ARD-Dokumentation Beckenbauer - "Der Beste seiner Zeit"
Er war eine Legende des Fußballs, wurde sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister: Franz Beckenbauer. Ein ARD-Porträt würdigt diese einzigartige Persönlichkeit, die lange nur Licht kannte und spät mit Schatten leben lernen musste.
Diese Eleganz, diese Leichtigkeit des Seins mit dem Ball am Fuß, sie zeichnete Franz Beckenbauer aus und war schlicht einzigartig auf dem Fußballplatz: "Er war der Beste zu seiner Zeit und es ist kein Besserer nachgekommen", sagt Günter Netzer über seinen Freund und langjährigen Teamkollegen in der Nationalmannschaft. "Franz stand in der Hierarchie ganz oben und dann kam der Rest", erzählt Paul Breitner, der mit Beckenbauer beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft zahlreiche Titel gewann.
Und der ehemalige US-Nationalspieler und spätere Teamkollege bei Cosmos New York, Werner Roth, erinnert sich bis heute an das WM-Finale 1966 im Londoner Wembley-Stadion, als er den damals 20 Jahre jungen Franz Beckenbauer erstmals im Fernsehen sah: "So wie er wollte ich spielen, weil er einfach so unglaublich war, so elegant, so makellos."
BR-Doku beleuchtet Fußball-Legende Franz Beckenbauer
Die Zuschreibungen trügen nicht. Der “Kaiser” ist im Fußball bis heute eine Legende. Er prägte ab den späten 1960er Jahren Deutschlands Bild in der Welt wie wenige. Ein Mann, dem lange alles zu gelingen schien, ein Mensch mit außergewöhnlicher Aura und einem bewegten Privatleben. Mit ihrer Dokumentation "Beckenbauer" beleuchten die BR-Autoren Philipp Grüll und Christoph Nahr das Lebenswerk des “Kaisers” in allen Facetten – von den Anfängen in Giesing über den Aufstieg zum Fußball-Weltstar und wohl bekanntesten Deutschen auf diesem Planeten bis hin zu den Korruptionsvorwürfen um die WM-Vergabe 2006. Die beiden Autoren haben für ihre 90-minütige Dokumentation unzählige Stunden an Archivmaterial und zigtausende Fotos ausgewertet.
Zu Wort kommen in dieser Doku des Bayerischen Rundfunks neben Günter Netzer, Paul Breitner und Werner Roth weitere Weggefährten aus der Welt des Fußballs wie Sepp Maier oder Lothar Matthäus. Sie blicken zurück auf Franz Beckenbauers Erfolge mit dem FC Bayern und der Nationalmannschaft: die WM 1974, bei der er als Kapitän den Titel holte, und die WM 1990 in Italien, wo er die Nationalmannschaft als Teamchef zum Sieg führte.
Beckenbauer-Manager Höfl nimmt Stellung zu Sommermärchen-Vorwürfen
Auch um das Ereignis, das er selbst als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete, geht es in der Dokumentation: die Weltmeisterschaft 2006, die Franz Beckenbauer nach Deutschland holte und die zu einem weltweiten Imagegewinn der Bundesrepublik führte.
Später allerdings kam ans Licht, dass es rund um die WM-Vergabe dubiose Geldflüsse gab. “Spiegel"-Journalist Gunther Latsch erzählt in der BR-Produktion von seinen Recherchen und Franz Beckenbauers Manager Marcus Höfl nimmt erstmals ausführlich vor einer Fernsehkamera Stellung zu den Vorwürfen.
Ex-Außenminister Joschka Fischer: "Er ist nicht angetreten als Heiliger"
Auch drei Spitzenpolitiker kommen zu Wort, die Franz Beckenbauer als Fußballfans erlebten und später im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft 2006 mit ihm zusammengearbeitet haben: die ehemaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Otto Schily sowie Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer. Für Schily ist Beckenbauer bis heute "eine Ikone". Der vor kurzem verstorbene Wolfgang Schäuble sagte mit Blick auf die WM 2006: "Er hat sicherlich auch Fehler gemacht, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig." Und Fischer kommt zu dem Schluss: "Er ist nicht angetreten als Heiliger, ich habe nie einen Heiligen in ihm gesehen, sondern einen Menschen."
Neben dem Sportler, Trainer und WM-Organisationschef steht auch der Mensch Franz Beckenbauer im Fokus. So erzählt seine frühere Lebenspartnerin Diana Sandmann vom Skandal, als ihre Beziehung publik wurde, und von der gemeinsamen Zeit in New York Ende der 70er Jahre. Sein Bruder Walter berichtet von der Entfremdung zwischen ihm und Franz, als dieser zum Weltstar aufstieg – und von einer Aussprache im New Yorker Central Park, nach der er "der glücklichste Mensch auf der Welt" gewesen sei.
Beckenbauer-Bruder Walter: “Es geht ihm nicht gut”
Franz Beckenbauer selbst hat sich bereits vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Walter Beckenbauer sagte im vergangen Jahr über den Gesundheitszustand seines Bruders: "Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab."
Am Sonntag, den 7. Januar 2024 ist Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren gestorben.
Ergänzend zur TV-Doku erscheint der vierteilige BR-Podcast "Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel". Der bekannte Schauspieler und Fußballfan Sebastian Bezzel führt als Host durch das Leben von Franz Beckenbauer. In der ARD Audiothek gibt es ab dem 2. Januar 2024 alle Folgen und überall sonst, wo es Podcasts gibt, eine neue Folge pro Woche.