Merkur Spiel Arena wird für das Handball-EM Eröffnungsspiel umgebaut

EM-Auftakt in Düsseldorf "Einzigartig" - Weltrekordkulisse soll Handballer beflügeln

Stand: 08.01.2024 22:34 Uhr

Die deutschen Handballer fiebern der Weltrekordkulisse beim EM-Auftakt gegen die Schweiz entgegen. Der Umbau der Düsseldorfer Arena war ein Mammutprojekt, Restzweifel an der Handballtauglichkeit bleiben.

Juri Knorr erwartet eine "krasse" Atmosphäre, Philipp Weber verspürt "richtig, richtig Bock" auf "etwas Einzigartiges" und bei Andreas Wolff läuft längst das "Kopfkino". Allein der Gedanke an die Weltrekord-Kulisse von 53.000 Zuschauern beim EM-Auftakt gegen die Schweiz elektrisiert die deutschen Handballer.

Die Atmosphäre in der gigantischen Düsseldorfer Arena soll die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason beim Start in ihre Medaillen-Jagd am Mittwoch (10.01.24) beflügeln. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich angekündigt. "Vor mehr als 50.000 Leuten Handball spielen zu dürfen, hätte ich als kleines Kind nicht für möglich gehalten", sagte Timo Kastening vor dem bislang beispiellosen Spektakel zu Beginn der Heim-Europameisterschaft.

Logistisches Mammutprojekt

Für den Umbau des Fußball-Stadions, wo sonst Zweitligist Fortuna Düsseldorf seine Heimspiele austrägt, zum Handball-Tempel hat der DHB keine Kosten und Mühen gescheut. 25 Kilometer Kabel wurden verlegt, 9.000 Extrasitze verbaut und riesige Videobeamer montiert - hinter dem anvisierten Weltrekord steckt ein logistisches Mammutprojekt.

Thomas Koos, Sportschau, 06.01.2024 22:06 Uhr

Das deutsche Team blickt unterdessen mit unbändiger Vorfreude, aber auch mit gehörigem Respekt auf den Turnierstart. Das liegt zum einen an den stark einzuschätzenden Eidgenossen um Bundesliga-Ikone Andy Schmid. Zum anderen aber am ungewohnten Rahmen. "Hoffentlich ist es nicht zu kalt in der Halle", sagte Gislason sorgenvoll. Zur Anwurfzeit werden in Düsseldorf Minusgrade erwartet.

Dach soll geschlossen sein

Dennoch sollen es auf dem Spielfeld 21 bis 23 Grad werden. Das Dach wird geschlossen sein, Heizstrahler regeln die Temperatur. Soweit die Theorie. Wie es sich praktisch anfühlen wird, wird die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) aber erst bei einem Training in der Arena erahnen können. Dass die Abläufe am Spieltag rund um die Eröffnungsshow andere sind als sonst, macht das Ganze noch einmal komplizierter.

Thomas Koos, Sportschau, 06.01.2024 21:50 Uhr

"Jeder muss mental stark sein", sagte Kastening. Das Duell mit der Schweiz ist in der Vorrundengruppe A, in der mit Rekord-Weltmeister Frankreich ein dicker Brocken und mit Nordmazedonien im zweiten Spiel eine Wundertüte wartet, wegweisend. Gislason ist vor der besonderen Kulisse nicht bange. "Ich denke nicht, dass ein Juri Knorr groß darüber nachdenkt, ob es 20.000 oder 50.000 Menschen sind", sagte der Isländer.

Haben solche Spiele eine Zukunft?

Seit dem 2. Januar wurde in der Düsseldorfer Arena geschraubt, gehämmert und gebohrt. An den Baumaßnahmen waren bis zu 400 Mitarbeiter beteiligt. "Der logistische Aufwand war enorm", sagte Thomas Freyer, Leiter Internationale Veranstaltungen beim Deutschen Handballbund (DHB), dem SID. "Wir setzen das Highlight gleich an den Anfang. Wir hoffen, dass wir von der Euphorie, die wir hier entfachen, die gesamte EM bis zum 28. Januar getragen werden."

Ob Spiele in derart großem Rahmen eine Zukunft haben, ist allerdings fraglich. "Für die EM-Eröffnung ist es total richtig und wichtig. Aber es ist keine dauerhafte Lösung", sagte der frühere DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" und ergänzte: "Der Druck aufs Handballfeld wird nie so groß sein wie in der Köln-Arena."

Dort würde das deutsche Team ab der Hauptrunde spielen. In Düsseldorf soll der erste Schritt dahin erfolgen - und mehr als 50.000 Fans wollen dabei helfen.