Beverly Ranger als Deutsche Meisterin 1975

Torschützin des Monats Beverly Ranger - Eine Fußball-Pionierin wird 70

Stand: 14.03.2023 23:51 Uhr

Mit ihrem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen "Tor des Monats" wird Beverly Ranger 1975 zum Star. Nun wird die Fußball-Pionierin 70 Jahre alt.

Beverly Ranger ist nicht aufzuhalten. Mit purer Entschlossenheit zieht die Stürmerin vom Bonner SC an fünf Gegenspielerinnen vorbei, lässt die Torhüterin stehen und schießt ihre Mannschaft aus vollem Lauf zurück ins Rennen um die deutsche Meisterschaft. Mit dem sehenswerten Ausgleichstreffer gegen die SSG Bergisch-Gladbach, der 1975 zum "Tor des Monats" Juni gewählt wird, schwingt sich die gebürtige Jamaikanerin zum Star auf.

Am Mittwoch (15.03.2023) wird Ranger 70 Jahre alt, die Ehrung für ihren Treffer zum 1:1 im Finale der Mittelrhein-Meisterschaft löst bei ihr mehr als 45 Jahre später jedoch keine positiven Gefühle aus. Denn der Sportschau-Moderator Ernst Huberty empfängt sie damals mit einer rassistischen Begrüßung, die heutzutage einen gerechtfertigten Aufschrei auslösen würde.

Diskriminierende Begrüßung in der Sportschau

"Schön und kaffeebraun sind alle Frauen aus Kingston Town", lautet die Textzeile aus dem 1958 erschienenen Lied von Vico Torriani, die Huberty zitiert. Ranger sei "der lebende Beweis", fügt er hinzu und überreicht der in der jamaikanischen Hauptstadt geborenen Fußballerin die Medaille. 

"Das hat mich wirklich umgehauen. Was sollte das? Was wollen sie damit bezwecken? Das war unnötig", sagte Ranger vor rund zwei Jahren im Gespräch mit der Sportschau. Sie sei da gewesen, "um über das Tor und den Frauenfußball zu sprechen. Alles andere war unnötig." Und darauf, dass sie dem "Frauenfußball in Deutschland auf die Beine geholfen" habe, sei sie "sehr stolz". 

Tor des Monats Juni 1975

Sportschau

Zweite Torschützin des Monats

Ranger kam im Alter von zwölf Jahren nach England, in den 70ern zog sie nach Deutschland, wo sie durch ihr "Tor des Monats" schlagartig einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Ihre Popularität brachte Ranger unter anderem einen Sponsoringvertrag mit einem Sportartikelhersteller ein. Es sei ihr gesagt worden, dass sie "der erste Star" der Sportart sei, so Ranger.

Durch den Treffer, mit dem Ranger nach Bärbel Wohlleben die zweite Torschützin des Monats wurde, brachte sie den BSC auch auf Titelkurs. Das Spiel gegen die SSG Bergisch-Gladbach, mit der Ranger 1977 noch eine Meisterschaft feierte, entschieden die Bonnerinnen am Ende für sich, zogen in die Endrunde ein und sicherten sich später im Finale gegen Bayern München den Titel - auch dort traf Ranger.

Beverly Ranger lebt seit vielen Jahren in den USA. Sie habe mal in den Staaten Urlaub gemacht, und es habe ihr da sehr gut gefallen, da sei sie geblieben. "Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein sollten. Wir sind weit davon entfernt, dass es gut ist. Aber es geht voran", sagt sie über den Kampf gegen Rassimus.