Aufschrift Junioren-Bundesliga

Nachwuchsreform des DFB Kein Abstieg für Profis, Amateure bleiben dabei

Stand: 28.06.2023 16:09 Uhr

Der DFB hat eine Strukturreform der A- und B-Junioren-Bundesliga ab 2024/25 vorgestellt - und will damit versuchen, den Vorstellungen der Profiklubs und der kleineren Vereine gerecht zu werden.

Die Profis hätten gerne eine geschlossene Liga für ihre Nachwuchsteams gehabt, in der ohne Auf- und Abstieg Talente ausgebildet werden sollten - ohne den Druck durch fehlende Ergebnisse oder Abstiegskampf. Kleinere Vereine sowie die Regional- und Landesverbände im DFB sahen das anders: Sie wollten weiter auf der obersten Ebene des deutschen Jugendfußballs vertreten sein können. Ein Kompromiss soll nun beide Ansichten berücksichtigen.

Profis ohne Abstieg, Amateure dürfen weiter mitspielen

Der DFB erklärte am Mittwoch (28.06.2023), wie die A-Junioren- und B-Junioren-Bundesligen ab 2024/25 laufen sollen:

  • 56 Klubs in Deutschland, die über Nachwuchsleistungszentren verfügen, sind dabei und können nicht absteigen. In der Vorrunde sollen acht Amateurklubs das Feld auf 64 Teams auffüllen.
  • Acht regionale Staffeln mit je acht Teams spielen die Vorrunde.
  • Dann teilt sich das Feld in der Hauptrunde nach sportlichem Abschneiden in eine Liga A und eine Liga B.
  • Bis zu elf Amateurvereine aus der zweithöchsten Spielklasse können sich zudem für die Liga B der Hauptrunde zusätzlich qualifizieren. Dort soll für die Nachwuchsteams der Amateurvereine ein sportlicher Klassenerhalt möglich sein.
  • In der Liga A spielen vier Staffeln mit je sechs Teams. Die 16 besten Teams erreichen das Achtelfinale der K.o.-Runde.
  • Die Ligen werden umbenannt in "U19-Nachwuchsliga" und "U17-Nachwuchsliga". Die Abkehr vom Begriff "Bundesliga" soll den Fokus auf die Entwicklung lenken.

Das bisherige System, das während der Corona-Pandemie zeitweise angepasst worden war, lautet grundsätzlich:

  • 42 Teams spielen in drei regionalen Staffeln mit je 14 Teams Nord/Nordost, Süd/Südwest und West.
  • Es folgen ein Halbfinale und ein Endspiel um die deutsche Meisterschaft.
  • Derselbe Modus griff bislang in der B-Junioren-Bundesliga.

Panagiotis Chatzialexiou, sportlicher Leiter Nationalmannschaften beim DFB, sprach von "deutlicher Zustimmung" bei den Beteiligten. Das Konzept sei von DFB und DFL gemeinsam ausgearbeitet worden. "Die Hoffnung ist, dass wir künftig Spiele haben werden, die noch mehr auf Augenhöhe stattfinden werden", sagte Chatzialexiou. Er erhoffe sich, dass Trainer ohne den Druck des Abstiegskampf ihre Spielweise ändern und keine "Misserfolgsvermeidungsstrategie" mehr verfolgen werden. Der Fokus liege nun auf der Entwicklung der Spieler.

Völler kritisierte Nachwuchsarbeit in Deutschland

DFB-Sportdirektor Rudi Völler hatte das Nachwuchssystem des DFB deutlich kritisiert. Er sagte, dass er bei der Ausbildung junger Fußballer in Deutschland deutliches Verbesserungspotential sehe. "Das ist eine Qualitätsfrage, die müssen wir wieder hinbekommen. Das fängt im Jugendbereich an", sagte der DFB-Sportdirektor im Rahmen der U21-EM in Georgien und Rumänien: "Aber das ist nicht nur der DFB, da sind auch die Vereine mit im Boot. Die haben zuletzt nicht so ausgebildet, wie sich das gehört." Er kritisierte den Rückstand auf andere europäische Länder, besonders mit Blick auf Frankreich.

Die deutsche Nationalmannschaft schied bei den beiden letzten Weltmeisterschaften in der Vorrunde aus, die U21 steht aktuell bei der EM vor dem Aus. Die jetzige Reform ist allerdings keine Reaktion auf Völlers Kritik, der Reformprozess wurde bereits vor Jahren angestoßen.

Juniorinnen: Ärger um Abschaffung der B-Juniorinnen-Bundesliga

Auch bei den Juniorinnen soll es Änderungen geben. Ab 2024/25 soll die B-Juniorinnen-Bundesliga mit ihren drei regionalen Staffeln nicht mehr ausgetragen werden. Der DFB erklärte, die Reform diene der Förderung des Mädchenfußballs.

Das rief auch Kritik hervor. Hertha Zehlendorf, ein erfolgreicher Klub bei der Ausbildung junger Fußballerinnen, sprach sich gegen die Maßnahme aus. "Offensichtlich gibt es beim DFB den Gedanken, dass wir im Mädchen- und Frauen-Fußball nur eine ganz kleine, elitäre Spitze hervorbringen wollen", sagte Trainer Stefan Herm im Rundfunk Berlin-Brandenburg.