Handball-WM 2023 Deutsche WM-Träume enden gegen Frankreich
Deutschlands Handballer hatten insgeheim auf eine Überraschung gegen Olympiasieger Frankreich gehofft. Doch daraus wurde nichts. Trotz einer im ersten Durchgang guten Vorstellung verpassen die Deutschen das WM-Halbfinale. Am Ende stand in der Danziger Arena eine 28:35-(16:16)-Niederlage.
Vor allem die schwache Chancenverwertung und ein zu fehlerhaftes Angriffsspiel in der zweiten Halbzeit waren ausschlaggebend für die Niederlage, die den ersehnten Traum von einer WM-Medaille beendet. Deutschland kämpft nun nur noch um die Plätze fünf bis acht.
Golla: "Wir haben zu schlecht geworfen"
"Wir haben die freien Chancen nicht so genutzt, wie man das machen muss, wenn man ein Halbfinale erreichen will", sagte Kapitän Johannes Golla, mit sechs Toren bester deutscher Werfer gegen die Franzosen. Seine Mannschaft habe den nächsten Schritt nach vorne gemacht bei dieser WM, "aber bis zur absoluten Weltspitze ist es noch ein weiter Weg", sagte Golla.
Enttäuschung auch bei Bundestrainer Alfred Gislason: "Wir haben zu schlecht geworfen. Wir hatten nicht die Wurfkraft aus dem Rückraum wie die Franzosen", sagte der Isländer, der sich insgesamt aber mit der Entwicklung seiner Mannschaft zufrieden zeigte. Jetzt wolle er mit seinem Team noch den fünften Platz errreichen.
Torwart Wolff mit Klasse-Paraden
Die deutschen Handballer gingen das Vorhaben Halbfinale vor 5.500 Zuschauern gegen den Favoriten konzentriert an. Von Beginn an zeigte die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason eine gute Präsenz. Aus einer stabilen Deckung heraus und mit einem abermals sehr gut aufgelegten Torwart Andreas Wolff, der immer wieder beste Einwurfchancen der Franzosen zunichte machte, war Deutschland das bessere Team in der Anfangsphase.
Bis zur 15. Minute hatten sich Knorr, Golla und Co. eine 11:7-Führung erarbeitet. Doch die wurde durch leichte Fehler im Angriff innerhalb kurzer Zeit verspielt, die Franzosen glichen zum 11:11 aus. Frankreichs "Oldie" Nikola Karabatic zog immer wieder Siebenmeter, auch Nedim Remili stellte aus dem Rückraum die an sich gute deutsche Deckung vor Probleme.
"Rassiges Spiel mit hohem Tempo"
Das Tempo des Spiels blieb hoch. Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Bei noch konsequenterer Chancenverwertung wäre für die deutsche Auswahl gegen den vierfachen Weltmeister zur Pause mehr drin gewesen als das 16:16. Damit konnten die Deutschen nicht ganz zufrieden sein.
"Es ist ein rassiges Spiel mit Riesentempo und Riesenherz von beiden Seiten", meinte DHB-Vorstand Axel Kromer zur Pause, "nach der Vier-Tore-Führung hatten wir zuviele Ballverluste und etwas zuviel Risiko, das wir allerdings auch brauchen gegen solch einen Gegner."
Torhüter Desbonnet hält überragend
Würden die Deutschen weiter mithalten können gegen den Titel-Mitfavoriten? Zunächst sah es sehr gut aus. Das Gislason-Team kam beherzt aus der Kabine und zog nach Toren von Kai Häfner, Johannes Golla und Juri Knorr auf 20:18 davon. Doch wie in der ersten Halbzeit schlichen sich dann leichte Fehler ins deutsche Spiel. Zudem fand der französische Ersatzkeeper Remi Desbonnet, der in der ersten Halbzeit für Vincent Gerard gekommen war, immer besser ins Spiel und brachte die deutschen Werfer zur Verzweiflung.
Frankreich machte aus dem 18:20 eine 23:20-Führung (44.). Diesen Rückstand konnte die Deutschen nicht mehr wettmachen, zumal sie die leichten Fehler in der Offensive nicht abstellen konnten und Desbonnet im Tor der Franzosen weiter über sich hinauswuchs. Am Ende hatte der Mann von HB Montpellier sogar eine bessere Paradenquote als der ebenfalls herausragende Andreas Wolff, der seine Anerkennung zollte: "Er hat ein fanstastisches Spiel gemacht", sagte Wolff.
In der Offensive verlor Deutschland den Rhythmus und konnte nicht mehr mithalten. Bei 30:25 in der 53. Minute war eine Vorentscheidung gefallen. Diesen Vorsprung ließen sich die abgezockten Franzosen nicht mehr nehmen und sahen am Ende einem leichten und deutlichen 35:28-Sieg entgegen.
Jetzt gegen Ägypten um die Platzierung
Frankreich trifft nun im Halbfinale in Stockholm auf Schweden, während es für Deutschland in der Platzierungsrunde um die Plätze fünf bis acht geht. Nächster Gegner - ebenfalls in Stockholm - ist am Freitag (27.01.2023, 15.30 Uhr) Afrikameister Ägypten. Gewinnt Deutschland, geht es am Sonntag ins Spiel um Platz fünf.