Anspielung auf Lichtenhagen Hansa-Rostock-Fans sorgen mit Choreo für Rassismus-Eklat
Fußball-Fans von Hansa Rostock haben im Spiel gegen den FC St. Pauli mit einer Choreographie im eigenen Stadion für einen Rassismus-Eklat gesorgt. Die Choreo war eine Anspielung auf fremdenfeindliche Angriffe in Rostock-Lichtenhagen aus dem Jahr 1992.
Das Banner an der Südkurve der Anhänger von Hansa Rostock zeigte den Plattenbau mit dem sogenannten Sonnenblumen-Haus im Stadtteil Lichtenhagen. Dazu zündeten die Ultras orange Bengalos und schwarze Rauchtöpfe. Dadurch entstand der optische Eindruck, dass der bekannte Plattenbau im Stadtteil Lichtenhagen in Flammen steht.
Auf das Sonnenblumen-Haus hatten Rassisten im Jahr 1992 einen Brandanschlag verübt. In diesem Haus lebten damals viele Vietnamesen und Roma. Hunderte Menschen wurden dabei verletzt - einer der größten rassistischen Anschläge in der der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Hansa rechtfertigt Choreografie
"Die Choreografie wurde anlässlich des 13-jährigen Jubiläums der Fangruppe 'Plattenbau Rostock' (kurz 'PBR') durchgeführt", erklärte Hansa zu der Aktion. Die Gruppe sei seit vielen Jahren in der Hansa-Fanszene aktiv und zu keinem Zeitpunkt durch Aktionen oder Äußerungen aufgefallen, "die nicht mit den Werten des FC Hansa zu vereinbaren waren oder sind".
Weiter hieß es in der Mitteilung: "Die Mitglieder sind in den DDR-typischen Plattenbauten des Rostocker Nordwestens zu Hause und fühlen sich nach wie vor damit eng verbunden, daher auch der Name der Fangruppe 'Plattenbau Rostock'. Die Choreo zeigt nicht nur das 'Sonnenblumenhaus', sondern auch andere Plattenbauten."
Selbstverständlich herrsche Einigkeit darüber, "dass die schrecklichen Ereignisse von 1992 mit ganzer Schärfe verurteilt und keineswegs verherrlicht werden dazu hat sich die Fanszene erst kürzlich auch noch einmal klar in ihrem Szenemagazin positioniert", schrieb der Verein weiter.
St. Pauli kritisiert Aktion via X deutlich
Der FC St. Pauli ordnete die Aktion anders ein: "Die Choreo mit dem Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen funktioniert nach einem altbekannten Muster. So wird immer wieder mit Doppeldeutigkeiten kokettiert, um mit bestimmter Symbolik öffentlich für Aufmerksamkeit sowie Empörung zu sorgen - und sich bei Kritik bequem wegducken oder gar als Opfer inszenieren zu können", schrieb der FC St. Pauli am Sonntag bei "X" (vormals Twitter). "Bei solchen wichtigen Themen darf es aber keine Doppeldeutigkeit geben, sondern wir brauchen klare Positionen für Humanität."
Grundlegende Abneigung beider Fanlager
Die Duelle zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli sind traditionell aufgeheizt und intensiv. Beide Fanlager stehen sich in grundlegender Abneigung gegenüber, entsprechend groß war das Sicherheitsaufgebot am Samstag (25.11.2023) in der Ostseestadt. Das Nordduell war als Hochrisiko-Spiel eingestuft.
Immer wieder Auffälligkeiten zwischen Rostock und St. Pauli
Schon in der Vergangenheit waren Rostocker Fans negativ aufgefallen in Spielen gegen den FC St. Pauli, dessen Fans sich eindeutig gegen Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form von Diskriminierung stellen. Am 21. August 2022 rund um den 30. Jahrestag der Anschläge präsentierten sie eine große "Lichtenhagen"-Zaunfahne mit dem Sonnenblumen-Symbol. Daraufhin verhängte der DFB gegen Hansa eine Geldstrafe.
Zwei Kinder nach Spiel verletzt
Nach dem Spiel kam es zu Ausschreitungen, bei denen zwei Kinder leicht verletzt wurden. Das teilte die Polizei in einer Pressemitteilung mit. Die bislang unbekannten Täter hätten aus einer 100-köpfigen Personengruppe heraus neben Einsatzfahrzeugen auch einen privaten Pkw mit Steinen beworfen und beschädigt.
"In dem Pkw wurden zwei Kinder im Alter von zwölf und zwei Jahren durch Glassplitter leicht verletzt", hieß es in der Polizei-Mitteilung. Die Polizei nahm eine Strafanzeige wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs auf.