Punkterekord in der NBA LeBron James - die außergewöhnliche "Haltbarkeit" eines Superstars
38.390 Punkte durch LeBron James - diese NBA-Rekordmarke spricht für seine bemerkenswert ausdauernde Karriere. Über die Evolution eines Ausnahmekönners.
Es war eine Frage der Zeit, nun ist es passiert: Am 7. Februar 2023 hat Basketball-Superstar LeBron James den vermeintlich ewigen Kareem Abdul-Jabbar abgelöst. Mit 38 Jahren hält er nun den Rekord für die meisten Karrierepunkte in der NBA.
"Haltbarkeit" auf höchstem Niveau
Wenn es um den nicht enden wollenden Strom an Punkten geht, die James seit über zwei Jahrzehnten in der NBA erzielt, steht meist seine Langlebigkeit im Fokus. Zu Recht: Nie zuvor hat es im US-Basketball einen Spieler gegeben, der seinen Zenit derart tief in die 30er - wer weiß, vielleicht sogar 40er - dehnte.
30.2 Punkte, 8.5 Rebounds und 7.0 Assists liefert James, mittlerweile graubärtig, im Schnitt in dieser Saison. Vor zehn Jahren - bei anderen würde man "im besten Alter" sagen - kam er auf 26.8 Punkte, 8.0 Rebounds und 7.3 Vorlagen.
Diese "Haltbarkeit" auf höchstem Niveau verdankt er nicht nur einem Ausnahmekörper, sondern auch einer Ausnahmeeinstellung: James lebt schon lange sehr körperbewusst, wird von diversen Experten beraten und investiert Unsummen - laut einem Vertrauten 1,5 Millionen Dollar jährlich - in die bestmögliche Pflege seines physischen Kapitals.
LeBron James ist "Mr. Wandelbar"
Um 20 Jahre lang die NBA zu dominieren, braucht es jedoch mehr. Es braucht auch die Fähigkeit, ein Spiel kontinuierlich zu diktieren, obwohl es sich verändert. James’ Rekord ist daher auch ein Zeugnis seiner Wandelbarkeit.
Als James am 30. Oktober 2003 seine ersten NBA-Punkte machte, auswärts in Sacramento, war "In da Club" von 50 Cent der heißeste Track des Jahres. Es gab kein Facebook, kein iPhone, das Internet war (wirklich) Neuland. Es war eine andere Welt, eine andere Zeit. Und ein anderer Basketball.
Im Wesentlichen war das Spiel langsamer und weniger wurflastig. Große, massige Spieler dominierten das Geschehen, das sich vor allem innerhalb der Dreierlinie abspielte. Nur 14.9 Distanzwürfe nahmen die NBA-Teams damals pro Partie. Heute sind es rund 34. Der sogenannte Pace-Wert, der die Spielgeschwindigkeit reflektiert, ist von 90.3 auf 99.3 gestiegen.
LeBron James' Spiel blieb stets dominant
Vor allem die verstärkte Nutzung von "Advanced Stats", einer Reihe differenzierter Statistiken, hat das Spiel beschleunigt und rationalisiert. Mittlerweile ist es nahezu vollständig auf die mathematisch effizientesten Abschlüsse zugeschnitten: Freiwürfe und Dreier. Damit veränderte sich die Statik des Spiels grundlegend - nicht ohne Opfer: Vor allem klassische Center wie Dwight Howard erlitten einen krassen Bedeutungsverlust, aber auch Guards ohne Distanzwurf, etwa Dwyane Wade, bekamen Schwierigkeiten.
James’ Spiel dagegen blieb stets dominant. Er funktionierte in jedem Trend, in jeder Konstellation, unter allen Bedingungen. Einerseits war der 38-Jährige ein Stück weit immun gegen die Veränderungen der Liga: zu wuchtig, zu athletisch, zu technisch versiert und spielintelligent, als dass ihn "Small Ball", "Skill Ball" oder sonst ein Trend aus dem Konzept hätte bringen können. Sein Mix aus physischer Urgewalt und Basketball-IQ erlaubte ihm, die NBA vor sich herzutreiben - nicht umgekehrt.
Andererseits musste sich auch James einigen Entwicklungen unterwerfen. Aber auch als "Evolutionär" schlug er sich wesentlich besser als die meisten seiner Nebenleute. Während viele von ihnen nicht willens oder fähig waren, sich anzupassen, hat James den Wandel nicht nur verstanden und verinnerlicht, sondern zu seinem Vorteil genutzt.
Evolutionär gut - seine Entwicklung spricht für LeBron James
Ein Beispiel sind Dreier: Zu Beginn seiner Karriere nahm James noch 2,7 - und traf davon nur 29 Prozent. Knapp zehn Jahre später, in seiner effizientesten Saison (2012/13), traf er 40 Prozent bei 3,3 Versuchen. Ein elitärer Wert.
In den folgenden Jahren sind James' Quoten zwar leicht gesunken, jedoch nur, weil das Volumen und auch die Schwierigkeit seiner Dreierversuche drastisch gestiegen sind: In der Vorsaison erreichte James mit 8.0 Dreiern pro Spiel seinen vorläufigen Karriere-Höchstwert (Quote: 36 Prozent).
Zugleich erreichte er mit dieser Spielweise auch den höchsten Punkteschnitt seiner Laufbahn (30.3) - und das auf schonende Weise für seinen noch immer athletischen, aber zunehmend verletzungsanfälligeren Körper. Diesen muss er wesentlich seltener in die Zone wuchten als früher.
Auch andere Facetten, etwa sein Spiel mit dem Rücken zum Korb oder aus der Mitteldistanz trieb James kontinuierlich aufs nächste Level. "Erfahrung ist der beste Lehrer", sagte er dazu bei "ESPN". "Ich habe eine Menge gelernt über die Jahre. Mittlerweile nehme ich den Wurf, den ich möchte."
Nur diese Anpassungsfähigkeit erlaubte James, produktiv zu bleiben. Nur sie erlaubte ihm, drei Franchises zu NBA-Championships zu führen (Miami, Cleveland, Los Angeles), vier Meisterschaften zu erringen, zehn Finals zu erreichen. Und nun den vermeintlich ewigen Punkte-Rekord zu brechen.