Justus Fischer in Wurf-Aktion

Vor der Handball-WM Justus Fischer - neue Rolle für einen "jungen Wilden"

Stand: 03.01.2025 16:36 Uhr

Justus Fischer ist einer der jungen Hoffnungsträger für die bevorstehende Handball-WM. Der Kreisläufer aus Hannover bekommt für Bundestrainer Alfred Gislason plötzlich besondere Bedeutung. Er muss den verletzten Jannik Kohlbacher ersetzen.

Gemeinhin werden Ballsportler gern nach ihrer Trefferquote einsortiert - die besten Torjäger sind die größten Helden. Im Handballsport ist allerdings auch ein anderer Faktor wichtig: Die Quote der besten Wurf-Blocker ist ein wichtiger Fingerzeig für den Wert eines Abwehrspielers. Und diese Statistik weist nach der ersten Hälfte der Bundesliga-Saison Interessantes aus: Dort nimmt Hannovers Justus Fischer Platz zwei ein. Der Hannoveraner rangiert dort mit 18 geblockten Würfen hinter Gummersbachs Stepan Zeman (22).

Ohne Heymann und Kohlbacher - neue Rolle für Youngster Fischer

Bundestrainer Alfred Gislason steht auf abwehrstarke Spieler - oder besser gesagt: auf Akteure mit Allrounderqualitäten und vor allem Verantwortungsbewusstsein auf dem Handballfeld. Eben jene Qualitäten, die Justus Fischer gewissermaßen am besten charakterisieren.

Dem Kreisläufer des TSV Hannover-Burgdorf wird bei der bevorstehenden WM eine wichtige Rolle zugetraut, vor allem nach dem verletzungsbedingten Aus von Rückraumspieler Sebastian Heymann (Fußprellung) und Kreisläufer Jannik Kohlbacher (Ellbogenverletzung) kurz vor der heißen Vorbereitungsphase, die am Freitag (03.01.2025) in Hamburg begann.

Chatton über Ausfälle: "Hat uns beschäftigt"

"Die kurzfristigen Änderungen im Aufgebot haben uns auch über die Feiertage beschäftigt, aber wir haben uns auch unabhängig davon zielgerichtet zu vielen Details ausgetauscht. Ich spüre bei allen eine wachsende Vorfreude aufs Wiedersehen und die Weltmeisterschaft", sagte Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton.

Auch Gislason gerät nicht in Panik: "Ich freue mich sehr, jetzt wieder eine längere Zeit mit der Mannschaft zu verbringen", sagte er. Die kommenden Tage mit kurzen Wegen in der Hansestadt sollen "optimal" genutzt werden, hat Gislason angekündigt. Mit dem Rückenwind von Platz vier bei der Heim-EM und vor allem Olympia-Silber hat der DHB-Coach mit Blick auf die Weltmeisterschaft viel Zuversicht versprüht: "Das Team hat alle Möglichkeiten, wieder Richtung Halbfinale zu kommen."

Gleich zwei tragende Säulen des jungen Teams kommen bei diesem Vorhaben aus Hannover: Rückraum-Linkshänder Renars Uscins, der beim Trainingsauftakt am Freitag (03.01.2025) noch aus gesundheitlichen Gründen fehlte, und eben Kreisläufer Fischer. Während Uscins im Nachwuchs des SC Magdeburg ausgebildet wurde und nach einer zwischenzeitlichen Leihe vom Bergischen HC 2022 in Hannover gelandet ist, wechselte Fischer schon im zarten Alter von zwölf Jahren in die "Recken-Schmiede" und durchlief sämtliche Jugendteams bis hoch in den Herren-Bereich.

Uscins und Fischer - "junge Wilde" aus Hannover

Der hünenhaft daherkommende Fischer hatte sich über die beiden regionalen Stadtteilvereine HSC Hannover und TSV Anderten bis zur TSV Burgdorf vorgearbeitet. Er stieg dann innerhalb kürzester Zeit vom Talent zum gestandenen Profi auf.

Unter dem Gislason-Vorgänger Christian Prokop reiften die beiden Jungspunde - Uscins ist 22, Fischer 21 Jahre alt - in Hannover zu Leistungsträgern und machten gerade in dieser Saison einen gewaltigen Sprung.

Erfolgsgeschichte im Nationaltrikot

Die beiden Talente trafen bereits 2018 beim DHB-Nachwuchs das erste Mal aufeinander und sicherten sich beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) prompt den zweiten Platz. Es sollte der Beginn einer Erfolgsgeschichte werden, die bis heute anhält.

Im Jahr 2021 feierten die beiden den Gewinn der U19-EM, holten vergangenes Jahr die Goldmedaille bei der U21-WM im eigenen Land, nahmen im Januar 2024 mit der A-Nationalmannschaft an der Heim-EM teil und tragen einen wichtigen Anteil am Bundesliga-Höhenflug der Hannoveraner. Kreisläufer Fischer gehört zu den Helden und Identifikationsfiguren eines Vereins, dessen Heimspiele in Hannover inzwischen Eventcharakter haben.

Allerdings war Fischer - als einer der "jungen Wilden" ein Gesicht für den Generationenwechsel im deutschen Team - für die bevorstehende WM eigentlich noch als so etwas wie der "dritte Mann" am Kreis hinter Johannes Golla und Kohlbacher eingeplant. Nach Kohlbachers Aus wird er nun wohl in eine tragende Rolle gedrängt.

Fischer - dreimal nacheinander "Spieler des Monats"

Dass er das Zeug dazu hat, in dieser zu bestehen, hat er im Lauf der Saison schon zur Genüge bewiesen. Gleich dreimal hintereinander wurde Fischer von September bis November von den Handballfans zum "Spieler des Monats" in der Handball-Bundesliga gewählt. Ein Resultat aus Fischers Mischung aus Treffsicherheit im Angriff, Blockstärke und der allgemeinen Abwehrarbeit, zu der auch die sogenannten "Steals", das Abfangen von gegnerischen Pässen, gehört.

Justus Fischer in Block-Aktion

Justus Fischer in Block-Aktion

Es sind Fähigkeiten, die sie beim DHB in den kommenden Wochen gut gebrauchen können. Bevor es am 12. Januar nach Dänemark geht, stehen noch die Härtetests am 9. und 11. Januar in Flensburg und Hamburg jeweils gegen Brasilien an. Am 15. Januar startet Deutschland in Herning gegen Polen in die Endrunde in Dänemark und Norwegen. Die weiteren Vorrundengegner sind die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar). Die besten drei Teams der Vierergruppe erreichen die Hauptrunde.