Prozess um WM 2006 Steuerprüfer: DFB legte keine Belege für Millionen-Zahlung vor
Im Prozess um die Vergabe der Fußball-WM 2006 haben Betriebsprüfer des Finanzamts ausgesagt, dass der DFB trotz zweimaliger Aufforderung keine Belege für die dubiose Millionenzahlung an die FIFA vorgelegt habe.
Dies sagten die beiden damaligen Prüfer, Edith Hofmann und Ludwig Haus, am Donnerstag vor dem Landgericht Frankfurt am Main in Bezug auf die 2005 erfolgte Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Fußball-Weltverband FIFA aus.
Im Jahr 2010 habe man den DFB bei der Betriebsprüfung zweimal um Belege für die Überweisung gebeten, beide Male aber nur eine Übersichtsliste der getätigten Buchungen erhalten. Laut Haus habe der Verband damals darauf verwiesen, dass die Zahlung auf einer mündlichen Vereinbarung mit der FIFA beruhte.
In dem Prozess, der im März begonnen hat, geht es um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die der DFB im April 2005 über die FIFA an den französischen Unternehmer und ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen hatte. Diese Summe hatte Franz Beckenbauer drei Jahre zuvor als Darlehen von Louis-Dreyfus erhalten, diese 6,7 Millionen waren letztlich beim früheren FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam gelandet. Laut einer Recherche des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde das Geld zum Stimmenkauf benutzt. Ein Verfahren vor dem Schweizer Bundesgericht wurde 2020 wegen Verjährung eingestellt.
Überweisung von 6,7 Millionen Euro auf Zuruf? "Das kann ich mir nicht vorstellen"
Hofmann bezeichnete es in ihrer Zeugenaussage "als ungewöhnlich, dass etwas nur mündlich verfasst wurde". Beim DFB gebe es aus ihrer Erfahrung zu allen Vorgängen schriftliche Dokumente.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf Zuruf Buchungen in solch einer Größenordnung vorgenommen worden sind", sagte Hofmann am fünften Verhandlungstag des Prozesses um die WM 2006, in dem sich die ehemaligen DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten müssen.
Sie sollen die im April 2005 erfolgte 6,7-Millionen-Euro-Zahlung an die FIFA in der Steuererklärung für 2006 unrechtmäßig als Betriebsausgabe deklariert und damit die Steuer für das WM-Jahr um rund 13,7 Millionen Euro verkürzt haben. Alle drei Angeklagten weisen den Vorwurf strikt zurück.
DFB und FIFA "waren damals glaubwürdig"
Sowohl Hofmann als auch Haus erklärten zugleich, dass sie den vom DFB deklarierten Zweck der Überweisung, "Zuschuss für FIFA-Gala", zu keinem Zeitpunkt in Zweifel gezogen hätten, obwohl diese Gala nie stattgefunden hatte. "Wir haben nicht weiter nachgefragt, weil beide Verbände damals glaubwürdig waren", sagte Hofmann. Haus sagte: "Uns wurde gesagt, dass es ein einmaliger Kostenzuschuss ist, für den es keine schriftliche Vereinbarung gebe." Dementsprechend seien keine weiteren Unterlagen vorgelegt worden.
Das Geld war unmittelbar nach dem Eingang bei der FIFA an Robert Louis-Dreyfus überwiesen worden. Der französische Unternehmer hatte WM-OK-Chef Franz Beckenbauer 2002 ein Privatdarlehen in Höhe von 10 Millionen Schweizer Franken gewährt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei den 6,7 Millionen Euro um die Rückzahlung dieses Darlehens handelte.