bronzemedaille im Bodenturnen muss neu vergeben werden

Stand: 10.08.2024 22:21 Uhr

Erst nach einem Protest hatte die US-Amerikanerin Jordan Chiles die olympische Bronzemedaille im Bodenturnen gewonnen. Der rumänische Turnverband zog deswegen vor Gericht und bekam recht. Die Bronzemedaille bekommt nun Ana Barbosu.

Bei der Entscheidung im Bodenturnen am 5. August hatte das US-Team für seine Turnerin Jordan Chiles nach deren Choreografie Protest gegen die Wertung eingelegt. Nach Prüfung der Videoaufnahmen entschied die Jury, ein Element anzuerkennen und den Schwierigkeitswert der Choreografie und damit auch die Wertung von Chiles nach oben zu korrigieren. Mit der neuen Wertung schob Chiles sich an Ana Barbosu vorbei auf Platz drei und gewann Bronze.

Diese Entscheidung fiel allerdings erst nach der initialen Verkündung der Platzierungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Barbosu schon mit der Landesfahne über der Schulter in der Halle ihren dritten Platz gefeiert.

Protest wurde vier Sekunden zu spät eingereicht

Der rumänische Verband hatte anschließend Einspruch beim Internationale Sportgerichtshof Cas eingelegt. Die Begründung: Das US-Team hätte die Korrektur zu spät beantragt. Das Team hätte sie nach einer Minute und vier Sekunden, statt innerhalb von einer Minute nach Bekanntgabe der Wertung beantragt. Dem schloss sich das Cas an und erklärte die Korrektur nach oben für wirkungslos.

Für Chiles müsse wieder die ursprüngliche Note von 13,666 Punkten gewertete werden. Durch diese Entscheidung rückt die Rumänin Ana Barbosu mit 13,700 Punkten auf Rang drei vor. Der Welt-Turnverband müsse nun anhand dieser Entscheidung die Medaille neu vergeben, teilten die Sportrichter mit.

US-Turnverband reagiert mit Unverständnis

Der US-Turnverband drückte nach der Entscheidung des Cas schnell sein Unverständnis über ebendiese aus. "Wir sind am Boden zerstört von der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes in Bezug auf die Übung am Boden", teilte er mit. Man vertrete auch weiterhin die Ansicht, dass die Anfrage auf Korrektur gemäß der Regeln erfolgt sei.

Zugleich machte der Verband öffentlich, dass Chiles während der Zeit seit dem rumänischen Einspruch Opfer von Anfeindungen im Internet gewesen ist. "Wir verurteilen die Attacken und die, die sie veranlassen, unterstützen oder in Auftrag geben", hieß es in der Stellungnahme. 

Ministerpräsident Marcel Ciolacu hatte ebenfalls protestiert

Den Boden-Wettbewerb hatte die Brasilianerin Rebeca Andrade mit 14,166 Punkten vor US-Superstar Simone Biles (14,133) gewonnen. Aus Protest gegen die nachträgliche Zurücksetzung von Barbosu hatte Rumäniens Ministerpräsident Marcel Ciolacu seine geplante Teilnahme an der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Paris abgesagt.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr