Vier Niederlagen in Serie Verletztenmisere und Zukunftsangst - Man City in der Krise
Manchester City hat zum ersten Mal seit Pep Guardiolas Amtsantritt 2016 vier Spiele in Folge verloren. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Es waren schon fast resignierende Worte die Manchester Citys Trainer Pep Guardiola nach dem 1:2 in Brighton am vergangenen Samstag wählte: "Nach sieben Jahren mit sechs Premier-League-Titeln hat es vielleicht mal ein anderes Team verdient." Der Spanier befindet sich mit seiner Mannschaft momentan in der größten Krise seiner bisherigen Amtszeit.
Pokalaus gegen Tottenham (1:2), Champions-League-Debakel bei Sporting Lissabon (1:4), hinzu kommen die Ligapleiten in Bournemouth (1:2) und eben bei Fabian Hürzelers Brighton & Hove Albion (1:2). Eine ungewohnte Situation für den erfolgsverwöhnten Guardiola, der dazu auch immer wieder Fragen zu seiner eigenen Zukunft beantworten muss.
Guardiolas Zukunft bleibt ungeklärt
Denn das Arbeitspapier des 53-Jährigen läuft im Sommer 2025 aus und bisher gibt es keine Anzeichen, dass der Katalane seinen Vertrag noch mal verlängert. Seine zurückliegenden Verlängerungen in den Jahren 2020 und 2022 verkündete er jeweils in der jetzt anstehenden Ligapause im November. Dass das auch dieses Jahr wieder geschieht scheint ausgeschlossen.
Manchester Citys Trainer Pep Guardiola
Einer seiner engsten Vertrauten im Verein hat seinen Abschied zum Saisonende bereits bekannt gegeben. Sportdirektor Txiki Begiristain - der Guardiola 2016 nach Manchester holte – wird City im Sommer nach fast 13 erfolgreichen Jahren verlassen.
Prozess der Premier League gegen City
Die Zukunft des Startrainers ist damit ebenso wie die des Klubs selbst ungewisser denn je. Denn dem Verein, der sich mehrheitlich im Besitz der Herrscherfamilie Abu Dhabis befindet, werden im Zeitraum zwischen 2009 und 2018 115 Verstöße gegen die Finanzregeln der Premier League vorgeworfen. Im Februar erhob die Premier League Anklage, seit September läuft nun der Prozess. Sollte die Schuld Citys bewiesen werden, könnten die Aberkennung von Titeln und ein Zwangsabstieg drohen.
Die Sommer-Transferperiode dieses Jahres spiegelte die schwierige Lage bei City wider. Der Ligaprimus verhielt sich auf dem Transfermarkt ungewöhnlich gedrosselt – holte lediglich den Brasilianer Savinho für 25 Millionen Euro vom Partnerverein FC Girona und Ilkay Gündogan ablösefrei aus Barcelona. Im Sommer davor gab der englische Meister der vergangenen vier Jahre noch 260 Millionen Euro für Neuzugänge aus.
Diese ruhige Transferphase scheint sich jetzt zu rächen. Man City, das zwar den teuersten, aber auch einen der kleinsten und ältesten Kader der Premier League stellt, hat mit riesigen Verletzungsproblemen zu kämpfen.
Das Herzstück fehlt
Insbesondere der spanische Weltfußballer Rodri ist für den Triple-Sieger des Jahres 2023 nicht zu ersetzen. Der 28-Jährige, der seit seinem Wechsel von Atletico Madrid im Jahr 2019 als Schaltzentrale in Guardiolas System fungiert, hatte sich im September das Kreuzband gerissen und wird noch monatelang ausfallen.
Wie schmerzhaft der Ausfall des Spaniers sein würde, war schon an den Ergebnissen der vergangenen Saison abzulesen. Rodri stand Guardiola gesperrt dreimal nicht zur Verfügung – dreimal verlor City. Es waren die einzigen drei Niederlagen der letztjährigen Premier-League-Saison für den englischen Meister.
Der ehemalige Trainer des FC Bayern zeigte sich direkt nach der schweren Verletzung seines Schlüsselspielers dennoch zuversichtlich. Es sei zwar "ein großer Rückschlag […], lange Zeit ohne den besten Mittelfeldspieler der Welt zu spielen", aber: "Das ist Fußball, und meine Pflicht ist es, eine Lösung zu finden. Wir werden trotzdem eine gute Saison spielen - ich vertraue meinen Spielern."
Wird City noch monatelang fehlen: Rodri
"In neun Jahren hatten wir nie diese Situation"
Doch die Spieler, die Guardiola meinte, sind auch nur teilweise einsatzbereit. Neben dem Europameister des Sommers haben mit Kevin De Bruyne, Ruben Dias, John Stones, Nathan Ake, Jack Grealish, Jeremy Doku und Kapitän Kyle Walker schon mehr als ein halbes Dutzend weiterer potenzieller Stammspieler mehrere Partien der laufenden Spielzeit verpasst.
Nach der Ligapokal-Niederlage gegen Tottenham klagte Guardiola über die Verletztenmisere: "Die meisten Spieler, die gestern gespielt haben, hatten körperliche Probleme, und wir müssen sehen, wie sie sich vor dem nächsten Spiel erholen. Ich denke, wir sind in Schwierigkeiten, denn in neun Jahren hatten wir nie diese Situation - so viele Verletzungen aus so vielen Gründen."
Wegweisende Wochen nach der Länderspielpause
Die Länderspielpause kommt für den Coach deswegen vermutlich genau zum richtigen Zeitpunkt. "Ich werde in diesen zehn Tagen nachdenken, den Kopf frei bekommen, die Spieler kommen fit zurück, das ist das Ziel", so die Vorsätze des Trainers für die anstehende spielfreie Woche.
Nach der Pause geht es für seine Mannschaft nämlich wegweisend weiter. In der Liga sind die "Spurs" aus Tottenham zu Gast, jene Mannschaft, die die Niederlagenserie Citys im Ligapokal Ende Oktober einleitete. Im Anschluss wartet mit Feyenoord Rotterdam die nächste knifflige Aufgabe in der Champions League. In den Schatten gestellt werden diese beiden Partien jedoch vom darauffolgenden Showdown gegen den Tabellenführer aus Liverpool (01.12.2024).
Sollte Guardiolas Team in Anfield verlieren, würde die fünfte Meisterschaft in Folge schon früh in der Saison außer Reichweite geraten. Es könnte die vorerst letzte Chance auf den englischen Meistertitel für Guardiola sein. Und womöglich auch für den Klub.