Borussia Dortmund Marco Reus - die Krönung des Unvollendeten?
Marco Reus wartet seit 2012 auf den Titelgewinn mit Borussia Dortmund. Die Karriere des gebürtigen Dortmunders ist geprägt von Verletzungen und Rückschlägen. Der Gewinn der deutschen Meisterschaft wäre die Krönung eines Unvollendeten.
Als Borussia Dortmund zum bisher letzten Mal die deutsche Meisterschaft holte, war auch Marco Reus mit dabei. Allerdings spielte er in den Reihen des Gegners. Das war, damals im April 2012, Borussia Mönchengladbach. Reus kassierte mit den "Fohlen" am 32. Spieltag eine 0:2-Niederlage, und der BVB feierte vorzeitig den Titel.
Der Wechsel des Gladbacher Mittelfeldspielers zu den Schwarz-Gelben stand damals längst schon fest. Und Reus mag sich gedacht haben, dass er ja dann in Zukunft gewiss selbst mit den Dortmundern die Meisterschaft feiern könne.
Der Makel des "Unvollendeten"
Doch es kam anders. Reus, mittlerweile 33 Jahre alt, wartet noch immer auf die erste Schale mit dem BVB. Meister wurde seit seinem Wechsel immer nur der FC Bayern München. Am Samstag könnte es endlich soweit sein. Mit zwei Punkten Vorsprung auf den Rekordmeister gehen die Dortmunder ins Saisonfinale und haben dabei den 1. FSV Mainz 05 zu Gast.
Reus genießt in Dortmund Legendenstatus. Er ist in der Stadt geboren und trägt die Kapitänsbinde. 161 Tore hat er bisher erzielt. Seinen Vertrag hat er erst zuletzt um ein weiteres Jahr bis 2024 verlängert. Doch so ein wenig haftet an ihm der Makel des Unvollendeten. Reus gewann mit Dortmund zwar 2017 und 2021 den DFB-Pokal und zog 2013 ins Champions-League-Finale ein, das in London gegen den FC Bayern verloren ging, doch zur Meisterschaft reichte es eben nicht.
Als Jugendlicher aussortiert
Dabei wollten sie ihn beim BVB erst gar nicht haben. Reus wechselte im Alter von sechs Jahren vom Dortmunder Postsportverein in die Jugendabteilung der Borussia. Doch dann wurde er irgendwann von einem seiner Jugendtrainer aussortiert. Er sei zu klein, zu schmächtig und halt körperlich nicht robust genug für die Bundesliga.
Im Sommer 2005 wechselte er deshalb zum LR Ahlen, der sich dann später Rot Weiss Ahlen nannte. Mit dem Klub schaffte Reus den Aufstieg in die 2. Bundesliga und wurde auch für größere Vereine wieder interessant. 2009 sicherte sich Borussia Mönchengladbach die Dienste des Blondschopfs.
In Mönchengladbach zum Star geworden
Bei den "Fohlen" startete Reus durch. Er erzielte im Mai 2011 beim Relegations-Rückspiel in Bochum das wichtige 1:1 für sein Team und machte damit den Klassenerhalt perfekt. Ein Jahr später zog er mit den schwarz-weiß-grünen Borussen unter dem damaligen Trainer Lucien Favre in die Champions League ein. Dann kam der Wechsel nach Dortmund. Zurück nach Hause.
Mittlerweile ist Reus der dienstälteste Spieler im BVB-Kader. Er erlebte sechs verschiedene Trainer, kam mit seinem Team sechs Mal als Vizemeister über die Linie, spielte gemeinsam mit Größen wie Sebastian Kehl, Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder Erling Haaland.
Immer wieder Verletzungen und Rückschläge
Vielleicht, aber nur vielleicht wären die Dortmunder in den vergangenen Jahren erfolgreicher gewesen, hätte sich Reus in seiner Karriere nicht so oft verletzt. Seine Krankenakte ist lang. Sprunggelenksverletzungen, Muskelfaserrisse, Schambeinentzündungen, Bänderrisse, Adduktorenprobleme, Muskelverletzungen und ein Kreuzbandriss - Reus hat fast alles mitgemacht.
Das hatte auch Auswirkungen auf seine Karriere in der Nationalmannschaft. Er verpasste die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, bei der Deutschland den Titel holte, und 2022 die in Katar. Auch bei den Europameisterschaft 2016 und 2020 war Reus nicht dabei.
Watzke: "Er kann einen Meilenstein setzen"
Dortmund fiebert dem Titel entgegen. Das gilt natürlich auch für BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Der würde sich speziell auch über einen Meistertitel für Marco Reus freuen. "Das ist keine Frage, dass er damit einen Meilenstein setzen kann", sagte der Geschäftsführer des Klubs. Und Sportdirektor Kehl sagte: "Der ganze Klub, die ganze Stadt würde sich riesig mit ihm freuen. In seiner Rolle als Kapitän weiß ich, was es ihm bedeuten würde. Marco hat hier viele Geschichten geschrieben. Er hat hier viele Jahre sehr, sehr Großes geleistet, er hat wahnsinnig viele Tore geschossen." Der bislang fehlende Meistertitel könne für Reus eine Erlösung werden: "Man hat ihm immer wieder nachgesagt, dass er nie deutscher Meister geworden ist. Das hat ihm immer wieder leidgetan, das hat ihn verletzt." Kehl betonte, er erlebe den 33-Jährigen "sehr fokussiert, er wird alles dafür tun. Das könnte seine bisherige Zeit hier abrunden."
Gegen Mainz wird Reus wohl erneut nicht von Beginn an auflaufen. Trainer Edin Terzic verpasste ihm zuletzt die Rolle des Edel-Jokers. Doch wenn Reus im Kader stand, hat er in dieser Saison auch immer gespielt. Das wird auch am Samstag so sein. Sei es, um das Ruder, wenn es schlecht laufen sollte, noch herumzureißen. Oder sei es um als Kapitän die Meisterschale in den Himmel zu halten. Dieses Mal stünde Reus dann auch auf der richtigen Seite.