Ängste, Träume und ein Spiel zu null Andreas Wolff - Acht Geheimnisse über den DHB-Star
Der "große böse Wolff" will nur noch die Gegner das Fürchten lehren. Der deutsche Handball-Nationaltorhüter Andreas Wolff möchte jetzt ein Anführer für alle und sogar Vorbild für die jungen Spieler sein. Dieses und andere Geheimnisse über Deutschlands Nummer eins, der aber die Rückennummer 33 trägt.
Es ist noch nicht lange her, da sorgte der stets bis in die Haarspitzen motivierte 32-Jährige in der deutschen Nationalmannschaft für einen Eklat. Als Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold vor drei Jahren die WM absagten, um in der Corona-Pandemie bei ihren Familien sein zu können, übte Wolff öffentlich Kritik. Er sehe die Entscheidung seiner Mitspieler "sehr, sehr kritisch. Dass sie dieses Jahr das Turnier fahren lassen, nachdem sie selbst permanent in der Champions League aktiv waren, stört mich."
Der "große böse Wolff" hatte mal wieder zugeschlagen - bekam aber sogar aus den eigenen Reihen sehr viel Gegenwind. Rückblickend sagt der gebürtige Rheinländer: "Da habe ich deutlich über die Stränge geschlagen. Da war jede Kritik, die von Verantwortlichen oder von Mitspielern kam, auch absolut gerechtfertigt. Da hat der eine oder andere ja sogar noch Milde walten lassen bei der Aussage, die ich da getroffen habe." Wolffs ausführliche Selbstkritik ist in der Sportschau-Dokumentation "Andreas Wolff - der Draufgänger im Tor" zu sehen, exklusiv in der ARD Mediathek.
Gislason: "Andreas ist ein extremer Hitzkopf"
Bundestrainer Alfred Gislason nennt Wolff "einen extremen Hitzkopf", wohlwissend, dass besonders die Torhüter im Handball schon etwas wie "Einzelkämpfer innerhalb einer Mannschaft" sind. Auch wenn Wolff gerade erst von einem schweren Bandscheibenvorfall auf die Platte zurückgekehrt ist, weiß Gislason, dass er auf die Klasse des (ehemals) streitbaren Keepers nicht verzichten kann.
"Andreas ist anders, er ist reifer geworden. Und erst dadurch ist er ein Weltklasse-Torhüter geworden."
"Er kann der Mannschaft unwahrscheinlich viel geben. Bei der letzten WM war er der beste Torhüter", lobt der Isländer und fügt hinzu: "Andreas ist anders, er ist reifer geworden. Und erst dadurch ist er ein Weltklasse-Torhüter geworden." Im EM-Auftaktspiel gegen die Schweiz am Mittwoch überragte Wolff wie einst im EM-Finale 2016, hielt unglaubliche 61 Prozent der Bälle auf sein Tor.
Arbeit mit einer Psychologin trägt Früchte
Wolff profitierte nach eigener Aussage sehr von der Zusammenarbeit mit einer Psychologin. Er habe gemerkt, "dass ich nicht die ganze Mannschaft auf meinen Schultern tragen muss" und gelernt, sich auch selbst Fehler nachzusehen. Von "blindem Ehrgeiz" spricht Wolff heute - und will gerade auf die jungen Spieler einwirken, die wie er früher "nervös, angespannt und immer ambitioniert" seien. Er hofft, "dass meine Rolle im Team jetzt eine andere ist. Dass ich meinen Mitspielern auch das Gefühl gebe, dass ich sie respektiere, dass ich sie wertschätze."
Nationaltorhüter Andreas Wolff will als Führungsspieler besonders für die jungen Spieler da sein.
Die Geheimnisse des Andreas Wolff
Ganz neue Töne vom "großen bösen Wolff", der im Gespräch mit der Sportschau vor dem Turnier noch einige andere interessante Einblicke gab.
1. Wovor er Angst hat
Andreas Wolff: "Vor vielem eigentlich. Aber so richtig Unbehagen habe ich bei Schlangen. Wir waren früher mit der Schule mal im Zoo. In der Abteilung mit den Reptilien habe ich mir eine Schlange angesehen - und hatte richtig Gänsehaut. Und dann kam plötzlich ein Mitschüler, der hat mir in den Nacken gepackt und so gezischt. Da bin ich richtig weggesprungen."
2. Seine Glückszahl
Wolff: "Es ist die 33, weil ich am 3.3. geboren bin."
3. Warum er Torwart wurde
Wolff: "Weil ich am Anfang sehr schüchtern war. Meine Mutter hat mich als kleiner Junge - mit fünf Jahren oder so - ins Training gebracht. Und ich war so schüchtern, dass ich nicht mitmachen wollte. Da hat die Trainerin gemeint: 'Dann stell dich doch ins Tor.' Also habe ich mich im Training ins Tor gestellt. Und dann bin ich nie wieder aus dem Tor rausgekommen."
4. Hat er schon mal zu null gespielt?
Wolff: "Ja, einmal. In der gleichen Halle, in der ich mein erstes Handball-Training gemacht habe. Das war, glaube ich, ein D-Jugend-Qualiturnier - und wir haben 13:0 gewonnen."
5. Sein größter Traum
Wolff: "Mein großer Traum ist individuell für mich, irgendwie Welthandballer zu werden. Und ansonsten halt Champions League gewinnen, WM-Titel holen und vielleicht den Olympia-Titel. Aber realistischer sind wahrscheinlich die Champions League und die WM. Da hat man mehr Chancen als bei den Olympischen Spielen."
6. Was ist das größte Hobby, die größte Leidenschaft?
Wolff: "Mittlerweile ist es die Familie. Früher war es das Zocken, das ich auch gestreamt habe. Das habe aber ich eingestellt. Da war ich auch zu angespannt und zu ambitioniert. Dadurch habe ich, glaube ich, auch einige Zuschauer verloren. Ich war zu fokussiert, anstatt einfach diese lockere Art beizubehalten. Da frage ich mich heute, was ich da eigentlich gemacht habe."
7. Welche Rolle spielt Krafttraining?
Wolff: "Eine große. Ich habe mein eigenes Gym zu Hause und nutze das jeden Tag."
8. Und woher kommt eigentlich der Spitzname "der große böse Wolff"?
Wolff: "Ursprünglich kommt das aus der Schlagzeile einer schwedischen Zeitung. Das ist natürlich ein naheliegendes Wortspiel. Und das gepaart mit dem ganzen Auftreten: Ich bin ja während der Spiele sehr konzentriert und war früher sehr verbissen. Immer grimmig dreinschauend, immer ernst. Und da hat es natürlich gepasst, dass einige Journalisten die eine oder andere kontroverse Aussage, die vielleicht auch mal im Hintergrund gefallen ist, einfach veröffentlicht haben. Heute weiß ich, mit wem ich reden, aber auch, wann ich was in welchem Ton sagen kann. Da bin ich diplomatischer geworden."
Handball-Nationaltorhüter Andreas Wolff