Handball-WM 2023 Deutschlands B-Team mit Kantersieg gegen Algerien
Am Ende war es viel mehr als nur ein Klassenunterschied: Die deutschen Handballer feierten zum Vorrundenabschluss der WM einen 37:21 (16:9)-Kantersieg gegen ein klar unterlegenes Team aus Algerien. Deutschlands Trainer Alfred Gislason nutzte die Gelegenheit, um einige seiner Stammkräfte zu schonen.
Das DHB-Team stand schon vor dem Anpfiff als Sieger der Vorrundengruppe E fest. Deutschlands erster Hauptrundengegner heißt nun am Donnerstag (19.01.2023) Argentinien. Die Südamerikaner bezwangen Nordmazedonien im Parallel-Spiel mit 35:26. Bester Werfer der deutschen Mannschaft gegen Algerien war Kreisläufer Jannik Kohlbacher mit zehn Toren.
"Es kann für uns weit gehen"
"Die Mannschaft war sehr fokussiert. Ich freue mich extrem über die Leistung der zweiten Reihe", meinte Alfred Gislason. Luca Witzke, einer von den Spielern aus der zweiten Reihe, zeigte sich noch optimistischer. "Es kann für uns bei diesem Turnier weit gehen. Wir gehen mit viel Selbstvertrauen und einer guten Kaderbreite in die Hauptrunde. Natürlich ist das Ziel Viertelfinale", sagte der Leipziger, der mit fünf Toren zweitbester deutscher Torschütze war.
Wie erwartet schickte Gislason also Spieler aufs Kattowitzer Parkett, die bislang eher wenig Einsatzeit bekamen. Auf Linksaußen durfte der Kieler Rune Dahmke für Lukas Mertens ran. Als Mittelmann startete der Leipziger Luca Witzke für Juri Knorr, der nur bei Siebenmetern antrat. Und auch Simon Ernst, ebenfalls vom SC DHfK Leipzig, stand anfangs in der Abwehr auf dem Parkett. Später in der ersten Halbzeit setzte Gislason dann auch den Berliner Paul Drux und Djibril M'Bengue vom Bergischen HC ein.
Besonderer Moment für M'Bengue
Ein besonderer Moment vor allem für den Rückraumrechten M'Bengue, der die jüngsten vier Länderspiele zuschauen musste und nun endlich zeigen konnte, was er drauf hat. Das tat er: Acht Minuten nach seiner Einwechslung erzielte der 30-Jährige sein erstes WM-Tor. "Er hat seine Sache sehr gut gemacht und ist ein guter Abwehrspieler. Pech für ihn, dass ich erst meine Stammsieben einspielen wollte", sagte Alfred Gislason. M'Bengue kam gegen Algerien auf vier Tore bei sechs Versuchen.
Ohnehin machte die "B-Mannschaft" ihre Sache gut. Zwar gingen die Algerier 3:1 in Führung, dann übernahm aber der Favorit die Initiative. Vor allem der agile Luca Witzke nutzte seine Chance und zeigte mit Durchschlagskraft im Angriff und sehenswerten Zuspielen, das er durchaus eine Alternative zu Juri Knorr sein kann. Die Algerier blieben nach ihrem guten Start zehn Minuten ohne Tor, Deutschland schraubte die Führung über 9:5 und 14:7 bis zum 16:9-Pausenstand beruhigend hoch.
Häfner und Mertens komplett geschont
Auch in der zweiten Halbzeit konnte die Mannschaft weiter probieren und unter Wettkampfbedingungen testen. Männer aus der ersten Sieben wie Kai Häfner und Lukas Mertens zogen ihre Trainingsanzüge gar nicht aus und schonten sich auf der Bank. Im Tor gab es den Halbzeitwechsel: Joel Birlehm kam wie abgesprochen für Andreas Wolff und sammelte weitere WM-Praxis gegen allerdings eine algerische Mannschaft, die in der Offensive wenige Varianten zu bieten hatte und höchstens mal durch den wuchtigen Abdi Ayyoub zum Abschluss kam.
Geschwächt wurden die Algerier zudem durch eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung. Bendjilali Sofiane musste in der 39. Minute mit Roter Karte vom Feld, nachdem Witzke in ihn reingerauscht war. "Ich rutsche in der Szene ein wenig weg, eine Zwei-Minuten- Strafe hätte es wohl auch getan", meinte Witzke.
Kohlbacher in Torlaune
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Nordafrikaner schon ein wenig aufgegeben gegen die weiter mit hohem Tempo zu Werke gehenden Deutschen. Bei 25:13 war der Vorsprung auf zwölf Tore angewachsen. Kurz zuvor hatte Paul Drux sein erstes WM-Tor erzielt. Damit ist nun Simon Ernst einziger deutscher Feldspieler noch ohne Turniertreffer.
In der Schlussviertelstunde schraubten die Deutschen das Ergebnis immer weiter in die Höhe. An ihren Rekordsieg der vergangenen WM - 43:14 gegen Uruguay - kam die deutsche Mannschaft nicht ganz heran.
Hauptrunde - Donnerstag gegen Argentinien
Vor allem Kreisläufer Jannik Kohlbacher zeigte sich in Torlaune und wurde für seine 100-Prozent-Quote auch als "Spieler des Spiels" ausgezeichnet. "Das Spiel hat gezeigt, dass Alfred beruhigt wechseln kann. Ich glaube, jetzt ist jeder im Turnier", meinte der Mann von den Rhein-Neckar Löwen.
Auf mehr Gegenwehr wird die deutsche Mannschaft am Donnerstag treffen. Dann steht das erste Hauptundenspiel gegen Argentinien an. Allerdings ist auch das eine lösbare Aufgabe. Weitere Hauptrundengegner sind die Niederlande und Norwegen.