Alle Infos im Liveblog Fehlerfestival - Gislason verzweifelt an der Seitenlinie
In der zweiten Hauptrundenpartie bei der Handball-EM geht es für Deutschland gegen die große Sensation des Turniers: die Österreicher. Alles zum Spiel im Liveblog.
Österreich feiert, deutsche Handballer geknickt
Als der Schlussgong in der Kölner Arena ertönt war, lagen sich die österreichischen Handballer in den Armen und feierten das soeben erreichte 22:22-Unentschieden gegen den Favoriten und EM-Gastgeber Deutschland wie einen Sieg. Zu recht, denn sie waren nach einer guten Leistung ihrem nächsten Sieg bei dieser EM tatsächlich näher. Viele Pfosten- und Lattentreffer in den Schlussminuten verhinderten die nächste Überraschung.
Die Deutschen müssen sich dagegen in den verbleibenden beiden Hauptrundenspielen gegen Ungarn und Kroatien gewaltig steigern und auch auf Schützenhilfe hoffen, wollen sie das Halbfinale tatsächlich noch erreichen.
Gislason verzweifelt
Es ist weiter zum Haare raufen, was das DHB-Team spielt, Alfred Gislason wirkt an der Seitenlinie zunehmend verzweifelt. In der Auszeit beim Stand von 15:18 aus deutscher Sicht probiert es jetzt konstruktiv, sagt Formationen und Spielzüge an, muntert auf. Das Anschreien in der ersten Hälfte hat ja auch nicht geholfen...
Deutschland "schießt Torwart zum Helden"
Eine Halbzeit zum Vergessen für die deutschen Handballer, die zur Pause mit 11:12 hinten liegen. Constantin Möstl hat elf der 20 Würfe auf sein Tor gehalten, das sind überragende 55 Prozent. "Wir schießen den Torwart zum Helden", analysiert Sportschau-Experte Dominik Klein in der Halbzeit. Der 23-jährige Möstl, bisher "nur" in der international eher zweitklassigen österreichen Liga aktiv, spielt sich bei dieser Handball-EM in den Vordergrund.
Torhüter dominieren - Wolff und Möstl überragend
Die deutschen Handballer liefern offensiv bisher ein Fehlerfestival. Haarsträubende Fehlpässe, Würfe freistehend übers Tor. Österreich führt mit 6:4 nach 15 Minuten. Bundestrainer Alfred Gislason nimmt komplett wütend eine Auszeit. "Wir schmeißen den Ball links und rechts weg. Den Kopf benutzen verdammt nochmal!" Zudem dominieren die Torhüter: Andreas Wolff steht bei sechs Paraden und einer Fangquote von 50 Prozent, Constantin Möstl bei sieben Paraden und 65 Prozent! Spielmacher Knorr ist mittlerweile auf dem Feld, hat aber offenbar Schmerzen am Fuß, lässt ihn in der Auszeit kühlen.
Deutschland zu Beginn ohne Juri Knorr
Die deutsche Mannschaft geht erstmals beim EM-Turnier ohne Juri Knorr in ein Spiel. Bundestrainer Alfred Gislason will seinen Spielmacher und mit 30 Toren auch besten Schützen zunächst schonen. Dafür startet Philipp Weber auf seiner Position. "Juri war auch schon vor dem letzten Spiel etwas krank. Darum bleibt er erstmal draußen, auch wenn das ein paar Wechselprobleme mit sich bringt", sagte Gislason zu seiner Entscheidung. Weber habe im Training einen super Eindruck hinterlassen, ergänzte der Isländer.
Außerdem beginnen Wolff im Tor, Mertens und Kastening auf den Außen, Golla am Kreis sowie Häfner und Köster im Rückraum.
Lichtlein für Uscins im Kader
Hop on, hop off: Nils Lichtlein steht für das Österreich-Spiel wieder im Kader der Deutschen, nachdem er zuvor nur im Frankreichspiel dabei war. Nationaltrainer Alfred Gislason zog den Berliner seinem U21-Weltmeister-Kollegen Renars Uscins vor, der diesmal draußen bleibt.
Lichtermeer für Jo Deckarm
Die Handylichter werden gezückt, die ganze Halle singt "Happy Birthday" für Joachim Deckarm - Gänsehautstimmung in Köln. Handball-Legende Deckarm, der gestern 70 Jahre alt wurde, wird von seinen Teamkollegen der Weltmeistermannschaft von 1978 um Ex-Bundestrainer Heiner Brand begleitet. Dem früheren Rückraumspieler, der sich 1979 bei einem Europapokalspiel schwer am Kopf verletzte und seitdem im Rollstuhl sitzt, schießen Tränen in die Augen. Eine tolle Geste, auch wenn der Auftritt nur sehr kurz ist - zu Wort kommt keiner der Helden von damals.
Bitter setzt auf deutschen Sieg gegen Österreich
Johannes Bitter, Weltmeister von 2007 und Co-Kommentator der ARD bei dieser Handball-EM, setzt heute Abend auf einen Sieg der deutschen Mannschaft. Das Team von Alfred Gislason müsse "den Fokus behalten". "Wir sind super im Turnier, wenn wir genauso Gas geben werden wir gewinnen", sagt der 41-jährige Torwart des HSV Hamburg und prognostiziert: "In der zweiten Halbzeit ziehen wir weg und gewinnen mit fünf Toren." Ab 20.30 Uhr ist Bitter an der Seite von Florian Naß zu hören, hier gibt es den Livestream des Spiels:
Niederlage wäre hart, aber nicht automatisch das Aus
Bei einer Niederlage heute würde es für das DHB-Team im Rennen um das Halbfinale zwar nicht mehr wirklich gut aussehen, Chancen hätte man aber weiterhin. Dann müsste man seine verbleibenden beiden Partien gewinnen und hoffen, dass die Österreicher keinen Punkt mehr holen.
Frankreich auch gegen Island sehr souverän
Die Franzosen führen die Hauptrundengruppe nach dem ersten Spiel des Tages erwartungsgemäß weiter an. Gegen Island, das keine Chance mehr auf das Halbfinale hat, siegten Nikola Karabatic und Co. mit 39:32 (17:14)
Ausverkauft, aber noch nicht voll
Die Kölner Arena ist auch heute wieder ausverkauft, auch wenn für das erste Spiel des Tages zwischen Frankreich und Island noch nicht alle der 19.750 Zuschauerinnen und Zuschauer auf ihren Plätzen sind. Die Halle ist zu zwei Dritteln gefüllt, für Stimmung sorgt der kleine isländische Block mit ca. 50 Menschen. Mittendrin, direkt vor der großen Trommel und in blauen Nationaltrikots, ist auch wieder die Familie von Bundestrainer Alfred Gislason.
Schweinsteiger erwartet ein umkämpftes Spiel zwischen Rivalen
"Die Rivalität zwischen uns Deutschen und den Österreichern ist ja doch immer wieder da, obwohl wir uns auch sehr mögen", sagt ARD-Fußball-Experte Bastian Schweinsteiger vor dem Hauptrundenduell der Handballnationalmannschaften beider Nationen. Schweinsteiger erwartet dementsprechend ein "umkämpftes Spiel" und freut sich für Österreichs Handballer, dass sie nun genau wie die Skifahrer und Fußballer auf Top-Niveau angekommen sind.
Pajovic gibt Spielern viele Freiheiten
Ein Erfolgsgeheimnis der Österreicher: Trainer Ales Pajovic lässt seine Spieler an der langen Leine laufen. "Wir haben einen super Teamgeist. Ich finde es gut, wenn die Spieler viele Freiheiten haben und auch mal raus gehen und ein Bier zusammen trinken", sagte der Slowene, der unter anderem Talant Dujshebaev (früher BM Ciudad Real) zu seinen Lehrmeistern zählte.
Von der Gruppenauslosung erfuhr Pajovic übrigens beim gemeinsamen Kochen mit seiner Frau. Als die ihm Kroatien und Spanien zurief, sagte der Coach zu seiner Gattin: "Dann sind wir ja eigentlich schon raus." Dass es anders kam, ist mittlerweile bekannt...
Handball-Legenden um Jo Deckarm in der Halle
Gestern wurde Handball-Legende Joachim Deckarm 70 Jahre alt. Heute ist der Weltmeister von 1978 gemeinsam mit vielen seiner damaligen Teamkollegen in der Halle in Köln. Gegen 19.25 Uhr soll Deckarm auf dem Spielfeld geehrt werden.
"Jubilar" Wolff bei den Saves vorne
Die überragenden Leistungen von Deutschlands Torwart Andreas Wolff bei der EM spiegeln sich auch in den Statistiken wider. Wolff führt die Liste der besten Torhüter nach vier Spieltagen an. Der 32-Jährige liegt mit 43 gehaltenen Bällen vorne (37,4 Prozent) - vor dem Isländer Viktor Hallgrimsson (32 Saves/ 33 Prozent) und seinem heutigen Gegenüber, dem Österreicher Constantin Möstl. Möstl, der bei HC Hard unter Vertrag steht, kommt auf 32 Saves und eine Quote von 32,5 Prozent.
Andreas Wolff bestreitet gegen Österreich übrigens sein 150. Länderspiel. Ein Jubiläum feiert gegen Team Austria auch Juri Knorr. Der 23-jährige Spielmacher läuft zum 50. Mal für Deutschland auf.
Pajovic dankt Florian Kehrmann
Kurze Begegnung am ersten Hauptrundenspieltag in der Kölner Arena: Österreichs Trainer Ales Pajovic nutzte die Gelegenheit, um sich bei Florian Kehrmann, Trainer des Bundesligisten TBV Lemgo zu bedanken. "Tolle Arbeit, die ihr in Lemgo mit Lukas Hutecek leistet", sagte Pajovic zum Weltmeister von 2007.
Hutecek steht bei den Lippern seit 2021 unter Vertrag und hat sich dort im Rückraum zu einem echten Spitzenspieler entwickelt. Davon profitiert natürlich auch die Nationalmannschaft.
Ales Pajaovic, Trainer der Österreicher
Österreichs Handballer schaffen es ins erste Programm
Ganz Sport-Österreich schaut heute auf die berühmte Streif, zum Abfahrtsrennen in Kitzbühel, aber auch die Handballer gewinnen in der Wintersport-Nation immer mehr an Aufmerksamkeit. Die Spiele der österreichischen Nationalmannschaft, so auch das heutige gegen Deutschland, werden mittlerweile im ORF 1, also im ersten Programm, gezeigt.
Als Co-Kommentar im ORF fungiert ein alter Bekannter: Konrad Wilczynski, 136-facher Nationalspieler der Austria-Auswahl und von 2006 bis 2011 Profi bei den Füchsen Berlin. 2007/08 wurde er sogar Bundesliga-Torschützenkönig.
Hanniball feuert wieder an
Er tanzt und feuert an, macht Faxen und Fotos mit den Fans: Hanniball - das Maskottchen des Deutschen Handballbundes. Heute wird das Hörnchen wieder in der Kölner Arena für Stimmung sorgen - wie sein Bruder in Hamburg natürlich auch. Der Mann, der im Kostüm steckt und schwitzt, heißt Michael Stiebler und muss durchaus feinfühlig seinen Job machen.
"Wenn das Spiel komplett gegen Deutschland läuft, können wir keine Stimmung machen, da switchen wir teilweise noch um. Die La-Ola-Welle zum Beispiel, die kann man meistens nur zum Ende machen, wenn es gut läuft", sagt Stiebler.
Auch der Überblick ist wichtig. "Es soll so wirken, als ob ich durch die Augen gucke.Tatsächlich geht mein Guckloch aber durch den Mund. Damit bin ich bestens gewappnet", sagt Stiebler alias Hanniball.
Maskottchen Hanniball
Deutschland gegen Österreich für die Ohren
Für alle, die heute Abend unterwegs sind, deren Fernseher den Geist aufgab oder die einfach lieber Handball auf die Ohren als auf die Augen kriegen: Deutschland gegen Österreich gibt es hier im Audiostream, die Reporter sind Thomas Koos und Daniel Neuhaus.
Juri Knorr Vierter der Torjägerliste
Deutschlands bester Torschütze, Rückraumspieler Juri Knorr, rangiert in der Torjägerliste aktuell mit 30 Toren auf dem vierten Rang. Vor ihm platziert sind der portugiesiche Shootingstar Martim Costa (38 Tore), der Däne Mathias Gidsel (37) und Rutger ten Velde (36) aus den Niederlanden. Allerdings haben die drei vor ihm platzierten alle ein Spiel mehr auf dem Konto. Mit acht Toren gegen Österreich wäre Knorr wieder vorne. Zweitbeste deutsche Torwerfer sind übrigens Julian Köster und Johannes Golla mit je 13 Toren.
Deutschland gegen Österreich für Mertens "ein schöner Klassiker"
Für Linksaußen Lukas Mertens haben Spiele gegen den Nachbarn aus Österreich auch im Handball eine gewisse Brisanz. "Ich habe Bock. Es ist halt immer ein schöner Klassiker. Vielleicht noch nicht der ganz große Stellenwert wie im Fußball, aber die Tendenz geht da schon hin", sagte der DHB-Profi vor dem Prestigeduell an diesem Samstag (20.30 Uhr/live in der ARD, in der ARD-Mediathek und im Audiostream).
"Österreich hat sich sehr großen Respekt verdient", befand Mertens über den Erfolgslauf des kommenden Gegners. Die Österreicher hatten in der Vorrunde Mitfavorit Spanien ein Remis abgerungen und so aus dem Turnier befördert. Gegen Ungarn gab es zum Hauptrundenauftakt einen Sieg.
Lukas Mertens springt auf im Spiel gegen Island
Trainer Pajovic mit Deutschland-Vergangenheit
Österreichs slowenischer Trainer Ales Pajovic übernahm die Mannschaft 2019 und hat sie seither kontinuierlich weiterentwickelt. Der frühere Rückraum-Linke spielte in der Bundesliga 2007 einige Monate beim THW Kiel und von 2011 bis 2013 beim SC Magdeburg. Obwohl Bundestrainer Gislason Magdeburg und Kiel lange Jahre trainierte, war Pajovic aber nie Gislasons Spieler.
Lange Historie gegen Österreich
Am 6. Februar 1938 spielte die Deutsche Handball-Nationalmannschaft erstmals gegen Österreich - es war das zweite offizielle Länderspiel überhaupt. Die Partie endete 5:4 für Deutschland. Von 37 Aufeinandertreffen gewann der DHB 32. Dreimal ging der Sieg an Österreich - zuletzt im Januar 2014.
Achtung vor Bilyk und Hutecek
Nikola Bilyk und Lukas Hutecek sind die beiden Bundesliga-Legionäre der Österreicher - und beide brandgefährlich. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesligaprofi Robert Weber sind sie die besten Torschützen - nahezu jeder Angriff läuft über das Rückraumduo - und das ja bisher mit großem Erfolg. Sportschau-Reporter Robin Tillenburg stellt hier das österreichische Team vor.
Julian Köster laut Bundestrainer "weltklasse"
"Er ist trotz seiner jungen Jahre zu einem Weltklasse-Abwehrspieler gereift", sagte Bundestrainer Alfred Gislason über Julian Köster, der gegen Island das letzte so stark umjubelte Tor erzielte. "Ihn zeichnet aus, dass er das Spiel des Gegners liest." Am liebsten würde der DHB-Coach Köster immer spielen lassen. Doch er weiß, dass er mit Kösters Kräften haushalten muss: "Köster wechsle ich in der Regel nach einer Viertelstunde im Angriff aus. Ich brauche ihn bis zum Spielende in der Abwehr", sagte Gislason.
Wolff: Österreich ist "Mannschaft der Stunde"
Andreas Wolff, Matchwinner beim 26:24 gegen die Isländer, blickt nach vorn. "Wir spielen jetzt gegen die Mannschaft der Stunde, die bisher äußerst positiv überrascht und mit Mykola Bilyk einen Ausnahmespieler in ihren Reihen hat. Die werden uns alles abverlangen", sagte Deutschlands Torhüter und erinnerte an die Erfolge der Österreicher bei dieser Handball-EM: Klarer Sieg über Rumänien, Unentschieden gegen die Top-Teams Kroatien und Spanien, am Donnerstag der knappe Erfolg gegen die bis dato ungeschlagenen Ungarn. Mit derzeit drei Punkten steht das Team von Ales Pajovic auf Platz zwei der Tabelle.
Torte und Ständchen für Geburtstagskind Steinert
Nach dem emotionalen Sieg gegen Island feierten Deutschlands Handballer noch ein wenig den Geburtstag von Rückraumspieler Christoph Steinert und die ersten zwei Punkte der EM-Hauptrunde.
Gislason hat Island-Sieg abgehakt und Respekt vor Österreich
Alfred Gislason war direkt nach der Partie gegen Island eigentlich schon wieder mit den Gedanken beim nächsten Gegner. "Ich habe mich relativ wenig mit den Nachrichten auf meinem Handy, sondern bis weit in die Nacht mit den Österreichern beschäftigt", berichtete der Bundestrainer am Freitag und forderte von seinen Schützlingen um Torwart Andreas Wolff volle Konzentration: "Jedes Spiel ist ein Endspiel und es fängt von vorn an. Eine Niederlage gegen Österreich - und der Traum vom Halbfinale wäre vorbei."