Ronald Koeman

Qualifikation zur EM 2024 Absagen, Ajax-Krise, EM-Stress - Niederlande im Fußball-Chaos

Stand: 10.10.2023 23:23 Uhr

Es gab schon entspanntere Zeiten im niederländischen Fußball: Vor den entscheidenden EM-Qualifikations-Spielen am Freitag (13.10.2023) gegen Frankreich und Montag darauf gegen Griechenland (beide 20.45 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) hagelt es Absagen, beim Vorzeigeklub Ajax Amsterdam herrscht Chaos.

Der letzte Spieltag in der EM-Qualifikationsgruppe B ist wie gemalt für Fußball-Historie. Griechenland könnte in Frankreich, das dann wahrscheinlich längst als Teilnehmer feststeht, mit einem Sieg vielleicht das Wunder wahr machen. Und die Niederlande treten zeitgleich in Gibraltar an, da könnte dann akute Blamageangst ausbrechen.

Punktgleich mit Konkurrent Griechenland

Doch so weit ist es noch nicht. Dieser letzte Spieltag steigt am 21. November, jetzt wird erstmal die Vorarbeit geleistet. Frankreich führt in der Gruppe B mit 15 Punkten und hat noch kein einziges Gegentor kassiert. Dahinter folgen mit jeweils neun Zählern Griechenland und das "Oranje"-Team, wobei die Niederländer erst viermal gespielt haben.

Dennoch hat das Duell zwischen den beiden Frankreich-Verfolgern bereits so etwas wie Endspiel-Charakter. Im Agia-Sophia-Stadion in Nea Filadelfia, einem Vorort von Athen, wird eine für die Holländer vermutlich unvergessliche Atmosphäre herrschen. Zu was die griechische Mannschaft dann fähig ist, wird spannend zu beobachten sein.

Ajax geht es ganz schlecht

In welcher Stimmung die Mannschaft von Ronald Koeman dann zu diesem "dood-of-gladiolen"-Match (so nennen die Niederländer entscheidende Partien) anreisen wird, hängt natürlich auch noch vom Ausgang des Duells mit Frankreich ab, aber die Voraussetzungen sind nicht gut.

Fast schon unglaublich aus der nachbarländischen Distanz wirkt die Krise, die gerade Ajax Amsterdam durchschüttelt, den holländischen Vorzeigeklub, den Rekordmeister, den Trendsetter des Landes und manchmal sogar des Kontinents in Sachen Nachwuchsschulung, Taktik, Moderne dieses Sports. Ajax taumelt in der Tabelle der Eredivisie auf Rang 16 dem Abstieg entgegen, nur noch Volendam und Utrecht stehen schlechter. Hooligan-Exzesse sorgten zuletzt für einen Abbruch der Partie gegen Feyenoord, es stand zu diesem Zeitpunkt aus Ajax-Sicht bereits 0:3, bei der Forsetzung ohne Fans wurde ein 0:4 daraus.

Frimpong und Gravenberch brüskieren die U21

Damit es der "Elftal" gutgeht, muss es aber eigentlich auch Ajax gutgehen. Und da wirkt seit der 0:4-Klatsche zum Auftakt der EM-Qualifikation in Frankreich wenig im Fluss. Zuletzt hielt es beispielsweise der Leverkusener Jeremie Frimpong nicht für nötig, einer Einladung zur U21 Folge zu leisten, weil er sich leistungstechnisch längst im A-Team sah. Es folgte eine öffentliche Ohrfeige von Bondscoach Koeman, für die beiden anstehenden Partien ist er aber tatsächlich nominiert.

Teun Koopmeiners und Memphis Depay (r.) bei der 0:4-Pleite gegen Frankreich

Teun Koopmeiners und Memphis Depay (r.) bei der 0:4-Pleite gegen Frankreich

Dafür sitzt jetzt der Ex-Münchener und Neu-Liverpooler Ryan Gravenberch eine Strafe wegen des gleichen Vergehens ab: Die U21 hatte auch ihn zuletzt vergeblich eingeladen. Seine Absage mit der Begründung, sich aktuell auf seinen neuen Klub fokussieren zu müssen, kritisierte Koeman als "falsche Entscheidung" und "gar keine gute Idee". Koeman weiter: "Wir sind überhaupt nicht glücklich mit diesen Absagen. Man kann sich durch gute Leistungen bei den Junioren empfehlen. Es ist die Pflicht der Spieler, in jedem Team zu spielen."

Ohne de Jong, de Ligt, Gakpo und Depay

Für den Doppelpack jetzt gegen Frankreich und Griechenland fehlen neben Gravenberch noch zahlreiche weitere Stars wegen Erkrankung und Verletzung. Frenkie de Jong (FC Barcelona), Matthijs de Ligt (FC Bayern München), Cody Gakpo (FC Liverpool), Keeper Justin Bijlow (Feyenoord Rotterdam)  und Memphis Depay (Atletico Madrid) waren schon bei der Kaderbekanntgabe nicht dabei. Am Wochenende sagten dann auch noch Noa Lang (Feyenoord Rotterdam) und Torhüter Mark Flekken (FC Brentford) ab.

Im Tor der Niederländer zeichnet sich dadurch ein großes Problem ab. Nominiert neben dem Ex-Freiburger Flekken waren mit Nick Olij von Sparta Rotterdam und Bart Verbruggen von Brighton and Hove zwei Neulinge. Nachnominiert hat Koeman nun Andries Noppert, der bei der WM in Katar überraschend spielen durfte, seinen Platz dann aber an Bijlow verlor und zuletzt nicht mal in den Kader durfte. Die Auswahl jetzt aus zwei Novizen und der eigentlichen Nummer fünf spiegelt ganz gut die gesamte Gemengelage der "Elftal" im Endspurt um die EM-Qualifikation wieder. Ganz "Oranje" hofft, dass es nicht zu einem Endspiel in Gibraltar kommt.