Entscheidend auch auf der neuen Position Mit Anlauf - Kimmich ist rechts hinten angekommen
Joshua Kimmich hat seine Bayern ins Halbfinale der Champions League befördert - als Rechtsverteidiger. Der Mittwochabend (17.04.2024) mit dem 1:0 gegen den FC Arsenal könnte Kimmichs Friedensschluss mit der ungebliebten Position sein.
So ganz ist ja immer noch nicht geklärt, ob es tatsächlich eine Absprache zwischen Vereins- und Nationaltrainer gab. Dass aber in diesem Frühjahr sowohl Thomas Tuchel als auch Julian Nagelsmann für ihre Mannschaften fast zeitgleich entschieden, dass Kimmich auf rechts ab sofort die bessere Variante ist als Kimmich zentral - das wäre dann doch etwas zu viel des Zufalls.
Kimmich hält sich zentral für wertvoller
Dass Kimmich persönlich eine ganz andere Meinung in dieser Causa vertritt als Nagelsmann, zu dem er ein exzellentes Verhältnis hat, und als Tuchel, zu dem er ein allenfalls professionelles Verhältnis hat, ist hinlänglich bekannt. Kimmich ist der festen Überzeugung, dass er im Zentrum des Geschehens am wertvollsten für seine Teams ist.
Joshau Kimmich vom FC Bayern München jubelt nach seinem Treffer gegen den FC Arsenal
Dabei kann man ihm zu 100 Prozent abnehmen, dass es ihm dabei wirklich nur um die Mannschaft und deren Erfolg geht. Und nicht um sein persönliches Standing - auch wenn ihm das in den vergangenen Monaten erstaunlich oft vorgehalten wurde.
Harte Kritik nach vielen konstant guten Jahren
Die Wucht und die Stoßrichtung vieler Kritiker in Richtung Kimmichs vermeintlichem Egoismus verwundert rückblickend schon. Richtig ist aber sicher auch, dass die Leistungen des vorher jahrelang konstant starken Führungsspielers durchaus Anlass zu Kritik gaben.
Als Tuchel Kimmich am 24. Februar dieses Jahres beim 2:1 gegen RB Leipzig erstmals nach hinten zog, gelang ihm in der Tat nicht allzu viel. Eine Woche später eskalierte die Situation sogar, als der Coach den Ehrgeizling beim 2:2 gegen Freiburg schon in der 64. Minute auswechselte und Kimmich deutliche Worte Richtung Trainerbank rief.
Gute Reaktion auf Zoff mit Tuchel
Doch der Zoff hatte vielleicht sogar reinigende Wirkung, Kimmich stand in der Folge jedesmal 90 Minuten auf dem Platz. Und er erinnerte sich offenbar daran, wie sehr er auch von dieser Position aus Einfluss auf das Geschehen nehmen kann. Bei den Nationalmannschafts-Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) sicherte er defensiv stark ab und kurbelte trotzdem auch viele Angriffe an. In der Liga bereitete er in den Partien gegen Mainz (8:1), Darmstadt (5:2) und Köln (2:0) jeweils ein Tor vor.
Mit seiner Gala gegen Arsenal dürfte er nun endgültig Frieden geschlossen haben mit seiner neuen alten Position. Sein Einfluss ist an den Zahlen hervorragend ablesbar: 90 Ballkontakte waren es im Rückspiel gegen die Gunners, vier Torschussvorlagen und eine Passquote von Kroos-artigen 93 Prozent.
Kluger Laufweg vor dem Kopfballtor
Über sich selbst mochte er nach Schlusspfiff aber nicht reden, umso mehr feierte er die Mannschaft: "Dieser Sieg war überragend. Vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir es sehr, sehr gut gemacht und hätten noch mehr Tore machen können."
Seinen klugen Laufweg in die Flanke von Raphael Guerreiro beim 1:0 wollte er nicht überbewerten: "Da hatte ich das Glück, dass sich irgendwie keiner für mich zuständig gefühlt hat." Dabei könnte ihm der neue Job sogar hilfreich gewesen sein: Dass ein Rechtsverteidiger plötzlich aus dem Spiel heraus auf der Mittelstürmer-Position auftaucht, sorgt für deutlich mehr Verwirrung in einer Abwehrreihe als wenn ein zentraler Mittelfeldspieler mit vorrückt.