Studie Generation Z - wenig Interesse an Sport im TV
Lieber TikTok als lange Sportübertragungen: Die Jugend ist kaum an Sport interessiert. Die Ergebnisse einer Studie sind für die Sport-Branche besorgniserregend.
Stell Dir vor es sind Olympische Spiele - und keiner schaut mehr hin. Dieses düstere Szenario droht, wenn man einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern glauben kann. Das Institut für Generationenforschung aus Augsburg hat in einer Untersuchung festgestellt: Sport ist für junge Leute schon jetzt ziemlich uninteressant.
Von 70 auf 40 Prozent: Interesse deutlich geringer
Einst war es ein gesellschaftliches Ereignis, wenn zum Beispiel die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in einem WM- oder EM-Spiel antrat. Die Familie saß dann zusammen im Wohnzimmer und fieberte geschlossen mit dem deutschen Team mit. Heute? Sieht es so aus: Es schaut nur noch eine Minderheit hin aus der Generation der 16-28-Jährigen, wenn hochkarätiger Sport im TV gezeigt wird.
Die Studie, bei der insgesamt gut 1.000 Personen zwischen 16 und 64 befragt wurden, kommt zu dem Ergebnis: Geben aus der Generation der über 50- und 60-Jährigen noch um die 70 Prozent aller Menschen an, "gern Sport im TV zu schauen", sagen die Vertreter aus der sogenannten "Generation Z", das sind eben jene 16- bis 28-Jährigen, nur noch zu 40 Prozent gern Sport im TV zu schauen.
Generation Z - "Olympia, nein danke!"
Noch besorgniserregender sowohl für die Sport-Verantwortlichen als auch die TV-Vertreter: Aus der Generation Z gaben lediglich noch 26 Prozent aller Befragten an, Olympische Spiele im TV zu verfolgen. Bei den Älteren sind dies frappierend mehr: über 71 Prozent.
Was verändert sich da in unserer Gesellschaft? Wir alle wissen natürlich schon lange, dass die jüngeren Menschen ein komplett anderes Medienverhalten an den Tag legen als Ältere. Tageszeitungen haben dies in der Vergangenheit schmerzlich erfahren, deren Auflagen gingen extrem zurück. Es merkten dies aber auch TV- und Hörfunk-Macher, die auf Hintergrund-Berichterstattung und Informations-Übertragung mit Tiefgang setzten.
Lieber Sekunden-Info als Hintergrund
Solcherlei Sendungen erlitten bei den Jüngeren enorme Quoten-Verluste. Die Jugend und junge Erwachsene stehen auf kurze Info-Schnipsel. So fand das Augsburger Institut für Generationenforschung - eine privat finanzierte Einrichtung übrigens, deren Unabhängigkeit schwer zu beurteilen ist - heraus, dass bei den Jüngeren vor allem die 20-Sekunden-Shots von Anbietern wie TikTok up to date sind.
Es bedeutet dies alles übersetzt auch für den Fußballsport: Die herkömmlichen 90 Minuten auf dem Platz und vor dem Bildschirm sind für die junge Generation viel zu lang. "Da erkennen wir zunehmend ein Aufmerksamkeitsdefizit über eine solch lange Strecke", sagt Institutsleiter Rüdiger Maas. Seine Leute glauben: Für die Jugend sind 90 Minuten Fußball langweilig.
USA: 20-Minuten-Kick mit viel Show
Dazu passt eine Meldung, die jüngst aus den USA zu uns herüberschwappte. Jenseits des großen Teiches ist eine neue Fußballvariante, der "Kings-Football" im Kommen. Zweimal 20 Minuten auf einem kleinen Spielfeld mit nur sieben Spielern auf jeder Seite und jeder Menge Unterbrechungen, die kurzweilig mit Showelementen gefüllt sind.
Und was bedeutet dies nun alles für die Qualität des Allgemeinwissens unserer Gesellschaft? Nichts Gutes, wenn man den Wissenschaftlern glauben muss: Fachfragen zum Sport werden zunehmend falsch beantwortet, Basis-Wissen geht verloren.
Allgemeinwissen leidet
So wussten von den über 1.000 Befragten gerade einmal 71 Prozent, wie lang ein Frauen-Fußballspiel ist. Nur elf Prozent konnten den genauen Unterschied zwischen Paralympics und Special Olympics benennen und wussten auch dazu noch den Austragungsort der Special Olympics 2023.
Bevor nun alle Leser heimlich bei Wikipedia linsen: Paralympics sind die Olympischen Spiele der Menschen mit Körperbehinderung, die Special Olympics sozusagen das Pendant für die Menschen mit geistiger Behinderung. Deren 2023er Veranstaltung fand übrigens in Berlin statt.