Alonso vor Bundesliga-Rekord Bayer Leverkusen gegen Union Berlin - eine Frage der Kräfte
Bayer Leverkusen peilt am Sonntag (12.11.2023) gegen Union Berlin den 12. Pflichtspielsieg in Folge an. Doch die Spiele fallen dem Tabellenführer der Fußball-Bundesliga immer schwerer - und Union braucht dringend Punkte.
Schon vor einem Jahr trafen beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Union Berlin der Tabellenführer und der 16. der Liga aufeinander. Doch genau das zeigt, wie groß die Veränderungen seit diesem 6. November 2022 sind. Denn damals war das aktuell so sehr kriselnde Union Spitzenreiter, während Leverkusen der Abstiegskampf drohte.
Mit dem 5:0-Erfolg verschaffte sich die "Werkself" jedoch Luft und neues Selbstvertrauen, startete eine Serie und beendete schließlich die Saison sogar auf einem Europa-League-Platz. Mittlerweile ist sie das Top-Team der Liga und sogar auf Rekordkurs. Mit einem Sieg kann Leverkusen die Startbestmarke des FC Bayern München unter Pep Guardiola von 31 Punkten aus den ersten elf Ligaspielen einstellen. Doch was für Bayer gilt, gilt auch für Union: Gewinnen - egal wie.
Leverkusen siegt weiter - aber nicht mehr so überzeugend
Leverkusen fällt das in den vergangenen Wochen zunehmend schwerer. Durch die Dreifachbelastung ist der spielerische Flow vielleicht ein wenig abhandengekommen, das Team von Xabi Alonso dominert nicht mehr seine Partien wie zu Saisonbeginn, gestaltet sie dennoch erfolgreich. Wie am vergangenen Wochenende bei der TSG Hoffenheim (3:2) und am Donnerstag in der Europa League bei Qarabag Agdam (1:0).
"Im Fußball geht es ums Gewinnen. Wir wissen, dass wir besser spielen müssen und können, aber Qarabag hat es gut gemacht", sagte Mittelfeldchef Granit Xhaka. Und Jonas Hofmann resümierte: "Wir sind weit gereist und wollten unseren besten Fußball zeigen. Das hat nicht ganz geklappt. Aber auch so ein Sieg tut richtig gut."
Und darum geht es auch gegen Union. Entsprechend reagierte auch Alonso auf den möglichen Startrekord. "Das ist nicht das Wichtigste. Wir sprechen nie über Rekorde, das ist kein Thema für uns. Unser Fokus liegt nur darauf, wie wir uns verbessern können", sagte der 41-Jährige. Rekorde seien lediglich "die Konsequenz der guten Arbeit. Es ist aber besser, sich nicht so viel auf den Rekord zu fokussieren."
Alsonso warnt vor Berlin
Stattdessen geht der Blick voll auf das Spiel gegen Berlin. Und wie die Unioner vor einem Jahr den Gegner nicht als Abstiegskandidaten gesehen haben, macht es Leverkusen mit dem aktuellen Krisenklub auch nicht. "Die Situation bei Union ist nicht normal", sagte Alonso. "Es waren viele Spiele, die sie nicht verdienen zu verlieren. Wir erwarten ein schwieriges Spiel. Wir müssen mit Qualität, Kontrolle und guter Energie spielen, um das Spiel zu gewinnen."
Genau das muss Union nach 13 gescheiterten Versuchen auch. Immerhin: In der Champions League hat das Team von Urs Fischer endlich die Niederlagenserie beendet, bei SSC Neapel (1:1) gab es erstmals nach zwölf Pflichtspielen keine Pleite. "Endlich haben wir uns für eine tolle Leistung belohnt. Es freut mich für Union, es freut mich für die Mannschaft", sagte der Union-Trainer danach.
Bonucci: "Dürfen uns nicht zufriedengeben"
Auch Christopher Trimmel war die Erleichterung anzumerken. "Es war wieder ein bisschen mehr Union-like. Ich glaube, es tut jedem gut", sagte der Kapitän. Die Brisanz aus der aktuellen Misere nahm der Punktgewinn indes nicht, die Situation in der Bundesliga bleibt gefährlich. Entsprechend forderte Leonardo Bonucci: "Wir dürfen uns nicht zufriedengeben."
Und auch Trimmel machte klar, dass Union nicht mit dem Selbstverständnis nach Leverkusen reisen wird, als 16. der krasse Außenseiter zu sein. "Natürlich ist Leverkusen aktuell eine Wahnsinnsmannschaft, aber das ist Neapel auch. Von daher werden wir da mit mehr Selbstvertrauen hinfahren", sagte der 36-Jährige.
Union seit über dreieinhalb Spielen ohne Tor
Wer die bessere Form hat, ist offensichtlich. Aber es ist eben auch die Frage, welches Team besser mit der Belastung der vergangenen Wochen klarkommen wird. Leverkusen ist weiter erfolgreich, aber nicht mehr in einem Rausch, Union dagegen ist ein erster kleiner Befreiungsschlag in Italien gelungen. Es könnte für den Tabellenführer also eine durchaus problematische Angelegenheit werden.
"Union ist immer noch eine sehr starke Mannschaft, sie lassen nicht viele Torschüsse zu", sagte Alonso. Doch die Defensive war ohnehin nicht die größte der vielen Baustellen, sondern vielmehr die Offensive. In der Liga ist das Fischer-Team seit 329 Minunten ohne Torerfolg. Das muss Union in Leverkusen ändern, um den ersten Sieg seit Ende August zu feiern. Für beide wird es eine Frage der Kräfte. Körperlich und mental.