Bisher "nur" 16 Treffer Füllkrug mit Rekordtief zur Torjägerkanone?
Niclas Füllkrug könnte statistisch der schlechteste Beste der Bundesliga-Historie werden: Mit 16 Treffern führt er die Torjägerliste an - die bislang magerste Ausbeute eines Torschützenkönigs liegt knapp darüber.
Es scheint fast, als hätte niemand so richtig Lust auf die Torjägerkanone der Bundesliga. Keiner der besten sieben Torschützen erzielte am vergangenen Spieltag der Fußball-Bundesliga einen Treffer. Dabei sind die Chancen in diesem Jahr groß wie lange nicht. Denn mit Robert Lewandowski und Erling Haaland haben die treffsichersten Spieler der vergangenen Jahre die Bundesliga verlassen.
Wer folgt auf die Lewandowski-Ära?
In der jüngeren Vergangenheit war Lewandowski die personifizierte Torjägerkanone. Insgesamt sieben Mal und zuletzt sogar fünf Jahre in Folge sicherte sich der Pole die Trophäe - samt Allzeit-Rekord mit 41 Treffern in der Saison 2020/21. Mit seinem Wechsel nach Spanien - übrigens schickt sich Lewandowski dort erneut an, seinen Titel quasi länderübergreifend zu verteidigen - wurden die Karten in der Bundesliga neu gemischt.
Robert Lewandowski mit der Torjägerkanone
Von potenziellen Thronfolgern, die vor der Saison auf dem Zettel standen, drängt sich jedoch kaum einer auf. Patrick Schick spielt bei Leverkusen eine schwache Saison, die von Verletzungen geprägt ist (drei Treffer). Leipzig-Rückkehrer Timo Werner ist noch auf der Suche nach seiner Abschlussstärke (neun Tore).
Von den Offensivspielern der Bayern, die erfahrungsgemäß zum Favoritenkreis zählen, konnten weder Sadio Mané (sieben Tore) noch Thomas Müller (sechs Tore) den Erwartungen gerecht werden. Jamal Musiala und Serge Gnabry haben mit jeweils elf Toren nur noch Außenseiterchancen.
Füllkrug könnte Saison krönen
Die besten Chancen hat der, der seit Wochen nicht selbst eingreifen kann. Niclas Füllkrug ist seit dem 28. Spieltag verletzt und liegt trotzdem mit 16 Treffen unangefochten an der Spitze. Ob die anhaltenden Wadenprobleme weitere Einsätze in dieser Saison zulassen, ist noch unklar.
Der 30-Jährige könnte mit der Kanone seine Saison krönen: erste Berufung in die Nationalmannschaft, Lichtblick bei der WM, Torschützenkönig. Das würde seine Position als aktuell bester deutscher Stürmer untermauern. Auch weil er nach Alexander Meier der erste deutsche Torschützenkönig seit acht Jahren wäre.
Werder Bremens Spieler Niclas Füllkrug hat Chancen auf die Torjägerkanone
Die Konkurrenz hinter Füllkrug schläft. Hinter ihm teilen sich zurzeit gleich vier Spieler mit 13 Toren den zweiten Rang: Randal Kolo Muani, Vincenzo Grifo, Christopher Nkunku und Marcus Thuram. Die liefern sich ein Schneckenrennen. Seit Füllkrugs Ausfall am 28. Spieltag erzielten sie zusammen nur drei Tore. Dadurch wachsen Füllkrugs Chancen auf eine historisch niedrige Trefferzahl für die Torjägerkanone.
Auf den Spuren von Bobic, Allofs und Wohlfarth
Zweimal reichten 17 Tore für den Titel des besten Torschützen. In der Saison 1995/1996 gelang Fredi Bobic dieses Kunststück. Zu Zeiten des "Magischen Dreiecks" beim VfB Stuttgart setzte er sich knapp gegen seinen Sturmpartner Giovane Elber durch, der nur einen Treffer weniger erzielte. Der VfB landete am Ende der Saison übrigens nur auf Rang zehn.
Fredi Bobic wurde 1996 mit einer Torjägerkanone ausgezeichnet
Bereits sieben Jahre davor teilten sich Thomas Allofs und Roland Wohlfarth den Titel mit je 17 Treffern. In der Saison 1988/1989 hielt Thomas Allofs den 1. FC Köln mit seinen Toren lange im Kampf um die Meisterschaft. Am Ende mussten sie sich jedoch den Bayern geschlagen geben. Für die Münchner erzielte eben Wohlfahrt gerade im Saisonendspurt viele Treffer. Zwei Jahre später stand Wohlfahrt wieder an der Spitze - diesmal alleine und mit 21 Treffern.
Sieben Mal reichten weniger als 20 Treffer
Überhaupt reichten in sieben Spielzeiten weniger als 20 Treffer für die Spitze. Zuletzt gelang das Alex Meier vor acht Jahren (19 Tore). Gleich zwei Mal wurde Martin Max im Trikot von 1860 München Torschützenkönig: zur Jahrtausendwende mit 19 Toren und in der Saison 2001/02 zusammen mit Marcio Amoroso (beide 18 Tore). In diese Liste reihen sich außerdem Jürgen Klinsmann (1987/88, 19 Tore), Jörn Andersen (1989/90, 18 Tore) sowie Stefan Kuntz und Anthony Yeboah (1993/94, 18 Tore) ein.
Spätestens am 27. Mai werden wir wissen, ob sich Niclas Füllkrug in diese prominent besetzte Runde einreihen oder sie gar anführen wird.