Spiel um Platz drei Schweden mit Bronze-Abo - Australien Weltmeister der Herzen
Schweden hat Australiens Traum von der WM-Medaille platzen lassen. In ihrem vierten WM-Spiel um Platz drei gewannen die Europäerinnen zum vierten Mal Bronze. Beim 2:0-Sieg trafen Fridolina Rolfö per Elfmeter (30.) und Kosovare Asllani (62.) per Distanzschuss. Die "Matildas" blieben ohne Podestplatz, beenden die WM dennoch mit der besten Platzierung der Geschichte - und dürfen sich als "Weltmeisterinnen der Herzen" fühlen.
Als Schiedsrichterin Cheryl Foster an diesem australischen Samstagabend in Brisbane zum letzten Mal in die Pfeife blies, sank Kyra Cooney-Cross enttäuscht zu Boden. Caitlin Foord, die nach harten Zweikämpfen am Kopf bandagiert war, schaute mit leerem Blick in die Ferne, Torhüterin Mackenzie Arnold und Abwehrspielerin Ellie Carpenter fassten sich an den Kopf - und bei Sam Kerr flossen ein paar Tränen .
Weltmeisterinnen der Herzen
In 90 intensiven Minuten im Spiel um Platz drei hatte sich Co-Gastgeber Australien im Spiel im Platz drei Schweden 0:2 (0:1) geschlagen geben müssen. Und die Enttäuschung war nicht nur bei den Spielerinnen zu spüren, sondern auch im ausverkauften Stadion in Brisbane. So sehr hatte das ganze Land nach vier intensiven Wochen voller Fußball-Begeisterung, neuen Einschalt-Rekorden im TV, ausgelassener Stimmung in den Stadien und überfüllten Fanmeilen auf eine Medaille gehofft. Die bleibt aus, die "Matildas" dürfen sich aber als "Weltmeisterinnen der Herzen" fühlen. Und so wurden sie auch im Stadion der Surf-Hochburg Brisbane im Osten des Landes gefeiert.
Kerr: "Das waren die besten vier Wochen"
"Es ist traurig, dass es zu Ende ist. Das waren die besten vier Wochen unserer Karriere", sagte die 29-Jährige Kerr später, als ihre Tränen wieder getrocknet waren . "Es wäre schön gewesen, wenn wir uns mit einem Höhepunkt verabschiedet hätten. Aber wir müssen darüber nachdenken und uns vor Augen führen, wie großartig das ist." Einwechslerin Courtney Nevin ergänzte: "Platz vier ist nicht, was wir wollten". Dennoch, so fügte die 21-Jährige hinzu, sei sie stolz: "Es war eine ganz besondere Zeit. Wir haben eine ganze Nation inspiriert."
Ilestedt: "Mega-glücklich"
Schwedens Abwehrchefin Amanda Ilestedt freute sich dagegen am Sportschau-Mikrofon"Nach unserem 2:0 war das Stadion komplett ruhig. Das war natürlich gut für uns". Mit der Medaille um den Hals strahlte sie: "Ich bin gerade mega-glücklich. Das fühlt sich sehr schön an." Auch bei den anderen Schwedinnen überwog die Freude. Nach 1991, 2011 und 2019 holten die Skandinavierinnen erneut eine Medaille. Wolfsburgs Rebecka Blomqvist sagte: "Das fühlt sich gut an, sieht schön aus" und erklärte zum Sieg: "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, das freut mich. Wir haben die Konter von Australien gestoppt und zwei Tore gemacht. Das war wichtig."
Tränen bei Schwedens Seger
Doch es gab nicht nur Heiterkeit im schwedischen Team. Caroline Seger, Schwedens langjähriger Mittelfeldstar, musste bei ihrer letzten WM komplett von der Bank aus zuschauen. Sie verpasste so nicht nur ihr 137. Länderspiel, sondern auch das 21. WM-Spiel. Nach Abpfiff schaute sie betreten drein, musste von Teamkolleginnen getröstet werden: "Sie wollte so gern spielen", sagte etwa Kosovare Asllani vor schwedischen Journalisten: "Ich verstehe sie, das muss hart für sie sein."
Australien überlässt Schweden den Ball
In den 90 Minuten zuvor sah Seger von der Bank aus, dass im Duell der beiden Umschaltteams zunächst Australien den Schwedinnen häufig den Ball überließ. Mit teilweise mehr als 60 Prozent Ballbesitz hatte das Team von Schweden-Coach Peter Gerhardsson zu Beginn so seine Probleme. Die "Matildas" standen hinten dicht, setzten auf schnelle Gegenangriffe - und waren so zu Beginn der Partie das gefährlichere Team. Hayley Raso über rechts und Caitlin Foord über links brachten den Ball immer wieder gefährlich nach vorn. Superstar Sam Kerr wurde dabei häufig gesucht, sie war aber zumeist von der starken Ilestedt abgemeldet.
Latte - Elfmeter - Tor
Bei der besten "Matildas"-Chance entschärfte Schwedens Torhüterin Zecira Musovic einen Raso-Schuss aufs kurze Eck (18.). Das erste Tor im Spiel erzielte dann Schweden: Nach einem Lattenkopfball von Rolfö (26.) wurde ein vorhergehender Zweikampf im Strafraum noch einmal gecheckt. Und da lief Australiens Clare Hunt Schwedens Stina Blackstenius in die Hacken, Schiedsrichterin Cheryl Foster entschied nach Video-Check auf Elfmeter. Und den verwandelte Rolfö sicher - Australiens Torfrau Mackenzie Arnold war zwar in der linken Ecke, kam aber nicht an den platziert getretenen Ball (30.).
Die "Matildas" brauchten etwas, um den Rückstand zu verdauen. Schweden blieb in der nun hitziger werdenden Partie am Drücker. In der Nachspielzeit verhinderte Australiens starke Arnold das 0:2. Einen straffen Schuss von Asllani konnte die 29-Jährige in höchster Not zur Seite abwehren (45.+2).
Nur ein Kerr-Torschuss, Asllani entscheidet das Spiel
Mit dem erwarteten Druck und Schwung kamen die vom schwedischen Coach Tony Gustavsson trainierten "Matildas" aus der Pause. Die besseren Chancen hatte erneut Schweden: Asllani scheiterte zunächst nach toller Vorarbeit von Elin Rubensson noch an der "Matildas"-Abwehr (52.). Kurz darauf entschied die Offensivspielerin von AC Mailand dann aber die Partie: Nach Blackstenius-Ball in den Rücken der Abwehr traf Asllani aus 16 Metern ins rechte untere Eck (62.).
Polkinghorne vergibt Anschluss
Australien gab sich nicht auf und rannte weiter an - aber zumeist kopflos. Dennoch hätte der Anschluss fallen können. Doch bei der besten Chance zum 1:2 schoss Clare Polkinghorne Schwedens Torfrau Musovic aus Nahdistanz an (70.). Es war die letzte Großchance der Gastgeberinnen im Spiel.
Jubel und Tränen in Australien - Keine Party in Schweden
Nach dem Abpfiff wurden die "Matildas" dennoch gefeiert - und nicht nur bei Aushängeschild Kerr flossen Tränen. Der australische Star will auch in vier Jahren noch am Start sein. Mit aktuell 16 WM-Spielen könnte sie 2027 in den "Klub der 20er" aufsteigen.
Schweden reist zum vierten Mal mit WM-Bronze nach Hause - dort wird aber erstmal nicht gefeiert. Wegen Terrorgefahr sagten Schwedens Behörden vorerst alle Feierlichkeiten ab. Eine Party für die "Tre Kronor" und ihr viertes Bronze soll später in geschütztem Rahmen nachgeholt werden.