Dank Regeländerung Musiala mit fünf weiteren Spielern EM-Torschützenkönig
Gleich sechs Spieler teilen sich den Titel des Torschützenkönigs der Fußball-EM 2024. Der deutsche Nationalspieler Jamal Musiala sowie Harry Kane (England), Dani Olmo (Spanien), Ivan Schranz (Slowakei), Cody Gakpo (Niederlande) und Georges Mikautadze (Georgien) haben nach Turnierende drei Treffer auf dem Konto und müssen sich die Auszeichnung des "Golden Boot" für den besten EM-Torschützen teilen.
Die UEFA hatte vor dem EM-Finale am Sonntagabend (14.07.2024) zwischen Spanien und England (2:1) nochmals bestätigt, dass die Anzahl der erzielten Tore das einzige Kriterium sei. Torvorlagen oder Einsatzminuten werden in der Wertung nicht berücksichtigt. Ansonsten hätte der Spanier Olmo dank seiner zwei Torvorlagen die persönliche Trophäe alleine gewonnen.
Mit 14 Treffern führt Cristiano Ronaldo die ewige Torschützenliste aller EM-Turniere mit großem Vorsprung an. Der 39-jährige Portugiese nahm an sechs Europameisterschaften teil und gehörte 2021 (5 Tore) und 2012 (3 Tore) jeweils zu den besten Torschützen eines Turniers. Den Rekord für die meisten Tore bei nur einer EM hält ähnlich unangefochten der Franzose Michel Platini: 1984 traf er neunmal in nur fünf Spielen.
Regeländerung sorgt für sechs Titelträger
Seit der Europameisterschaft 2008 hatte die UEFA genaue Regeln, die bei Tor-Gleichheit den Torschützenkönig definierten. Drei Statistiken (sogenannte "Tie-Breaker") sorgten in absteigender Reihenfolge für die Entscheidung: meiste Anzahl an Torvorlagen, geringste Spielzeit und meiste Anzahl an Toren in der Qualifikation. Diese Tie-Breaker wurden zwischen der EM 2021 und dem aktuellen Turnier überraschenderweise wieder abgeschafft.
Die Regel galt schon bei der UEFA Nations League 2022/23. Nach dem Wettbewerb bekamen sowohl Erling Haaland (Norwegen) als auch Aleksandar Mitrović (Serbien) eine Trophäe übergeben, obwohl Haaland eine Vorlage mehr hatte. Die UEFA bestätigte mehreren internationalen Medien erst am Freitag (12.07.2024), zwei Tage vor dem Finale, dass der Wegfall der Tie-Breaker auch für die laufende Europameisterschaft gilt. Mehrere Medien berichteten irrtümlicherweise, dass die Regeländerung kurzfristig geschah.
Rückkehr zu mehreren Torschützenkönigen
Es ist eine Rückkehr zu der Regelung, die bei den Europameisterschaften von 1960 bis 2004 galt. Auch damals konnten sich mehrere Spieler die Torjägerkrone teilen. Das führte immer wieder zu langen Listen an Torschützenkönigen. 1992 teilten sich beispielsweise Dennis Bergkamp (Niederlande), Thomas Brolin (Schweden), Henrik Larsen (Dänemark) und Karl-Heinz Riedle (Deutschland) mit jeweils drei Toren die Auszeichnung.
Tore, die bei Elfmeterschießen geschossen werden, zählen nicht in dieser Statistik. Tore aus Verlängerungen dagegen schon. Ein herausgeholter Elfmeter, der danach verwandelt wird, zählt für den Gefoulten als Vorlage. Für Eigentore und direkt verwandelte Ecken und Freistöße wird keine Vorlage vergeben. Daran hat sich auch nach der Regelanpassung der UEFA nichts geändert.
Beispiele für angewandte Tie-Breaker
In den Turnieren von 2008 bis 2021 ist die Tie-Breaker-Regel mehrfach angewandt worden: Bei der vergangenen EM 2021 hatten Patrick Schick und Cristiano Ronaldo beide jeweils fünf Tore. Ronaldo gewann den Golden Boot, weil er eine Vorlage hatte.
Bei der EM 2012 hatten Fernando Torres und Mario Gomez jeweils drei Tore und eine Vorlage. Fernando Torres gewann, weil er nur 189 Minuten pro Tor benötigte (Mario Gomez benötigte 282 Minuten). Dass mehrere Spieler gleich viele Tore, Vorlagen und gespielte Minuten hatten und so die Anzahl der Qualifikations-Tore herangezogen werden müsste, ist nicht vorgekommen.
Die ehemaligen Tie-Breaker in der Übersicht:
- Meiste Anzahl an Vorlagen
- Geringste Spielzeit
- Meiste Anzahl an Toren in der Qualifikation
Turnier | Torschützenkönig (Land) | Tore (Vorlagen) |
---|---|---|
2004 | Milan Baroš (Tschechien) | 5 (1) |
2008 | David Villa (Spanien) | 4 (0) |
2012 | Fernando Torres (Spanien) | 3 (1) |
2016 | Antoine Griezmann (Frankreich) | 6 (2) |
2021 | Cristiano Ronaldo (Portugal) | 5 (1) |