Schiedsrichter Felix Brych musste die Partie gegen Eintracht frankfurt gegen VfB Stuttgart verletzungsbedingt abbrechen.

344. Einsatz in der Bundesliga Schiedsrichter Brych erleidet Kreuzbandriss im Rekordspiel

Stand: 26.11.2023 15:33 Uhr

Am Wochenende stand Felix Brych besonders im Fokus. Der Schiedsrichter leitete am Samstagabend (25.11.2023) sein 344. Bundesligaspiel und hat damit einen Rekord eingestellt. Doch sein Rekordspiel pfiff er nur eine Halbzeit.

Am Morgen nach dem Spiel teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Diagnose mit. Felix Brych hat ausgerechnet in seinem Rekordspiel einen Kreuzbandriss erlitten. Der Münchner soll demnach "recht bald" operiert werden, eine Ausfallzeit lasse sich noch nicht abschätzen.

Nach einer halben Stunde weggeknickt

Im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart war eine halbe Stunde absolviert, als Brych bei einer Bewegung mit seinem rechten Knie wegknickte. Anschließend humpelte er über das Feld, ehe die Partie in der 34. Minute unterbrochen wurde. Brych ließ sich auf der Eintracht-Bank behandeln, anschließend kehrte er mit einem weißen Tape-Verband zunächst auf den Rasen zurück.

Zur zweiten Halbzeit übernahm dann Patrick Schwengers, eigentlich als vierter Offizieller eingeplant. Sein Rekordspiel leitete Brych nur eine Hälfte. "Ich habe mich riesig auf das Spiel gefreut", sagte Brych im Gespräch mit dem ARD-Hörfunk. "Dass es so endet, ist für mich umso tragischer. Aber so ist das Leben."

Brych sagt: "Rekord hat für mich eine große Bedeutung"

Für Brych war es im deutschen Oberhaus der 344. Einsatz als Schiedsrichter - und damit schloss er zur Rekordmarke von Wolfgang Stark auf, der bislang die meisten Partien als Referee in der Bundesliga leiten durfte. "Das ist letztlich die größte Leistung meiner Karriere: Es ist nicht das eine Spiel wie das Champions-League-Finale oder eine WM-Teilnahme, sondern die lange Zeit als Profischiedsrichter. Der Rekord hat für mich eine große Bedeutung", sagte Brych.

Wolfgang StarkIMAGO / Eibner

Diese Bestmarke "drücke eben diese Langlebigkeit aus. Und Rekorde an sich sind für mich etwas Besonderes, denn die bleiben erstmal", fuhr der 48-Jährige fort: "Genau wie Leichtathleten oder Schwimmer Rekorde erzielen wollen, damit sie in die Annalen eingehen, ist das auch für den Schiedsrichter ein Ziel."

Brych wurde in seiner Karriere zweimal als Weltschiedsrichter ausgezeichnet, er leitete Partien bei den Olympischen Spielen 2012, den Europameisterschaften 2016 und 2021 sowie den WM-Turnieren 2014 und 2018, außerdem die Endspiele in der Europa League (2014) und Champions League (2017).

Seit über 19 Jahren in der Bundesliga

Am 28. August 2004 war Brych erstmals Schiedsrichter in der Bundesliga. Im Berliner Olympiastadion feierte der gelernte Jurist seine Premiere beim Spiel zwischen Hertha BSC und Mainz 05. "Ein Spieler wird langsam herangeführt, kommt irgendwann mal in der 85. Minute zu seinem ersten Bundesliga-Spiel. Und wir Schiedsrichter stehen gleich voll im Mittelpunkt. Ich war froh, als die Partie vorbei war, auch wenn sie gut gelaufen ist", sagte er nun.

Am häufigsten wurde er als Schiedsrichter bei Spielen des VfB Stuttgart eingeteilt. Passend also, dass sein 54. Einsatz bei einer Partie der Schwaben auch sein Rekordspiel war.

Rot für Mohamad, Lob von Wagner

Einen anderen Rekord hat Brych bereits seit dem 21. August 2010 inne. Damals zeigte der Schiedsrichter im Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen 1. FC Köln nach 87 Sekunden die bisher schnellste Rote Karte der Bundesliga-Geschichte. Kölns Kapitän Youssef Mohamad wurde nach einer Notbremse gegen Erwin Hoffer vom 1. FC Kaiserslautern vom Platz gestellt. "Nach zwei Minuten - das ist hart", sagte Brych damals, verwies aber darauf, dass ihm die Regeln "keinen Spielraum" gegeben hätten. "Wenn ich Foul pfeife, habe ich keine andere Wahl."

Rote Karte Mohamad

Genau diese Ansichten sind es, die die Kollegen - und offenbar auch die Mannschaften so an Brych schätzen. "Felix ist keine Wundertüte, er ist berechenbar - und das meine ich in diesem Fall total positiv", lobt Ex-Schiedsrichter Lutz Wagner den neuen Rekordmann im Sportschau-Gespräch: "Er ist immer einen geraden Weg gegangen, hat sich nicht mit Nebengeräuschen befasst, sich höchst professionell vorbereitet und ist keine Kompromisse eingangen. Irgendwann kommt das auch bei den Mannschaften an, wenn jemand ein derart verlässlicher Spielleiter ist. Dann werden auch mal Fehler akzeptiert."

Phantomtor von Kießling und Böller in Augsburg

Einer seiner größten Fehler war zweifelsohne das Phantomtor von Stefan Kießling. Am 18. Oktober 2013 köpfte der damalige Stürmer von Bayer Leverkusen den Ball ans Außennetz, durch ein Loch gelangte das Spielgerät aber ins Tor - und Brych entschied fälschlicherweise auf einen Leverkusener Torerfolg. "Das war nicht so toll für mich, da hat sogar meine WM-Teilnahme gewackelt. Der Druck war wochenlang sehr hoch", sagte er zuletzt.

Doch schließlich verziehen ihm auch die WM-Entscheider den Fauxpas und schickten ihm eine Einladung für das Turnier. Nach der EM 2021 beendete Brych schließlich seine internationale Karriere und konzentrierte sich voll und ganz auf das Geschehen in der Bundesliga. Und dort hatte er in der jüngsten Vergangenheit nochmal mit einem besonders unangenehmen Erlebnis zu kämpfen.

Vor der Länderspielpause war Brych Schiedsrichter beim Spiel zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim. Der Partie, bei der im Gästeblock ein Böller detonierte, durch den mehrere Fans einen Knalltrauma erlitten. "Es ist auch der Job eines Schiedsrichters, dass immer Dinge passieren, die man noch nicht erlebt hat", sagte Brych, der das Spiel unterbrochen hatte und danach beteuerte, noch nie zuvor einen derart lauten Knall gehört zu haben.

"Es wird nicht mehr ewig weitergehen"

Am Samstag dürfte Brych darauf hoffen, dass der einzige Knall, den er zu hören bekommt, der einer Sektflasche sein wird. Der gebürtige Münchner macht keinen Hehl daraus, wie besonders der Tag für ihn ist, entsprechend sollte hinterher auch der ein oder andere Moment da sein, um auf ihn anzustoßen. Wobei Brych auch betont, dass sein 344. Spiel noch lange nicht das letzte sein soll.

"Der DFB und ich haben uns darauf verständigt, dass wir von Jahr zu Jahr schauen. Es freut mich und ich bin dankbar, dass ich diese Saison pfeifen kann. Es wird nicht mehr ewig weitergehen, das geht schon biologisch nicht. Wenn ich antrete, möchte ich fit sein und wissen, dass ich die Leistung bringen kann", sagte Brych. Der Bundesliga bleibt ihr "berechenbarer" Rekord-Schiedsrichter also noch etwas erhalten.