EM-Auftakt Holpriger Start der Hockey-Männer "ist reparierbar"
Deutschland ist zum EM-Auftakt gegen Wales überraschend gestrauchelt - den Start in das Heimturnier hatten sich die "Honamas" anders vorgestellt.
Mit hängenden Köpfen schlurften die Weltmeister zur obligatorischen Dankesrunde und beklatschten die Fans, ein paar Spieler mühten sich ein Lächeln ab. Eigentlich hatte alles gepasst: Die Abendsonne schien über Mönchengladbach, das Hockeystadion war mit mehr als 9.000 Zuschauern so gut wie ausverkauft.
"Es nervt extrem"
Trotzdem kamen die „Honamas“ gegen den Weltranglisten-15. Wales nicht über ein 3:3 hinaus. Statt vor dem wichtigen Gruppenspiel gegen den Titelverteidiger Niederlande (Montag, 18 Uhr) Selbstbewusstsein zu sammeln, stellte sich Deutschland zum EM-Auftakt selbst ein Bein.
"Es nervt schon extrem", sagte der Torschütze Malte Hellwig. "Das hier hatte nichts mit dem zu tun, was wir uns vorgenommen hatten", ergänzte Timur Oruz, der sich zunächst nicht mit dem nächsten Gegner beschäftigen wollte: "Es ist nichts Dramatisches passiert, aber es geht jetzt einfach um uns. Wir haben genug eigene Probleme, die wir erstmal beheben müssen.“
Hockey-Männer noch nicht in Weltmeister-Form
Von der weltmeisterlichen Form im Winter waren die deutschen Männer weit entfernt. Fahrige Fehler in der Abwehr, vor dem Tor zu inkonsequent und teilweise überheblich - der eigentlich unterlegene Gegner war dagegen effizient und nutzte die Chancen, die Deutschland ihm schenkte.
"Die Erwartungshaltung uns gegenüber ist spätestens nach dem Spiel etwas eingedampft", sagte Bundestrainer André Henning, der versuchte, seinem Team den Druck vor dem mit Spannung erwarteten Klassiker am Montag zu nehmen.
Ihm ginge es jetzt darum, dass sein Team einen anderen Zugang zu dem Turnier bekäme. Denn wenn "wir phasenweise so herumeiern, werden wir hier nicht um den Sieg mitspielen". Den Grund für den schlechten Auftritt seiner Mannschaft machte der 39-Jährige an mehreren Ursachen fest: Man habe den Gegner "vielleicht nicht so ernst genommen" und die Kulisse sei ungewohnt. "Vor fast 10.000 Menschen im eigenen Land zu spielen, das kennt keiner von uns."
"Honamas" verspüren keinen Druck
Allerdings habe das Publikumdie Mannschaft "auch in schlechten Phasen super unterstützt". Mittelfeldspieler Oruz hatte fast ein schlechtes Gewissen den Anhängern gegenüber: "Das ist etwas Besonderes, das wir sonst so nicht kennen. Es ist schade, dass wir ihnen das heute spielerisch nicht zurückgeben konnten. Aber ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass wir das noch ändern."
Ihr Selbstbewusstsein zeichnet die "Honamas" aus, ebenso ihre starke Comeback-Mentalität, die sie bei der WM im Januar unter Beweis gestellt hatten. Gegen den Europameister ist sich Hellwig sicher, "werden wir eine Reaktion zeigen. Wir haben schon in deren Wohnzimmer mit ihnen mithalten können".
Und auch Henning blieb optimistisch: "Meine begrenzten mathematischen Kenntnisse reichen aus, um zu wissen, dass noch allen offen ist. Wir müssen das jetzt schnell reparieren, aber das Gute ist: Es ist auch reparierbar."