Übernimmt Deutschlands Eishockey-Männer: Harold Kreis.

Neuer Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis – Routinier, Fachmann, Gentleman

Stand: 30.01.2023 14:03 Uhr

Harold Kreis wird neuer Eishockey-Bundestrainer. Im zweiten Anlauf sicherte sich der Deutsche Eishockey-Bund die Dienste des Routiniers, der schon bei der WM in Finnland und Lettland an der Bande stehen soll.

Immer wenn es darum geht, den Posten des Eishockey-Bundestrainers neu zu besetzen, fällt der Name Harold Kreis. Das liegt daran, dass der 64 Jahre alte Deutsch-Kanadier den Ruf hat, ein exzellenter Coach zu sein.

Jetzt hat es zwischen dem ehemaligen Profi und dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) geklappt. Am Montag (30.01.2023) stellten DEB-Vizepräsident Andreas Niederberger und DEB-Sportdirektor Christian Künast Kreis als den neuen Verantwortlichen hinter der Bande vor. Er folgt auf Toni Söderholm.

Der Finne, der ursprünglich mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet war, hatte Mitte November nach vier Jahren überraschend aufgehört und war zum Schweizer Spitzenklub SC Bern gewechselt. Co-Trainer wird der ehemalige Nationalspieler Alexander Sulzer, der auch Assistenztrainer bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven ist und künftig eine Doppelrolle innehat.

"Ich habe schon viel erlebt in meiner Karriere, aber jetzt als Bundestrainer zu arbeiten, ist etwas ganz Besonderes für mich. Das ist eine Riesen-Freude und eine Riesen-Ehre, die ich mit Respekt, Demut und Teamgeist angehen werde", sagte Kreis: "Ich freue mich sehr und bin sehr dankbar." Er erhält einen Vertrag bis 2026.

Bei drei Weltmeisterschaften schon Assistent

Kreis ist freilich nicht neu beim DEB. 2010 war er Assistent des damaligen Bundestrainers Uwe Krupp und damit maßgeblich am deutschen Halbfinaleinzug bei der Heim-Weltmeisterschaft beteiligt. Der langjährige Nationalverteidiger galt damals schon als "heimlicher Bundestrainer". Auch bei den Turnieren 2011 und 2012 stand er als Co-Trainer der DEB-Auswahl hinter der Bande.

2018 keine Freigabe bekommen

2018 sollte Kreis dann Nachfolger von Marco Sturm werden. Der hatte da gerade bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang das Team zur Silbermedaille geführt. Der damalige DEB-Präsident Franz Reindl wollte seinen früheren Nationalmannschaftskollegen Kreis unbedingt holen. Der war damals aber Trainer der Düsseldorfer EG und bekam keine Freigabe.

Zurzeit ist Kreis Coach der Schwenninger Wild Wings. Sein Vertrag endet nach dieser Saison. Die Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga endet Anfang März. Als aktuell Neunter der Tabelle kämpfen die Schwarzwälder noch um die Playoff-Teilnahme. Zum Start der WM-Vorbereitung Anfang April könnte Kreis dann aber wohl als Nationalcoach einsteigen. Problematisch könnte es werden, sollte den Wild Wings eine große Überraschung gelingen und sich die Playoff-Teilnahme mit dem Beginn der WM-Vorbereitung am 4. April überschneiden.

Angesprochen auf das Ziel des DEB, das Viertelfinale bei der WM erreichen zu wollen sagte er: "20 Jahre Lebenserfahrung haben mir auch gezeigt, dass man heute Ziele setzen kann und plötzlich hat man die Nominierung für die Weltmeisterschaft und Spieler X fehlt und Spieler Y fehlt. Wir haben die Ziele von Verbandsseite zur Kenntnis genommen. Für uns sind die Ziele sehr realistisch."

Die sichere Variante

Er soll bei der WM in Finnland und Lettland vom 12. bis 28. Mai die erfolgreiche Arbeit seiner Vorgänger Sturm und Söderholm fortführen. Nachdem der DEB bei deren Verpflichtung viel Mut bewies und dafür belohnt wurde - Sturm galt als Trainer-Talent, Söderholm war in Deutschland weitgehend unbekannt - setzt der aktuelle Sportdirektor Christian Künast wieder auf eine dem Anschein nach sichere Variante. Der 180-malige Nationalspieler Kreis genießt viel Ansehen in der Liga und bei Experten, war in der DEL jahrelang geachteter Coach bei seinem Heimatklub Adler Mannheim und der Düsseldorfer EG und führte in der Schweiz Zürich und Lugano jeweils zum Meistertitel. Zudem arbeitete er beim EV Zug.

Auf Nummer Sicher geht der DEB auch in Vertragsfragen. Kreis hat für drei Jahre unterschrieben und braucht die Nationalmannschaft nicht wie Vorgänger Söderhölm als Sprungbrett: "Ich kann garantieren, dass ich den Verband nicht für eine Rückkehr in einen Klub verlasse. Für mich gibt es keine Ausstiegsklausel. Für mich ist das im Winter meiner Karriere eine ganz tolle Aufgabe", erklärt Kreis.

Defensiver Stil

Wie sich die Verpflichtung von Kreis auf dem Eis auswirkt, wird sich zeigen. Der Mann aus Winnipeg galt zu seiner aktiven Zeit als beinharter Verteidiger – allerdings auch als enorm fairer Sportsmann und als eine Art Gentleman auf dem Eis. Für Mannheim machte er 888 Spiele. Auch als Trainer präferiert er eher Defensiv-Eishockey. Sturm und Söderholm hatten deutlich offensiver spielen lassen und damit Erfolg gehabt.