Intensiver Zweikampf zwischen Sildilla (l.) und Unions Pantovic

Champions League im Blick Union und Freiburg - direktes Duell um die Königsklasse

Stand: 11.05.2023 18:28 Uhr

Es klingt für den ein oder anderen immer noch wie ein Märchen: Union Berlin und der SC Freiburg in der Champions League. Doch beide Teams zählen zu den besten Bundesligisten der vergangenen Jahre. Daher ist das direkte Duell um die Qualifikation für die europäische Beletage am Samstag (Ab 15.30 Uhr, live in der Radio-Reportage bei sportschau.de) nur die logische Konsequenz ihrer guten Arbeit.

Von Luis Hartmann

Das Ticket für den Europapokal ist beiden Mannschaften seit vergangenem Sonntag sicher. Die Niederlage der Wolfsburger sorgte dafür, dass man im schlechtesten Fall noch auf Platz sechs und damit in die Conference-League-Qualifikation abrutschen könnte.

Bereits das ist für beide Teams ein großer Erfolg, auch wenn sie in dieser Saison schon in der Europa League spielten. Nächstes Jahr könnte es erstmalig noch eine Etage höher gehen.

Union hat aktuell die Nase vorn

Union und der SC liegen momentan mit 56 Punkten gleichauf – wegen des besseren Torverhältnisses haben die Berliner die Nase noch vorne. Mit einem Sieg im direkten Duell könnte sich ein Team einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

Freiburgs Trainer Christian Streich empfindet deswegen jedoch keinen außergewöhnlich Druck: "Wir stehen gut da, Eigentlich können wir sehr positiv in das Spiel gehen. Es ist kein Duell, bei dem es darum geht: Wer steigt ab? Das wäre eine ganz andere Form von Druck." Richtig, mit dem Abstieg haben beide Mannschaften seit Jahren nichts zu tun.

Union und Freiburg zählen zu den Top-Teams

Die Punkteausbeute von Union Berlin seit dem Aufstieg 2019 ist beeindruckend: In 133 Spielen holten die Köpenicker 204 Punkte (1,53 Punkte im Schnitt). Kurioserweise exakt so viele Punkte hat auch der SC Freiburg in diesem Zeitraum geholt. Damit stehen nur Bayern, Dortmund, Leipzig und Leverkusen vor ihnen.

Für einen Verein wie Union, der vor nicht allzu langer Zeit noch um seine Existenz kämpfte, ist diese Entwicklung herausragend. Zumal die Unioner in der Lage waren, sich in jeder ihrer bisherigen Bundesliga-Spielzeiten zu steigern: "Es ging all die Jahre eigentlich nur bergauf", sagte Trainer Fischer. Auch in diesem Jahr ist der Rekord aus der Vorsaison (57 Punkte) in greifbarer Nähe: Ein weiterer Sieg würde dafür schon reichen.

Und auch der SC hat bereits eine Rekordsaison sicher. Mehr als die bisherigen 16 Bundesliga-Siege gelangen nur in der Spielzeit 1994/95. Damals erreichte man mit Platz drei auch die bisherige Spitzenplatzierung der Bundesliga. Das reichte zu der Zeit noch nicht für die Champions League – dieses Jahr würde sogar der vierte Platz reichen. Nach den Plätzen sechs und fünf in den vergangenen Jahren eigentlich nur die logische Reihenfolge.

Union und Freiburg - Erfahrung und Kontinuität

Union Berlin und der SC Freiburg gehören zu den Überperformern der Liga. In der Marktwerttabelle liegen sie nur im Mittelfeld und trotzdem lassen sie Vereine wie Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg in dieser Saison hinter sich. Vereine, deren finanzieller Spielraum deutlich größer ist. Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg sind Erfahrung und Kontinuität.

In Christian Streich und Urs Fischer treffen am Samstag die beiden dienstältesten Trainer aufeinander, mit 57 Jahren sind sie auch die ältesten Trainer. Darauf angesprochen reagierte Fischer scherzhaft: "Unkraut vergeht nicht."

Beide Vereine sind durch die Beständigkeit auf dem Trainerposten in der Lage, eine Einheit zu bilden und Philosophien zu verinnerlichen. Große Umbrüche, die viele andere Bundesligisten jährlich vollziehen, sind hier Fehlanzeige. Freiburg lebt diesen Gedanken schon seit Jahrzenten vor. Union ist mit Fischer auf dem besten Weg, diesen Ansatz zu kopieren.

Kapitäne Trimmel und Günter vor Jubiläen

Sinnbildlich für Erfahrung und Kontinuität stehen auch die Kapitäne beider Mannschaften. Der 36-jährige Christopher Trimmel führte die Unioner bereits in Liga zwei aufs Feld. Er könnte am Samstag sein 300. Pflichtspiel für die Köpenicker bestreiten. Vor seinem 300. Bundesliga-Einsatz steht Freiburgs Kapitän Christian Günter. Der Dauerbrenner auf der linken Außenbahn ist damit Rekord-Bundesligaspieler seines Vereins – wie auch Trimmel.

Beide Vereine zeigen, dass Erfolg nicht zwingend an große finanzielle Mittel geknüpft ist. Die Arbeit ohne große Störgeräusche sowie Beständigkeit auf und neben dem Platz lassen die Teams erfolgreich Fußball spielen. Union Berlin und der SC Freiburg in der Champions League – das ist schon lange nicht mehr nur ein Märchen, sondern vielleicht schon in drei Wochen für einen der beiden Realität.