Von 1991 bis 2023 Die Geschichte der Frauenfußball-WM
Erst 1991 gibt es das erste WM-Turnier für die Fußballerinnen. Es siegen die USA, die auch Rekord-Weltmeister sind. Deutschland holt 2003 und 2007 den Titel. Ein Rückblick auf alle Weltmeisterschaften.
1991: USA gewinnen bei der Premiere in China
Zwölf Teams spielen bei der ersten Frauen-WM um den Titel. Deutschland gehört als Europameister zu den Mitfavoriten, scheitert aber im Halbfinale mit 2:5 an den USA. Auch das Spiel um Platz drei geht verloren - mit 0:4 gegen Schweden.
Die Amerikanerinnen sind nicht nur in der Partie gegen Deutschland kaum zu stoppen. Sie haben in Carin Jennings, Michelle Akers und April Heinrichs ein überragendes Offensivtrio, das von den chinesischen Medien als"dreischneidiges Schwert" tituliert wird. Akers markiert beim 7:0 im Viertelfinale gegen Taiwan fünf Tore und wird mit insgesamt zehn Treffern auch Torschützenkönigin.
Im Finale ist sie ebenfalls die entscheidende Spielerin: Sie erzielt vor mehr als 60.000 Zuschauern beide Treffer beim 2:1 gegen Norwegen.
1995: Norwegen nimmt Revanche
Beim zweiten WM-Turnier, das in Schweden ausgetragen wird, gelingt den Norwegerinnen die Revanche gegen die USA: Von Trainerfuchs Even Pellerud perfekt eingestellt, schalten die Skandinavierinnen im Halbfinale den Titelverteidiger aus und gewinnen mit 1:0.
Gegner im Endspiel ist Deutschland. Beim Team von Trainer Gero Bisanz macht die 17 Jahre alte Birgit Prinz erstmals international auf sich aufmerksam. Doch im Finale trifft sie nicht. Norwegen entscheidet die Partie in Solna mit 2:0 für sich.
1999: Heimsieg für die USA
Groß zu denken, gehört zum Lebensstil in den USA - und so finden die Partien mit wenigen Ausnahmen in großen Football-Arenen statt. Der Plan geht auf: Fast 38.000 Zuschauer im Schnitt verfolgen die WM-Spiele.
Für die Gastgeberinnen zählt natürlich nur der Titel. Doch fast wird die deutsche Elf im Viertelfinale zum Stolperstein. Die DFB-Auswahl geht zweimal in Führung und verliert am Ende unglücklich mit 2:3. Anschließend schalten die USA Brasilien mit 2:0 aus und treffen im Endspiel auf China, das im Halbfinale Norwegen mit 5:0 deklassiert hat.
90.000 Zuschauer im Rose Bowl von Pasadena sehen eine ausgeglichene, aber torlose Partie, die im Elfmeterschießen entschieden wird. Brandi Chastain verwandelt schließlich den entscheidenden Elfmeter und reißt sich vor Freude das Trikot herunter. Das Bild von der am Oberkörper nur noch mit einem schwarzen Sport-BH bekleideten Abwehrspielerin geht um die Welt.
Jahr | Sieger | Zweiter | Final-Ergebnis | Torschützenkönigin | |
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1991 (China) | USA | Norwegen | 2:1 | Michelle Akers (USA/10) | |
1995 (Schweden) | Norwegen | Deutschland | 2:0 | Ann Kristin Aarønes (NOR/6) | |
1999 (USA) | USA | China | 5:4 n.E. | Sissi (BRA) / Sun Wen (CHN) je 6 | |
2003 (USA) | Deutschland | Schweden | 2:1 (Golden Goal) | Birgit Prinz (GER/7) | |
2007 (China) | Deutschland | Brasilien | 2:0 | Marta (BRA/7) | |
2011 (Deutschland) | Japan | USA | 5:3 n.E. | Homare Sawa (JPN/5) | |
2015 (Kanada) | USA | Japan | 5:2 | Celia Sasic (GER) / Carli Lloyd (USA) je 6 | |
2019 (Frankreich) | USA | Niederlande | 2:0 | Megan Rapinoe (USA) / Alex Morgan (USA) / Ellen White (ENG) je 6 |
2003: Künzer köpft Deutschland zum WM-Titel
Auch die Weltmeisterschaft 2003 wird in den USA ausgetragen. Eigentlich sollte in China gespielt werden, aufgrund der Sars-Pandemie wird das Turnier aber von Asien nach Nordamerika verlegt.
Für die deutsche Mannschaft ist die WM ein Meilenstein. Die Auswahl von Trainerin Tina Theune-Meyer stürmt durch das Turnier, angeführt von Torschützenkönigin Birgit Prinz.
In der Vorrunde schießt die DFB-Elf 13 Treffer in drei Partien, das Viertelfinale wird mit 7:1 gegen Russland gewonnen – im Halbfinale wirft Deutschland Titelverteidiger USA aus dem Turnier und gewinnt mit 3:0.
Das Endspiel gegen Schweden ist hochdramatisch und wird durch Golden Goal in der 98. Minute entschieden. Beim Stand von 1:1 schraubt sich Nia Künzer nach einem Freistoß von Renate Lingor in die Luft und köpft die deutsche Mannschaft zum WM-Titel.
2007: Das perfekte Turnier - DFB-Team verteidigt Titel
Deutschland schreibt bei der WM in China Fußball-Geschichte. Erstmals gelingt es einem Land, seinen Titel zu verteidigen. Zudem feiert die DFB-Auswahl mit dem 11:0-Auftakterfolg gegen Argentinien den bis dahin höchsten Sieg in der Weltmeisterschaftshistorie und bleibt im gesamten Turnier ohne Gegentor.
Souveräner Gruppensieg, Viertelfinal-Erfolg gegen Nordkorea und ein 3:0-Halbfinalsieg gegen Norwegen: Die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid beeindruckt durch Geschlossenheit und Kompaktheit. Im Endspiel wartet Brasilien um Superstar Marta, die zur tragischen Heldin wird.
Die deutschen Fußballerinnen bejubeln den WM-Sieg 2007.
Deutschland hat Glück bei einem Pfostenschuss von Daniela und geht in der 52. Minute durch Birgit Prinz in Führung. Dann gibt es Elfmeter für die Seleção: Marta will den Ausgleich erzielen, doch Keeperin Nadine Angerer ist bei dieser WM nicht zu bezwingen und hält.
Dann erlöst Simone Laudehr die DFB-Elf mit einem Kopfball nach einer Ecke von Renate Lingor (86.). Die DFB-Elf ist erneut Weltmeister. "Es war das perfekte Turnier", sagt Neid.
2011: Böses Erwachen aus dem Sommermärchen
Deutschland will beim Turnier im eigenen Land den dritten WM-Titel in Serie gewinnen. Es folgt eine bittere Enttäuschung. Dabei beeindruckt der Gastgeber in der Vorrunde mit Siegen gegen Frankreich, Nigeria und Kanada.
Das Viertelfinale gegen Japan sehen viele als lockere Zwischenstation auf dem Weg Richtung Endspiel. Doch der Außenseiter entnervt die DFB-Auswahl mit kompakter Defensive, es geht in die Verlängerung. Deutschland ist der große Druck deutlich anzumerken. Dies nutzen die Japanerinnen und erzielen in der 108. Minute den Siegtreffer.
Die große WM-Party ist für die Neid-Auswahl viel zu früh vorbei. Ganz anders sieht es für Japan aus. Das Team wächst über sich hinaus und bezwingt schließlich im Finale die USA im Elfmeterschießen.
2015: Die USA zum Dritten
Vor der Weltmeisterschaft in Kanada wird vor allem über den Untergrund diskutiert. Erstmals in der WM-Geschichte wird auf Kunstrasen gespielt, zum ersten Mal nehmen 24 Teams teil. Die DFB-Auswahl gewinnt ihre Gruppe und trifft im ersten K.o.-Spiel auf Schweden. Die Skandinavierinnen sind aber nicht mehr das Topteam vergangener Jahre, mit 4:1 setzt sich Deutschland durch.
Deutlich schwieriger wird es im Viertelfinale gegen Frankreich: Keeperin Nadine Angerer pariert im Elfmeterschießen gegen Claire Lavogez, alle deutschen Schützinnen treffen, sodass die DFB-Elf ins Halbfinale gegen die USA einzieht.
Die Amerikanerinnen sind das bessere Team und gewinnen verdient mit 2:0. Trotzdem ist auch einiges Pech dabei. Celia Sasic verschießt beim Stand von 0:0 einen Strafstoß, die USA gehen durch einen unberechtigten Elfmeter in Führung.
Das Endspiel ist eine Neuauflage der Partie von 2011: Japan heißt der Gegner der Amerikanerinnen. Die Partie ist jedoch so einseitig wie kein Finale zuvor. Nach 16 Minuten führen die USA bereits mit 4:0, drei Treffer markiert Carli Lloyd. Am Ende steht es 5:2.
2019: DFB-Team scheitert bereits im Viertelfinale
Die deutsche Mannschaft befindet sich bei der WM in Frankreich in einer Umbruchsphase. Erstmals trainiert Martina Voss-Tecklenburg das Team bei einem großen Turnier. Im Kader sind einige junge Spielerinnen, die ihre Rolle noch finden müssen. "Wir sind eine Mannschaft, die im Prozess ist", sagt Voss-Tecklenburg.
Und für diese Mannschaft endet das Turnier nach einer guten Vorrunde und einem 3:0-Erfolg im Achtelfinale gegen Nigeria abrupt im Viertelfinale: 1:2 gegen Schweden.
Überragendes Team der WM sind die USA. Im Auftaktspiel gibt es ein 13:0 gegen Thailand. In der K.o-Phase siegen die US-Fußballerinnen jeweils mit 2:1 gegen Spanien, Frankreich und England. Im Finale werden die Niederlande mit 2:0 geschlagen.
Superstar Megan Rapinoe wird als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet und erhält den "Goldenen Schuh" als beste Torschützin. Auch im Finale ist sie zur Stelle und markiert das 1:0.
2023: Spanien erstmals Weltmeister – DFB-Team erstmals in Vorrunde raus
Noch zeitiger als 2019 muss das deutsche Team bei den Titelkämpfen 2023 in Australien und Neuseeland abreisen. Die DFB-Frauen scheitern bereits in der Vorrunde – das gab es vorher in der Geschichte noch nie (oder: Bisher nur bei den Männern).
Das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg setzt sich im Auftaktspiel zwar überlegen 6:0 gegen Marokko durch. Nach einer 1:2-Niederlage gegen den späteren Viertelfinalisten Kolumbien stehen die Deutschen aber plötzlich unter Druck. Im abschließenden letzten Gruppenspiel kommen Alexandra Popp und Co. dann aber nicht über ein 1:1 gegen Südkorea hinaus. Voss-Tecklenburg bleibt trotzdem im Amt. "Ich bin noch nie weggelaufen", sagt sie auf einer kurz nach dem WM-Aus einberufenen Analyse-Pressekonferenz.
Deutschland ist nicht das einzige Team, das früh scheitert. Mitfavorit Brasilien mit der früheren Weltfußballerin Marta fliegt ebenfalls in der Vorrunde raus, der vierfache Weltmeister USA mit Megan Rapinoe fliegt im Achtelfinale raus. Für beide Superstars ist es das Ende ihrer WM-Karriere. Und auch Japan, das bis dahin spielerisch und technisch beste Team, muss sich gegen die Schwedinnen geschlagen geben. Im Viertelfinale ist für den Weltmeister von 2011 Endstation.
Das Turnier wird in Gedächtnis bleiben als WM der "Matildas" – die australischen Co-Gastgeberinnen werden von einer Euphoriewelle im Land bis ins Halbfinale getragen. Außerdem beeindrucken die Leistungen so genannter "kleiner Teams": Erstmals schaffen es mit Nigeria, Südafrika und Marokko drei afrikanische Länder in die K.o.-Runde. Mit Kolumbien wird ein weiterer Underdog erst im Viertelfinale gestoppt.
Im Finale kommt es dann zum Duell zweier Neulinge: Spanien trifft auf England. Das Duell der Gegensätze, spanischer Ballbesitz und Eleganz trifft auf englische Power und Wucht. Den WM-Pokal in die Höhe recken dürfen schließlich die Spanierinnen. Ein Tor von Olga Carmona entscheidet die Partie vor 75.000 Zuschauern im Olympiastadion von Sydney.