Ablösesummen und Marktwerte Heiteres Zahlen-Raten - Eberl denkt an Offenlegung
Dass Harry Kane 100 Millionen Euro plus Bonuszahlungen kostet, gilt aktuell als gesichert. Warum eigentlich? Ein Bundesliga-Manager denkt nun laut an die Offenlegung aller Zahlen.
Tottenham Hotspur hat lange und knallhart verhandelt, Besitzer Daniel Levy gerade noch betont, dass er die Klubikone nur sehr "widerwillig" ziehen gelassen hat. Die Ablösesumme hat er nicht genannt. Auch Bayern München hat die angeblichen 100 Millionen Euro nicht bestätigt, das ist auch nicht üblich in dieser Branche. Aber woher kommt die Summe?
Status, Alter, Wiederverkaufswert, Vertragslaufzeit
Es ist wohl kein reines Würfelspiel, sondern eine Mischung aus vielen Komponenten, so wie beispielweise das Internetportal "transfermarkt.de" auch die Marktwerte erstellt. Natürlich geht es in erster Linie um den Status des Spielers: Harry Kane ist der beste Torjäger unserer Zeit neben Erling Haaland und bis zur Vorsaison Karim Benzema. Eine Rolle spielt auch immer das Alter und damit vielfach auch der Wiederverkaufswert. So merkte beispielsweise Liverpool-Coach Jürgen Klopp an, Kane sei ja nicht mehr "der Allerjüngste" - und das Nachdenken über eine solche Investition deshalb berechtigt.
Die 30 Jahre gelten zwar im Hochleistungsfußball oft als kleine Schallmauer, doch in den vergangenen Jahren hat es sehr viele Ü-30-Spieler gegeben, die nochmal den Verein gewechselt und ihre Klasse auch weiterhin bewiesen haben. Angel Dí Maria beispielsweise ging im Vorjahr mit 34 Jahren noch von Paris St. Germain und wechselt jetzt schon wieder zu Benfica Lissabon.
Albtraum der Vereine: ablösefreie Abgänge
Eine weitere wichtige Komponente beim Errechnen oder Schätzen der Ablösesumme ist auch immer die restliche Vertragslaufzeit. Ein Albtraum der Vereine sind auslaufende Verträge, an deren Ende die Spieler ablösefrei gehen und ein fettes Handgeld kassieren können. Das versucht gerade in Paris der ultrareiche Klubboss Nasser Al-Khelaifi bei seinem Superstar Kylian Mbappé zu verhindern, doch der zeigt wenig Kompromissbereitschaft. Mbappé scheint sein letztes Vertragsjahr aussitzen zu wollen, statt sich jetzt teuer verkaufen zu lassen. Sein Wechsel zu Real Madrid gilt als ausgehandelt. Da 2024 die hohe Ablöse entfällt, könnte Mbappé das Geld dann persönlich kassieren.
Harry Kane hatte in Tottenham auch nur noch ein Jahr Vertrag. Daniel Levy erklärte offen, dass das letztlich den Ausschlag für seine Freigabe gab, Kane habe trotz hoher Angebote nicht verlängern wollen. In einem Jahr hätte der Goalgetter also umsonst nach München gehen können, dass die Bayern ihn aber sofort wollten und dafür diese angeblichen 100 Millionen plus X auf die Insel überweisen, ist zumindest erstaunlich.
Eberl legt plötzlich konkrete Summen offen
Deutlich mehr eingenommen als investiert hat in der aktuellen Transferperiode Bayern-Konkurrent RB Leipzig. In der Süddeutschen Zeitung erklärte Manager Max Eberl sehr offen, dass mehr als 240 Millionen Euro durch die Verkäufe wie von Christopher Nkunku (FC Chelsea), Dominik Szoboszlai (FC Liverpool) oder Josko Gvardiol (Manchester City) erwirtschaftet wurden.
Nkunku-Ersatz Lois Openda habe hingegen nicht, wie es in den Medien spekuliert wurde, 49 Millionen Euro gekostet. Eberl: "Openda hat 38,5 Millionen Euro gekostet. Unfassbar viel Geld im Vergleich zu früher! Aber es sind halt nicht 49, wie zu lesen war."
"Geheime" Informationen an die Journalisten
Dass ein Bundesliga-Manager so klar die Höhe einer Ablöse offenlegt, ist absolut unüblich. Immer wieder wird den Journalisten zwar etwas "durchgesteckt", meist um das eigene großartige Verhandlungsgeschick zu untermauern.
Eberl denkt nun sogar laut darüber nach, den ganzen Zirkus um Ablöseschätzungen oder auch Marktwert-Diskussionen zu beenden: "Vielleicht sollten wir künftig sagen: Lasst uns alle Zahlen offen auf den Tisch legen. Das ist eine Diskussion, die man perspektivisch auf breiterer Ebene führen sollte."
Freiburg verheimlicht sogar Laufzeiten
Ob er da allzu viele Mitstreiter findet, darf aber durchaus bezweifelt werden. Der FC Bayern beispielsweise hat sicher kein Interesse daran zu erklären, dass er für den kurzfristigen sportlichen Erfolg in der Saison 2023/24 100 Millionen Euro Ablöse investiert hat, statt ein jahr später nur Handgeld zu bezahlen. Auch der SC Freiburg dürfte den Eberl-Plan ganz sicher ablehnen. Dort ist es Tradition, dass beispielweise bei den Vertragsverlängerungen mit Trainer Christian Streich nicht einmal die Laufzeit bekannt gegeben wird. Der Sinn dahinter: Der Verein will Ruhe und keinen Druck von außen, wenn sich Verträge ihrem Ende nähern.