Sieg gegen die Niederlande Deutschland stürmt mit Turbo-Handball ins Viertelfinale
Nächste herausragende Vorstellung der deutschen Handballer bei der WM in Polen und Schweden: Auch den Niederlanden ließen sie beim 33:26 (15:12) keine Chance. Deutschland steht vorzeitig im Viertelfinale.
Es war ein erneut in allen Bereichen überzeugender Auftritt gegen die Niederländer. Die Deutschen wirbelten in der Offensive, und hinten hatten sie neben einer bockstarken Abwehr in Andreas Wolff einen Torwart, der offenbar zu alter Weltklasse-Form zurückgefunden hat.
Ob es nun zu mehr als dem Viertelfinale reicht, wird sich möglicherweise schon am Montag (23.01.2023, 20.30, live im Ersten und im Stream) zeigen, wenn es im letzten Hauptrundenspiel gegen Norwegen um den Gruppensieg geht und dann das erste Schwergewicht bei diesem WM-Turnier auf die deutsche Mannschaft wartet.
Gislason: "Extrem schön"
"Es war extrem wichtig, das Viertelfinale zu erreichen. Und es ist extrem schön, das vorzeitig zu schaffen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Ein Sonderlob gab es auch von ihm für Torwart Wolff für eine "überragende Leistung. Aber ich muss auch die Abwehr loben, eine fantastische Leistung des Mittelblocks mit Julian Köster und Johannes Golla."
Mit dem Erreichen der Runde der letzten Acht hat Deutschland bereits die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sicher. Bester deutscher Torschütze gegen die Niederlande war erneut Juri Knorr mit neun Toren gefolgt von Patrick Groetzki mit fünf.
Oranje kann nur 15 Minuten mithalten
Die deutsche Mannschaft hatte nur in den ersten Minuten leichte Probleme, ins Spiel zu finden. Juri Knorr und Julian Köster leisteten sich einige Fehlwürfe. Weil die Abwehr aber von Beginn an hellwach und stabil war, wendete sich das Blatt schnell. Auch Torwart Wolff, später zum "Mann des Spiels" ausgezeichnet, ballte früh die Faust, unter anderem hielt er den ersten Siebenmeter des Turniers von Kay Smits - zuvor hatte der Rückraum-Shooter elfmal vom Punkt getroffen.
Beim Stand von 5:4 gingen die Deutschen erstmals in Führung. Die Niederländer blieben anfangs hartnäckig dran. Wie erwartet steuerte der flinke, nur 1,72 Meter große Luc Steins gekonnt das Oranje-Spiel.
Wolff hexte wie in besten Zeiten
Weil Keeper Wolff aber einen starken Tag erwischte und vorne vornehmlich Köster und Knorr viel besser als zu Beginn trafen, erarbeitete sich Deutschland bis zur Pause eine verdiente 15:12-Führung. Anders als in den Spielen zuvor ließ Trainer Alfred Gislason in der ersten Halbzeit seine erste Sieben weitgehend durchspielen. Lediglich dem Rückraumrechten Kai Häfner gönnte der Isländer hin und wieder eine Verschnaufpause - auch weil der Melsunger diesmal nicht wie erhofft Akzente setzen konnte.
Das machten andere. Neben dem überragenden Wolff, der von den deutschen Fans mit "Andy, Andy"-Sprechchören gefeiert wurde und auf eine bemerkenswerte Quote von mehr als 40 Prozent gehaltener Bälle kam, spielten Köster, Knorr und Co. weiter groß auf.
Erfrischende Spielfreude und Traumtore
Dank eines energischen Zwischenspurst direkt nach der Pause zog Deutschland auf acht Tore davon und führte mit 20:12 - eine kleine Vorentscheidung. Erst in der 39. Minute gelang den Niederländern der erste Treffer in Durchgang zwei.
Die Deutschen dagegen hielten nicht nur das Tempo hoch, sie zeigten auch, wieviel Spaß sie derzeit in der Halle und mit dem Ball in der Hand haben. Zu sehen beispielsweise in der 49. Minute: Per Kempa-Zuspiel gelang Philipp Weber das Tor zum 26:17.
Köster: "Macht Riesenspaß mit dieser Unterstützung"
Und auf der anderen Seite brachte Wolff mit seinen Weltklasse-Paraden die Niederländer weiter zur Verzweiflung. Gislason ließ seine etatmäßige Nummer eins diesmal durchspielen. Der zweite deutsche Keeper Joel Birlehm blieb draußen.
Die deutschen Fans feierten schon lange vor dem Abpfiff in der Kattowitzer Halle mit "Oh, wie ist das schön"-Gesängen. Eine Unterstützung, die auch die Mannschaft spürt. "Es macht Riesenspaß, vor so vielen deutschen Fans zu spielen", meinte der Gummersbacher Julian Köster. Das Turnier könnte für Anhänger und Team länger als gedacht dauern.