Nicht in der Startelf Verwirrung um Wirtz bei Leverkusens Sieg in Dortmund
Bayer Leverkusens Topspieler Florian Wirtz sitzt in Dortmund zunächst "aus internen Gründen" nur auf der Bank. Die Personalie sorgt für Aufregung, der Meister siegt dennoch souverän und zeigt dem BVB die Grenzen auf.
Der Double-Gewinner aus Leverkusen feierte beim BVB zum Auftakt des 16. Spieltags der Fußball-Bundesliga den neunten Pflichtspielsieg in Folge und bestätigte seine starke Form aus den Wochen vor der Winterpause. Dortmund bleibt nach der ersten Heimniederlage weit davon entfernt, oben anzugreifen.
Zu spät zum Treffpunkt - wie in der Kreisliga
Fast noch mehr als über den Sieg wurde nach der Partie über die Verwirrung um Wirtz gesprochen. Der Nationalspieler stand zunächst in der Startelf, saß dann aber doch bis zur 63. Minute auf der Ersatzbank. Bayer fabulierte zunächst über "interne Gründe", doch kurz vor Mitternacht sorgte Coach Xabi Alonso für Aufklärung: "Nein, nein", sagte der Spanier in englischer Sprache, eine Disziplinlosigkeit sei es nicht gewesen: "Er stand klassisch auf einer Kölner Brücke im Stau, die immer Probleme macht." Wirtz war zu spät zum Treffpunkt gekommen - ein Problem, das auch viele Kreisligakicker gut kennen.
Leverkusens Florian Wirtz wird von Dortmunds Serhou Guirassy und Yan Couto verfolgt
Bei Wirtz war es die A1-Brücke zwischen Köln und Leverkusen. Wirtz und Exequiel Palacios wollten zur Teambesprechung samt Busabfahrt den Fluss queren - doch die Brücke war wegen von den Pfeilern herabfallender Eiszapfen gesperrt. Wirtz und Palacios steckten schlicht fest wie viele andere Pendler, sie schafften es nicht rechtzeitig und reisten am Ende direkt nach Dortmund. Alonso fühlte sich nach eigenen Worten "unwohl", er wollte für seine "Ruhe" keine Spieler aufbieten, die er nicht zuvor exakt taktisch eingewiesen hatte. Wirtz wechselte er in der 63. Minute ein, Palacios in der Schlussphase.
Schick mit Doppelpack für Leverkusen
Da hatte Nathan Tella schon lange für Leverkusens Führung gesorgt - nach gerade einmal 25 Sekunden. Patrik Schick (8. Minute) erhöhte auf 2:0, nach Dortmunds Anschlusstor durch Jamie Gittens (12.) stellte Schick mit seinem zweiten Treffer (19.) den alten Abstand wieder her. Serhou Guiriassy konnte vom Elfmeterpunkt (78.) nur noch verkürzen.
Leverkusens Doppel-Torschütze sprach im Sportschau-Interview von einem wichtigen Sieg: "Alle sind glücklich über die drei Punkte hier in Dortmund." Es sei noch viel zu früh, um von der Meisterschaft zu reden, sagte Schick. "Aber wir sind in einer guten Position."
"In Dortmund ist es immer tough", sagte Jonathan Tah am Sportschau-Mikrofon. Leverkusens Abwehrchef zeigte sich besonders zufrieden über "die Art und Weise, wie wir ins Spiel reingekommen sind". In der Schlussphase habe das Team noch etwas leiden müssen, so Tah, "aber auch diese Phase haben wir als Mannschaft gut überstanden".
Das Spiel im winterlichen Dortmund begann wegen erschwerter Anreisebedingungen mit 15 Minuten Verspätung. Und mit einer Gedenkminute für die kurz vor dem Jahreswechsel verstorbene Klub-Ikone Teddy de Beer, Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel brach bei seiner Abschiedsrede die Stimme.
Dortmund mit Rumpfabwehr - Leverkusen mit Blitzstart
Der BVB ging nach einer Krankheitswelle im Team stark ersatzgeschwächt ins Spiel. Weil neben Waldemar Anton, Ramy Bensebaini, Emre Can und Nico Schlotterbeck zudem auch Niklas Süle verletzt ausfiel, musste Trainer Nuri Sahin eine komplett neue Viererkette bauen: Die beiden Youngster Yannik Lührs (21 Jahre) und Almugara Kabar (18) gaben dabei ihr Debüt in der Startelf - mit verheerenden Auswirkungen.
Nach nicht einmal einer halben Minute wurde Dortmunds Aushilfsabwehr vom Leverkusener Pressing kalt erwischt: Edmond Tapsoba fing den Ball ab, legte quer auf Tella, der mit einer sehenswerten Direktabnahme in den Winkel zur Führung traf.
Saisontore zehn und elf für Schick
Kurz darauf ging es erneut zu schnell für den BVB: Erneut war es Tapsoba, der die Dortmunder Abwehrreihe diesmal mit einem feinen Steilpass auf Piero Hincapie aushebelte, Schick brauchte in der Mitte nur noch einzuschieben.
Es musste einem angst und bange werden um den BVB, für Hoffnung bei Schwarz-Gelb sorgte zwischenzeitlich eine Unaufmerksamkeit in Leverkusens Abwehr: Robert Andrich fabrizierte nach Yan Coutos Flanke einen Querschläger, Gittens spitzelte den Ball an Leverkusens Keeper Lukas Hradecky vorbei zum Anschluss ins Tor.
Der BVB verstärkte die Angriffsbemühungen, doch in der Defensive fehlte jegliche Ordnung. Leverkusen hatte es weiter einfach und nutzte dies konsequent aus: Jeremie Frimpong hatte auf dem rechten Flügel sehr viel Platz und noch mehr Zeit, seine Flanke fand wieder Schick, der mit seinem zweiten Treffer auf 3:1 erhöhte.
BVB engagiert, aber kaum gefährlich
Der BVB blieb engagiert, aber weiter kaum gefährlich - erst ein Blackout von Tapsoba gegen Julien Duranville, für den es nach Überprüfung der Szene Elfmeter gab, sorgte nochmal für Spannung. Doch anschließend hielt die Bayer-Abwehr.
Dortmunds Coach haderte im Anschluss vor allem mit den frühen Gegentoren. "Schlechter kann man nicht in ein Spiel wie dieses starten", sagte Sahin am Sportschau-Mikrofon. Die Gegentore seien "viel zu einfach", gefallen, so Sahin. "Das müssen wir besser verteidigen."
"Drei Tore zu Hause zu kassieren ist schwer, auch gegen eine so gute Mannschaft wie Leverkusen", sagte BVB-Kapitän Julian Brandt. "Trotzdem müssen wir unsere Lösungen zu finden. Es gab einige Dinge, die wir heute hätten besser machen können."
Dortmund in Kiel, Leverkusen gegen Mainz
In der Bundesliga steht gleich eine englische Woche auf dem Programm, für Dortmund und Leverkusen geht es schon am kommenden Dienstag weiter: Der BVB spielt bei Holstein Kiel (18.30 Uhr), Bayer 04 empfängt den 1. FSV Mainz 05 (20.30 Uhr).