Leverkusens Frauen vor der neuen Saison Bayer-Coach de Pauw - Trainer und Sozialarbeiter
Robert de Pauw ist seit 2022 Trainer des Frauenteams von Bayer 04 Leverkusen. Für ihn und seine Mannschaft beginnt die Saison denkbar schwer.
Der Niederländer Robert de Pauw hatte schon früh einen Traum: "Irgendwann eine Top-Mannschaft im Ausland zu trainieren". Und er legte früh los: Im Alter von 13 Jahren durfte er die sechs- bis siebenjährigen Jungs in Nijmegen trainieren.
Von den Jungen-Nachwuchsteams bei SCE Nijmegen ging es zum Profiklub NEC Nijmegen, wo er mehrere U-Teams trainierte. Im Mai 2017 übernahm er dann erstmals ein Frauen-Team und wurde Cheftrainer des niederländischen Erstligisten Achilles ’29. "Vom Budget her waren wir die schlechteste Mannschaft der Liga. Auf dem Platz konnten wir uns aber immer gut verkaufen und mit den Großen mithalten."
2022 wurde er mit den Frauen von Twente Entschede Meister und Pokalsieger. Und als daraufhin das Angebot aus Deutschland kam, wurde auch sein Traum war. Seit 2022 ist er nun Trainer von Bayer Leverkusen in der Bundesliga.
Die Story hinter den Spielerinnen erkennen
Neben seinem Job als Trainer hat de Pauw Soziale Arbeit studiert. Während seiner ersten Trainerstationen arbeitete er auch in diesem Bereich und beriet Familien in schwierigen Situationen. Diese Erfahrungen helfen ihm jetzt beim Trainerjob. "Er hat eine gute Wahrnehmung von Menschen, ist kommunikativ und geht lösungsorientiert an Aufgaben heran“, sagt zum Beispiel Leverkusens Angreiferin Kristin Kögel. Die 23-Jährige studiert ebenfalls Soziale Arbeit.
De Pauw selbst beschreibt seine Arbeit so: "Hinter jedem Spieler und jeder Spielerin steckt eine Story. Als Trainer musst du diese Story kennen und akzeptieren, ohne sie zu beurteilen." Dafür nutze er Persönlichkeitsfragebögen und führe vor jeder Saison ausführliche Gespräche mit seinen Spielerinnen. Er sei pragmatisch und strategisch, sagt de Pauw, "aber vor allem menschlich".
Prominente Zugänge machen die Liga stärker
Am Sonntag startet Leverkusen bei Vizemeister und Rekordpokalsieger Vfl Wolfsburg in die neue Saison. Robert de Pauw ist realistisch. "Ein Punkt ist super, drei sind überragend. Und aus null Punkten können wir auch viel mitnehmen." Sowohl Wolfsburg als auch Bayern München und Eintracht Frankfurt sieht er in dieser Saison als Favoriten auf die Meisterschaft. "Aber auch Aufsteiger Leipzig kann gefährlich werden."
Nationalspielerin Svenja Huth vom VfL Wolfsburg im Duell gegen Kristin Kögel und Elisa Senß von Bayer Leverkusen beim Bundesligaspiel im März 2023.
De Pauw sagt, die Bundesliga der Frauen sei spannend wie nie. Nicht viele Frauen-Ligen hätten ein ähnliches Niveau. "Sie ist geprägt von Variabilität, Taktik und Philosophie." Das zieht auch ausländische Stars nach Deutschland: Mit Pernille Harder und Magdalena Eriksson (beide vom FC Chelsea zu Bayern München), Nuria Rabano (vom FC Barcelona zu Eintracht Frankfurt) und Fenna Kalma (von Twente Enschede zum VfL Wolfsburg) hat die Liga deutlich an Qualität gewonnen.
Große Abstände in der Liga
Das macht es für Leverkusen aber natürlich nicht einfacher. Die vergangene Saison beendete Bayer 04 als beste NRW-Mannschaft auf dem fünften Platz. Ein Ergebnis, mit dem auch de Pauw zufrieden war. Allerdings gibt es eine große Spanne zwischen Platz vier und fünf, die Leverkusen doch recht weit von ganz oben trennt. Insgesamt lagen 18 Punkte zwischen Leverkusen und dem Viertplatzierten aus Hoffenheim. So heißt das Ziel von de Pauw: "Im besten Fall soll der Abstand natürlich kleiner werden. Aber einfach wird es nicht."
Und das, obwohl auch in Leverkusen die Strukturen professioneller werden. "Natürlich gibt es noch einige im Team, die nebenbei arbeiten oder studieren. Aber es ist alles schon viel besser geworden. Alleine, dass uns die Physiotherapeuten mittlerweile ganztägig betreuen können, macht viel aus. Und das zeigt sich dann auch eben auf dem Platz", erzählt Kristin, die Bayer 04 in der vergangenen Woche im DFB-Pokal mit einem Doppelpack und einem Assist in die nächste Runde schoss.
Auf das Duell mit dem 1. FC Köln am 5. Spieltag freut sich de Pauw übrigens besonders: Freitagabend, Flutlicht, Derbystimmung. In knapp einem Monat ist es soweit. Bis dahin ist vielleicht schon ein Trend erkennbar, wo die Reise für Bayer Leverkusen und Robert de Pauw in dieser Saison hingehen könnte.