"Wird zur Farce" DOSB und Sportjugend treten aus Bündnis aus
Das Familienministerium will mit dem "Bündnis für die junge Generation" deren Anliegen Gehör verschaffen. Doch unter anderem Sportvertreter ziehen sich nun zurück - aus Protest.
Vertreter des Deutsche Olympische Sportbundes (DOSB) und der Deutschen Sportjugend (dsj) treten aus dem vom Familienministerium geschaffenen "Bündnis für die junge Generation" aus. Darüber informierten beide Organisationen ebenso wie mehrere weitere Kinder- und Jugendhilfen die Bundesfamilienministerin Lisa Paus am Donnerstag (09.11.2023) in einem gemeinsamen Brief.
Als Grund nannten DOSB und Co. unter anderem die für 2024 vorgesehenen Kürzungen im Bundeshaushalt bei der Kinder- und Jugendarbeit.
DOSB-Präsident Weikert: "Leider keinen Mehrwert"
DOSB-Präsident Thomas Weikert nannte das Bündnis daher ein "Lippenbekenntnis", das keinen Mehrwert für die junge Generation habe. Wenn trotz des Zulaufs in die Sportvereine Mittel bei der Jugendarbeit und bei den Freiwilligendiensten gekürzt würden, "geht das wieder auf Kosten dieser jungen Menschen und der ehrenamtlich Engagierten", sagte Weikert.
Stefan Raid, erster Vorsitzender der Deutschen Sportjugend, nannte das Bündnis gar eine "Farce", da "ganz offensichtlich die Belange junger Menschen weiterhin nicht priorisiert werden. Mit unserem Austritt wollen wir ein Zeichen setzen: Jugendarbeit im Sport gibt es nicht zum Nulltarif."
Celia Sasic weiterhin dabei
Zu den Unterzeichnern des gemeinsamen Briefs gehören neben dsj und DOSB unter anderem auch die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, der Deutsche Bundesjugendring und das Deutsche Jugendherbergswerk. Insgesamt zwölf Mitglieder sind aus dem Bündnis ausgetreten. Immer noch umfasst das Bündnis mehr als 100 Mitglieder, Celia Sasic ist als Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität beim DFB die einzig verbleibende Vertreterin aus dem Sport.
Das Familienministerium bedauerte nach eigenen Angaben die Austritte. "Ein Zusammenhang zwischen der wichtigen Arbeit des Bündnisses und den Haushaltskürzungen ist für das BMFSFJ jedoch nicht unmittelbar erkennbar", sagte ein Sprecher. Das Bündnis sei längerfristig angelegt. "Es ist auf das aktive Engagement seiner Mitglieder sowie die Kooperation zwischen verschiedensten Sektoren, Professionen und dem Ehrenamt angewiesen, um längerfristig eine stärkere Wirkung zu entfalten", sagte der Sprecher.
Raid kritisiert fehlende Lobby
Familienministerin Lisa Paus (Grüne), deren Haus die Belange von Familien, Senioren, Frauen und Jugend vertritt, hatte das Bündnis initiiert, weil sich nach ihrer Einschätzung viele junge Menschen durch Krisen wie Kriege, Klimawandel und Inflation und die Folgen der Corona-Pandemie verunsichert fühlten.
"Ein 'Bündnis für die junge Generation' ist wichtig und richtig", sagte der dsj-Vorsitzende Raid, "es muss aber auch halten, was es verspricht. Das Bündnis bleibt allerdings stumm, obwohl im Bundeshaushalt massive Kürzungen bei der Kinder- und Jugendarbeit sowie den Freiwilligendiensten vorgesehen sind."