Kampf um Geld und Termine Nationale Ligen protestieren gegen Pläne der FIFA
Der Weltverband der Fußballligen hat deutliche Kritik an den Plänen der FIFA für die vergrößerte Klub-WM und zum Modus der WM 2026 geübt. Ein Verteilungskampf um Geld und Termine droht. Auch die internationale Spielergewerkschaft reagierte.
"Diese Entscheidungen wurden einseitig getroffen", kritisierte das World Leagues Forum (WLF), in dem auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) Mitglied ist. "Ohne Rücksprache - geschweige denn Zustimmung - mit denen, die direkt davon betroffen sind: den Ligen, ihren Mitgliedsvereinen, den Spielern und Fans." Der europäische Ligenverband verbreitete die Nachricht ebenfalls über seine Kanäle.
Die FIFA hatte am Freitag (16.12.2022) angekündigt, eine Klub-Weltmeisterschaft ab 2025 alle vier Jahre mit 32 Mannschaften auszutragen. Zudem kündigte FIFA-Präsident Gianni Infantino an, bei der WM 2026 möglicherweise mit Vierergruppen statt den bisher beschlossenen Dreiergruppen zu spielen - das könnte eine WM mit 104 statt bisher 64 Spielen bedeuten.
Streitpunkt: Termine im internationalen Kalender
Im Fußball bedeuten Termine Geld oder die Gelegenheit, Geld einzunehmen. Die nationalen Ligen und Pokalwettbewerbe geraten bei den Terminen immer weiter unter Druck. Die ausgeweitete Champions League ab 2024 ist dabei ein Problem wie auch nun die Pläne von der FIFA. Viele Dinge stehen so mittelfristig in Frage: der Ligapokal in England, Pokalwettbewerbe mit Rückspielen, Ligen mit 20 Teams oder Winterpausen wie in Deutschland.
Ein weiteres Problem: Wenn die FIFA mit der vergrößerten Klub-WM und der vergößerten WM der Männer nun noch mehr TV-Geld an sich zieht, beginnt ein Verteilungskampf. Andere Verbände wie die UEFA, der DFB oder die DFL bemühen sich teilweise um dasselbe Geld der Fernsehsender und Streamingdienste.
Kalender nach 2024 ist eigentlich noch in Verhandlung
Der "International Match Calendar" der FIFA legt grundsätzlich die Länderspielfenster fest. Dieser Kalender ist derzeit bis 2024 beschlossen, die Ausgestaltung für die Zeit danach ist noch in Verhandlung - eigentlich. "Damit hat die FIFA die wichtigsten Grundsätze für den neuen internationalen Spielkalender nach 2024 schon festgelegt", kritisiert das WLF.
Die spanische Liga wurde am Samstag ebenfalls deutlich. "Die FIFA denkt nur an eine kleine Gruppe von Vereinen und Spielern, während es im Profifußball viele Profiligen, Tausende von Vereinen und Spielern gibt, die nicht an diesen internationalen Wettbewerben teilnehmen", hieß es in einer Mitteilung. Man prüfe nun rechtliche Schritte.
Der Kalender war großes Thema, als Infantino den Vorschlag eines Zwei-Jahres-Rhythmus für die WM vorantrieb. Nach großem Widerspruch aus Europa, Südamerika, den nationalen Ligen und auch vom IOC nahm die FIFA Abstand von dem Vorhaben.
WLF kritisiert: Vor allem die Topklubs profitieren
Der Kalender sei mit nationalen Klubwettbewerben und "ständig wachsenden" internationalen Wettbewerben bereits überlastet, kritisierte das WLF. Es drohe die Gefahr einer Überlastung der Spieler, aber auch eine Verzerrung des Wettbewerbsgleichgewichts.
Gemeint ist, dass vor allem Topklubs finanziell von einer Klub-WM profitieren und dem restlichen Teilnehmerfeld in den nationalen Ligen wirtschaftlich und damit sportlich weiter enteilen könnten. Das WLF kündigte eine Vorstandssitzung im Januar an, um das weitere Vorgehen zu beraten.
Spielergewerkschaft: "Keine Rücksprache der FIFA - trotz Vereinbarung"
Die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO kritisierte das Vorgehen der FIFA ebenfalls. Man nehme die Entscheidungen "mit Überraschung zur Kenntnis", teilte FIFPRO mit und kritisierte, diese könnten "schwerwiegende Folgen haben", indem sie "die Belastung von Spielern erhöhen könnten".
Erst vergangene Woche hatten FIFPRO und die FIFA eine Vereinbarung getroffen und beidseitig öffentlich gemacht. Nach Ansicht von FIFPRO enthalte diese Vereinbarung die Verständigung auf "gemeinsame Verhandlungen des internationalen Spielkalenders vor dem FIFA-Kongress im März 2023".
Doch nur fünf Tage später seien die "Entscheidungen einseitig getroffen, ohne die Spieler ernsthaft zu konsultieren, oder dass sie zugestimmt hätten". Der Vorgang zeige, dass wichtige Interessengruppen des Fußballs nicht angemessen in die Entscheidungsfindungen einbezogen werden, kritisierte FIFPRO.