Verbandsräume durchsucht Ermittlungen gegen FC Barcelona wegen "aktiver Bestechung"
In der Affäre um Millionenzahlungen des FC Barcelona an einen Schiedsrichter-Funktionär hat die spanische Polizei Räumlichkeiten des nationalen Fußball-Verbandes RFEF durchsucht. Gegen den Klub wird wegen "aktiver Bestechung" ermittelt.
Auf Anordnung des Ermittlungsrichters Joaquin Aguirre hätten Beamte am Donnerstag (28.09.2023) Büros des Schiedsrichterausschusses des Verbandes in Madrid aufgesucht, berichteten der staatliche Fernsehsender RTVE und andere Medien unter Berufung auf die Justiz. Ein Polizei-Sprecher bestätigte der deutschen Presse-Agentur diese Informationen. Festnahmen seien nicht vorgesehen, hieß es.
Mehr als sieben Millionen von Barcelona für den Funktionär
Die Ermittlungen waren im März nach einer Anzeige der Staatsanwaltschaft aufgenommen worden. Zwischen 2001 und 2018 überwies der katalanische Club demnach gut 7,3 Millionen Euro an den damaligen Vizechef des Schiedsrichter-Ausschusses CTA, José María Enríquez Negreira.
Das zuständige Oberste Gericht von Katalonien teilte mit, die Durchsuchung sei Teil der laufenden Ermittlungen wegen "möglicher systemischer Korruption" innerhalb des spanischen Schiedsrichterausschusses. Reuters berichtete, die Ermittlungen wurden nun wegen des Verdachts der "aktiven Bestechung" auf den FC Barcelona als Verdächtigen ausgedehnt.
Die Ermittler hegen den Verdacht, dass diese Zahlungen dazu dienten, Barça bei der Entscheidungsfindung der Schiedsrichter zu begünstigen. Die Anzeige richtete sich gegen Enríquez Negreira sowie den Club und auch gegen dessen frühere Präsidenten Sandro Rosell und Josep Maria Bartomeu sowie weitere Ex-Barça-Funktionäre.
Ausschluss aus der Champions League? UEFA könnte Verfahren wieder aufnehmen
Die UEFA hatte entschieden, dass Barcelona vorläufig an der Champions League teilnehmen darf. Das Verfahren könne aber von Amts wegen oder auf Antrag der Ethik- und Disziplinarinspektoren der UEFA wieder in Gang gesetzt werden. Was nun durch neue Erkenntnisse möglich wäre.
Barcelona darf in dieser Saison in der Champions League spielen, muss aber die UEFA aktiv über die Untersuchungen auf dem Laufenden halten sowie Informationen bereitstellen. Auch wurden die Inspektoren dazu aufgefordert, ihre Untersuchung fortzuführen und dem Verband einen Bericht zu übermitteln, "falls und wenn sie der Ansicht sind, dass die Zulassung/der Ausschluss des FC Barcelona zu beurteilen ist". Das bedeutet, dass Barcelona erneut vor einem möglichen Europapokal-Ausschluss stehen könnte.
Millionenzahlungen an Schiedsrichterfunktionär
Anlass für die Ermittlungen waren bekannt gewordene Millionenzahlungen des Clubs an einen Schiedsrichterfunktionär. In der Affäre hatte schon die Staatsanwaltschaft Anzeige wegen des Verdachts der Korruption erstattet. Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die gezahlten Beträge dazu gedient hätten, Barça bei der Entscheidungsfindung der Schiedsrichter zu begünstigen, hatte eine Justizsprecherin im März mitgeteilt.
Zwischen 2001 und 2018 habe der Club mehr als 7,3 Millionen Euro an den früheren Vizepräsidenten des Schiedsrichter-Ausschusses CTA, José María Enríquez Negreira, gezahlt. Sowohl Vereinsvertreter als auch Enríquez Negreira haben die geschäftlichen Verbindungen eingeräumt, aber den Vorwurf der Korruption zurückgewiesen.
Barcelona und Negreira weisen Vorwürfe zurück
Sowohl Vereinsvertreter als auch Enríquez Negreira räumten die geschäftlichen Verbindungen ein, wiesen zugleich aber den Vorwurf der Korruption zurück. Barças aktueller Clubpräsident Joan Laporta sagte, der Club habe Beraterdienste in Anspruch genommen. Das sei aber "im Fußball bei den großen Clubs sehr normal", beteuerte er.
Enríquez Negreira war zwischen 1977 und 1992 Schiedsrichter in der ersten Liga Spaniens und anschließend zwischen 1994 und 2018 Vizepräsident des CTA. Der 78-Jährige versicherte in Interviews, er habe den FC Barcelona als CTA-Vizepräsident bei keiner Entscheidung oder Schiedsrichterernennung bevorzugt behandelt. Seine Firma Dasniel 95 SL habe den Club mündlich beraten, etwa wie sich die Spieler je nach Schiedsrichter verhalten sollten.