Block von Johannes GOLLA (links) und Sebastian HEYMANN
analyse

Überragender Wolff und starke Deckung Das DHB-Team legt sein Fundament

Stand: 11.01.2024 08:30 Uhr

Eine starke Abwehrleistung und ein überragender Torwart - die deutschen Handballer haben beim Auftaktsieg über die Schweiz ihr Fundament für die weitere Europameisterschaft gelegt.

Von Robin Tillenburg (Düsseldorf)

Es sah nach dem befürchteten schwierigen Spiel aus. Die Abwehr des DHB-Teams griff gegen die Schweiz nicht richtig zu, vorne lief der Ball zwar flüssig, aber mehrere Würfe flogen daneben und der Torwart der Schweizer, Nikola Portner, war sofort auf Betriebstemperatur.

61 Prozent gehaltene Bälle - Wolff überragend

Portner hatte am Ende eine Fangquote von 35 Prozent aufzuweisen. Eine Quote über 30 Prozent gehaltener Bälle ist für Torhüter im Handball erst einmal ein ordentlicher Arbeitsnachweis. Alles in Richtung 40 Prozent fällt in die Kategorie: sehr stark. Doch als am Ende des Spiels auf der Anzeigetafel der "Man of the Match" verkündet wurde, ließ die Zahl, die neben dem Namen Andreas Wolff aufleuchtete, doch den einen oder anderen der 53.586 Fans in der Düsseldorfer Arena zweimal hinschauen: 61 Prozent. Ein Fabelwert, den der deutsche Nationaltorwart da aufgelegt hatte.

Wolff hatte vor der Weltrekordkulisse nicht nur ein, sondern gleich drei Ausrufezeichen hinter seinen Namen und vor allem seinen Fitnesszustand gesetzt. Nach seinem Bandscheibenvorfall im August 2023 hatte der Torwart von Industria Kielce sich ordentlich quälen müssen, um überhaupt rechtzeitig zum Turnier fit zu werden. Umso eindrucksvoller waren seine spektakulären Paraden bei teils freien Würfe der Eidgenossen.

Die Schweiz beißt sich an Deutschlands Abwehr die Zähne aus

Sportschau Handball-EM 2024, 10.01.2024 22:27 Uhr

"Es war ein ganz ganz toller Auftritt, insbesondere in der Defensive", sagte Wolff zur Sportschau. "Wir haben eine sehr starke Abwehr gespielt, die Jungs waren bereit für die physische Härte im Angriff vom Schweizer Team."

Wolff holt die Fans ins Spiel - und damit auch sein Team

Nie jubelte das Stadion an diesem Mittwochabend lauter als bei Wolffs Aktionen, und davon angetrieben schüttelte die deutsche Abwehr ihre Nervosität schnell ab. Der Innenblock um Johannes Golla und Julian Köster war mit seinen Armen nahezu überall und schob vor allem zusammen mit den Halbspielern die Mitte so gut zu, dass den Schweizern kaum noch ein sauber vorbereiteter Wurf gelingen wollte.

"Das fühlt sich fantastisch an", sagte Wolff zur Kulisse. "Ich habe innegehalten nach dem Spiel, um es aufzunehmen, weil es einzigartig ist vor so einer Atmosphäre zu spielen. Ich könnte mich daran gewöhnen."

Andreas Wolff über Gänsehaut beim Einlaufen

Sportschau, 10.01.2024 23:31 Uhr

Immer wieder rannten Andy Schmid, Manuel Zehnder und Co. an, aber immer wieder blieben sie hängen oder mussten aus wenig aussichtsreichen Positionen abschließen. Und wenn dann doch mal jemand einen einigermaßen guten Winkel hatte, stand da der Mann mit der Nummer 33 - und auf dem Statistikbogen folgte der nächste Strich in das Kästchen neben Wolffs Namen, über dem "Parade" stand.

Ratlose Schweizer gegen starke deutsche Deckung

Mit zunehmender Spieldauer wirkten die Schweizer deshalb immer ratloser - über eine Viertelstunde lang gelang ihnen im zweiten Durchgang kein Treffer. Dass die Deutschen das Ergebnis trotz vieler Wechsel in eine Höhe schrauben konnten, die dann doch sehr deutlich nach "Klatsche" aussah, war folgerichtig. Vorne hatte man gar nicht so sehr geglänzt, auch einige Chancen liegen gelassen, aber weil die Defensivleistung eben auf Top-Niveau war, gelang der zweithöchste EM-Sieg einer deutschen Männermannschaft aller Zeiten.

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Schweizer den in sie gesteckten Erwartungen nicht wirklich gerecht werden konnten - aber es brauchte eben auch eine deutsche Mannschaft, die nachgewiesenermaßen sehr fähige Offensivkünstler wie Schmid, Zehnder, Lenny Rubin und Co. auch gar nicht erst zur Entfaltung kommen ließ.

Basis für das weitere Turnier ist gelegt

Das DHB-Team hat sich durch diese Leistung ein Fundament für die kommenden Wochen gelegt, auf das sich in jeder Hinsicht aufbauen lässt. Zu wissen, dass man (mindestens) einen Torhüter zwischen den Pfosten hat, der das Team jederzeit in jedem Spiel halten kann, sollte der jungen Mannschaft Sicherheit geben - auch gegen stärkere Gegner wie Frankreich (16. Januar, 20.30 Uhr live in der ARD und auf sportschau.de).