WM-Märchen ohne Happy End Neuseelands Team geht als neuer Stolz einer Nation
Neuseeland hat ein Tor gefehlt, um die Gruppenphase bei der Frauen-WM zu überstehen. Die Trauer beim Co-Gastgeber ist groß, der Stolz auf das Erreichte aber noch viel größer.
Es war eines dieser Fußball-Märchen, das gerne bei großen Turnieren erzählt wird. Der Underdog, der die große Bühne unerwartet für sich nutzt und der Welt zeigt, dass er es auch drauf hat. So geschehen bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland, als der Co-Gastgeber im Eröffnungsspiel die hoch gehandelten Norwegerinnen mit 1:0 besiegte.
Hannah Wilkinson sorgte mit ihrem goldenen Tor auf einen Schlag für eine Welle der fußballerischen Euphorie in ihrem Heimatland. Es wurden neue neuseeländische Heldinnen geboren. Diese Erfahrung wird ihnen keiner mehr nehmen, doch am Sonntag (30.07.2023) herrschte dann doch erstmal die ganz große Enttäuschung, nachdem das 0:0 gegen die Schweiz im dritten Spiel das Aus in der Gruppenphase bedeutete. Ein Tor fehlte Neuseeland am Ende zum Achtelfinale.
Tiefe Trauer bei den Spielerinnen
"Ich bin einfach nur am Boden zerstört", sagte Mittelfeldspielerin Malia Steinmetz. "Natürlich waren wir stolz auf uns und das, was wir erreicht haben, aber am Ende des Tages wollten wir die Gruppenphase überstehen und haben es einfach nicht geschafft. Es gibt da nur schwarz oder weiß."
So weit der Status quo unmittelbar nach dem Abpfiff. Am Ende stand wie vor dem Turnier zu erwarten, das sechste Ausscheiden in der Vorrunde bei der sechsten WM-Teilnahme der Neuseeländerinnen. Die sind übrigens der erste Gastgeber oder Co-Gastgeber, der es nicht in die K.o.-Phase geschafft hat.
Großer Stolz bei der Trainerin
Trainerin Jitka Klimkova wollte aber lieber das große Ganze bewerten. "Ich bin sehr stolz auf unser Team und was wir bei dieser WM erreicht haben. Wenn ich die Fans um uns herum sehe, die ausverkauften Stadien, die Verbindung die wir mit Neuseeland hatten - danach haben wir gestrebt, das haben wir gewollt", sagte die 48-Jährige. "Wir waren nah dran, etwas Historisches zu schaffen. Wir haben vier Punkte, haben zweimal zu Null gespielt. Das ist ein fantastisches Ergebnis dieses Teams."
Und das soll nun zu einem Fußball-Boom im Land sorgen. "Ich bin mir sicher, dass wir viele junge Mädchen und Jungs inspiriert haben, den Fußball zu lieben und zu spielen", sagte Klimkova. "Selbst wenn wir die Gruppenphase nicht überstanden haben, war es ein erfolgreiches Turnier. Wir wollten unsere Nation stolz machen und haben das geschafft. Ich bin so froh, dass die Menge und unsere Nation so auf uns reagiert hat. Das bedeutet den Spielerinnen viel."
Seit zwei Jahren eine Trainerin in Vollzeit
Gegen die Schweiz war das Stadion in Dunedin mit 25.947 Zuschauern wieder ausverkauft, die Stimmung auf dem Siedepunkt. Die Neuseeländer auf den Tribünen gaben alles und ihre Heldinnen auf dem Platz ebenfalls. In der letzten Minute eilte sogar Torhüterin Victoria Esson nach vorne, um irgendwie noch dieses eine Tor zu erzielen - auch das war jedoch vergebens.
Und doch bleibt eigentlich nur Positives an den Gastgeberinnen hängen. Erst seit 2021 hat Neuseeland eine Vollzeit-Trainerin für die Frauen-Nationalmannschaft und das Team hat gezeigt, welche Entwicklung es in den zwei Jahren vollzogen hat. Die Schweiz hat große Ambitionen bei dieser WM und wurde von den Neuseeländerinnen derart unter Druck gesetzt, dass der Schlusspfiff nichts anderes als die Rettung für die Eidgenossinnen war.
Jitka Klimkova (l.) feiert nach dem Auftaktsieg mit Indiah-Paige Riley,
Nächstes Ziel Paris - und das soll es noch nicht gewesen sein
Bis 2027 steht Klimkova noch unter Vertrag. Der Weg nach oben soll noch längst nicht vorbei sein. "Ich denke, dass wir unsere Ziele erreichen, wenn wir geduldig sind und uns weiter mit kleinen Schritten immer weiter verbessern", sagte sie. "Es wird nicht immer perfekt sein, wir werden Höhen und Tiefen haben. Aber wir werden immer nach vorne schauen und gucken, was wir besser machen können. So ist es seit dem ersten Tag."
Und das Ende der WM bedeutet dazu auch, den Blick schon auf das nächste Großevent zu richten. Im nächsten Jahr will Neuseeland auch bei den Olympischen Spielen in Paris dabei sein. "Dieses Team hat riesiges Talent und viele junge Spielerinnen, die mehr Möglichkeiten haben werden, um bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen dabei zu sein", sagte Klimkova. "Wir entwickeln uns und werden immer besser. Unsere Leistungen hier waren beachtlich und darauf werden wir aufbauen."