3 Punkte zwischen Platz 2 und 9 Aufstiegsrennen in der 2. Liga - Ausrutscher erlaubt
In der 2. Liga beginnt die nächste Phase des spannenden Kampfes um den Aufstieg. Weil der so geballt ist, dürfen sogar Fehler passieren.
Vor dem Start der Saison in der 2. Liga schien die Sache relativ klar. Die Absteiger Schalke 04 und Hertha BSC galten als herausragend aussichtsreiche Anwärter auf den Aufstieg, schon allein weil ihre Kader nach wie vor gespickt sind mit Spielern, die in der Bundesliga über längere Zeit ihre Klasse nachgewiesen haben. Doch nach fast 40 Prozent der Spielzeit ist ein ganz anderes Bild entstanden: Während Schalke und Hertha weit weg von ihren Ambitionen sind, hat mindestens die halbe Liga Aufstiegschancen.
"Jeder kann jeden schlagen"
An der Spitze thront sehr überzeugend der FC St. Pauli, der seit der Ankunft von Trainer Fabian Hürzeler Ende 2022 auf konstant hohem Niveau spielt. Seine Mannschaft ist in dieser Saison als einziger Zweitligist noch ohne Niederlage und ebenfalls das einzige Team, das einen Schnitt von über zwei Punkten pro Spiel hat. Und allein dieser Fakt zeigt, dass das Rennen um die Top drei zwar sehr ausgeglichen und spannend ist, aber auch Ausrutscher erlaubt.
Trainer Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli lächelt breit
Denn das Leistungsniveau - gerade in der Spitze - ist extrem ausgeglichen. "Das ist ein typisches Bild für die 2. Liga, dass jeder jeden schlagen kann, extremer noch als in der Bundesliga. Wir sprechen jedes Mal von der Tagesform", sagte Fürths Trainer Alexander Zorniger zuletzt. Sein Team schaffte es vor der Länderspielpause mit einem Sieg gegen Fortuna Düsseldorf (1:0), in das Rennen um die besten Plätze einzusteigen. Fünf Mannschaften, zu denen auch Fürth und Düsseldorf gehören, belegen mit 21 Punkten die Ränge fünf bis neun.
Anders als in der Bundesliga, wo Bayer Leverkusen und Bayern München vorneweg marschieren, sind aber auch die davor platzierten Teams so sehr in Reichweite, dass jeder Klub aus diesem Quintett am kommenden Spieltag die theoretische Chance hat, den Sprung auf einen Aufstiegsplatz zu machen.
Anwärter mit unterschiedlichen Voraussetzungen
Wobei sich die Vereine untereinander deutlich unterscheiden. Der zweitplatzierte Hamburger SV (24 Punkte), Hannover 96 und Düsseldorf wollen nach einigen Jahren im Unterhaus die Rückkehr in die Bundesliga schaffen, während die Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden und SV Elversberg als erstes Ziel verfolgen, die Klasse zu halten. Und Teams wie Holstein Kiel, der 1. FC Nürnberg und Fürth sind zwar ambitioniert, wissen aber auch, dass sie nicht unbedingt zu den Favoriten gehören.
Wobei der Begriff "Favorit" ohnehin in dieser Liga oftmals hinfällig ist. Was Zorniger (Stichwort "Tagesform") sagte, untermauern auch die Ergebnisse. Kiel besiegte zum Beispiel den HSV (4:2) und Fürth (2:1), geriet aber auf St. Pauli (1:5) unter die Räder. Andererseits hatte Fürth den Tabellenführer beim 0:0 am Rande einer Niederlage und gewann gegen Düsseldorf, verlor aber deutlich gegen Hannover (1:3) und auch bei Hertha BSC (0:5).
Teams wie Hertha, Schalke und Kaiserlautern lauern
Und genau diese Unberechenbarkeit in der Liga ist auch die Hoffnung für Berlin (und sogar Schalke). Oder auch des 1. FC Kaiserslautern, der trotz seiner Krise (ein Punkt aus den vergangenen vier Spielen) unmittelbar hinter dem 21-Punkte-Quintett liegt. Sollte es einem der Teams gelingen, bis zur Winterpause eine Serie zu starten, ist es schon wieder im Aufstiegsrennen dabei. Weil sich die Mannschaft in der ersten Tabellenhälfte gegenseitig die Punkte wegnehmen und die Teams der unteren Hälfte das Zeug haben, die vermeintlichen Topteams zu schlagen.
Entsprechend fiel auch die Warnung von Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune vor dem Duell gegen Schalke am Samstagabend (25.11.2023, 20.30 Uhr) aus. "Wir spielen gegen Schalke 04 - und nicht gegen den Tabellen-Sechzehnten. Das ist mir ganz wichtig zu betonen. Die Schalker haben immer noch das Format, dass sie in dieser Liga jede Mannschaft schlagen können. Sie haben aber aktuell noch ein Problem damit, sich an jeden Gegner anzupassen", sagte der 49-Jährige. Das gilt auch für die Teams aus dem Aufstiegsrennen, in dem Ausrutscher erlaubt sind. Die Frage ist am Ende nur, wer sich die wenigsten leistet.